Phela & Tex in Leipzig Phela & Tex in Leipzig: Voller Melancholie

Leipzig - Phela kommt aus Bayern, singt und schreibt ihre Titel selbst und ist gerade auf ihrer ersten Solo-Tour unterwegs. Obwohl, noch nicht ganz. Gemeinsam mit der 26-Jährigen auf der Bühne steht der Musiker und Sänger Tex, der vor allem durch die Moderation der Reihe „TV Noir“ bekannt wurde, einer Mischung aus Live-Musik und Talk. Beide singen Lieder vom Lieben und von Liebenden, von Vergänglichkeit und Neuanfängen. Auf Deutsch. Mal solo und mal im Duett. Am 1. März gastieren Phela und Tex in Leipzig, um 20 Uhr spielen sie mit Band im UT Connewitz. Im Gespräch mit Kornelia Noack erzählt die sympathische Sängerin, wie sie es von einem bayrischen Bauernhof auf die Bühne geschafft hat und warum ihre erste Platte so melancholisch geworden ist.
Phela, Sie waren schon als Vorband für Künstler wie Andreas Bourani und Philipp Poisel unterwegs. Nun stehen Sie, gemeinsam mit Tex, erstmals selbst als Hauptakteurin auf der Bühne. Wie fühlt sich das an?
Phela: Total verrückt! Tex und ich stellen immer wieder fest, dass es gerade mal ein Jahr her ist, dass ich mein erstes Konzert gespielt habe. Seitdem ist so unglaublich viel passiert. Und jetzt dürfen wir diese Tour spielen, bei der ich eben das erste Mal nicht mehr im Vorprogramm bin, sondern die Leute wirklich wegen mir kommen - und natürlich auch wegen Tex. Das macht so unfassbar viel Spaß!
Wie ging es denn im vergangenen Jahr so schnell bergauf?
Phela: Ich glaube, ich hatte einen sehr vollen Terminkalender. Zuerst habe ich Support gespielt für Max Prosa, dann für Alin Coen, einer sehr guten Freundin von mir, dann kam Andreas Bourani, Philipp Poisel, Tonbandgerät... es waren viele verschiedene Künstler vor teilweise sehr großem Publikum. Und ich bin selbst noch ein bisschen rumgetingelt, auch in Österreich. Wir haben einfach sehr viel gespielt und ich denke, dass das ein Publikum akquiriert hat. Dann kam das Album raus, das im Radio lief. Vielleicht hat das alles dazu geführt, dass viele neugierig geworden sind, wie das live klingt. Und ich bin einfach total dankbar dafür!
Welches Feedback erhalten Sie von den Zuhörern nach den Konzerten?
Phela: Jetzt bei der Tour erhalte ich so viel Feedback wie noch nie. Gerade wenn ich nach den Konzerten CDs signiere, suche ich den Kontakt mit den Menschen. Es bedeutet mir sehr viel, wenn man sich austauschen kann. Und da kommt soviel! Man merkt es an den Besucherzahlen, am Applaus, an den Zugabe-Rufen, an den Leuten, die die Songs mitsingen. Ich bin immer total überrascht, wenn jemand eine Zeile kennt. Da hatten wir ganz tolle Momente in Magdeburg, wo das Publikum mitgeklatscht hat und die Songs auswendig konnte. Das war sehr sehr schön!
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Musiker Tex?
Phela: Vor einem Jahr hat Tex eine Sängerin gesucht, die ihn bei der Tour mit der Musikerin Maxim begleitet und Backings singt. Er hatte erst Alin Coen gefragt, die mich vorschlug. Als Tex mich angerufen hat, war das auch für mich eine große Überraschung, und es ging dann alles ratzfatz. Wir haben uns getroffen, es hat sofort geklappt und wir sind zusammen mit Maxim auf Tournee gegangen. Es war so harmonisch, dass er mich zum SecretFestival eingeladen hat, bei dem „TV Noir“ eine große Bühne hatte. Und so kam eins zum andern. Im Herbst kam dann die Idee auf, gemeinsam auf Tour zu gehen. Für uns ist es noch immer ein bisschen verrückt, dass das alles erst ein Jahr her ist.
Was erwartet das Publikum bei Ihrem Auftritt in Leipzig?
Phela: Eine sehr interessante Mischung, weil wir zwei Bands auf der Bühne sind. Tex ist zwar alleine, aber wir kombinieren auch, das heißt teilweise spielen meine Jungs oder ich bei ihm mit und natürlich spiele ich mit meiner Band meine Songs. Es ist ein sehr buntes Programm. Nach den Konzerten hören wir oft von den Zuhörern, dass es sehr emotional ist. Es wird in jedem Fall abwechslungsreich und tief, von laut bis leise haben wir eine große Palette dabei.
So wurde die Geigerin Phela zur Sängerin.
Sie haben Ihr Debütalbum „Seite 24“ herausgebracht. Wie würden Sie selbst Ihre Musik beschreiben?
Phela: Man muss dazu sagen, dass mein Album anders klingt als die Musik, die ich jetzt live spiele. Die CD ist seit einem Jahr fertig, und nach der Veröffentlichung hat sich noch mal sehr viel verändert. Das Album habe ich allein aufgenommen und jetzt stehe ich mit einer Band auf der Bühne. Das merkt man drastisch, was es aber auch total spannend macht. Wir spielen mit den Kontrasten. Es gibt akustische Elemente, wir haben mit Geige und Cello zwei Streichinstrumente dabei, und mischen diese mit modernen Sounds mit Drums und E-Gitarre. Wir versuchen, einen Twist aus diesen beiden Welten zu schaffen. Aber es ist auch leise und sanft. Und ich singe auf Deutsch, ich erzähle Geschichten aus meinem Leben.
Dennoch werden Sie sicher schnell in die Ecke Deutsch-Pop gestellt…
Phela: Bei dem Album kann ich das total verstehen. Das ist auf jeden Fall Deutsch-Pop. Und ich möchte mich jetzt auch nicht davon distanzieren, aber ich merke, dass ich mich sehr stark weiterentwickelt und verändert habe, eben weil mir dieser Band-Sound immer wichtiger wird. Ich glaube, dass es sich irgendwo zwischen Pop, Folk und Indie bewegt, aber garantiert nicht Deutsch-Pop. Dafür sind wir zu speziell. Oft nutzen wird einfach das, was wir auf der Bühne haben und lassen uns nicht so gern in ein Korsett pressen.
Haben Sie musikalische Vorbilder? Welche Künstler beeinflussen Sie?
Phela: Ich bin großer Fan von Sophie Hunger, Soap & Skin und natürlich auch Bob Dylan, Neil Young und Leonard Cohen, also die alten Meister.
War Ihnen von vornherein klar, dass Sie auf Deutsch singen möchten?
Phela: Ehrlich gesagt nein. Mit 16 hab ich meinen ersten Song geschrieben - auf Englisch. Später habe ich dann aber gemerkt, dass ich mich auf Deutsch viel besser ausdrücken kann, die Sprache, in der ich lebe, fühle und denke und liebe. Es ist für mich so intim, Menschen meine Geschichten zu erzählen, dass ich auch so ehrlich sein möchte, es in meiner Sprache zu tun. Auch, weil mir die Nuancen ganz wichtig sind. Ich glaube, ich bin niemand, der Standardformeln verwendet, sondern ich nutze meine eigene Sprache. Da fiel es mir schwer, im Englischen den richtigen Ausdruck zu finden. Das gelingt mir im Deutschen einfach authentischer.
Sie sind auf einem Bauernhof in Bayern aufgewachsen. Wie schafft man es von dort zur Musikerin, die nun auf Tour ist?
Phela: Das war kein klassischer Bauernhof. Mein Vater ist Künstler und hatte sich diesen alten Hof gekauft. Es gab also während meiner Kindheit viel künstlerischen Spirit. Mein Vater ist auch viel rumgereist und hat meine Schwester und mich mitgenommen. Es war für mich immer klar, dass es eine Welt außerhalb Bayerns gibt. Und es hat mich auch früh angezogen, mich in der Welt umzugucken, ich bin mit Musik und Kunst groß geworden und das prägt einen. Ich liebe es, auf dem Land zu sein. Aber ich wusste immer, es wird eine Zeit geben, da muss ich dann mal los und die Welt kennenlernen und meinen Horizont erweitern.
Sie waren dann in Paris und Hannover und leben jetzt in Berlin. Sind Sie ein ratsloser Mensch?
Phela: Ich bin auf jeden Fall ein sehr freiheitsliebender Mensch. Ich reise sehr, sehr gern herum. Auch auf der Tour jetzt genieße ich das unheimlich. Aber ich brauche auch meinen Rückzugsort und kehre gern an einen Ort zurück, um mich dort einzunisten und auch allein zu sein. Aber ich glaube nicht, dass ich ein Mensch bin, der lange gern am selben Ort bleibt. Ich brauche öfter mal was Neues.
Und wo und wie fühlen Sie sich dann heimisch?
Phela: Tatsächlich mit mir selbst. Ich habe jahrelang die Heimat in mir selber gesucht. Ich war ja Geigerin und das war eine interessante Zeit, erst nach dem Abitur habe ich angefangen zu singen. Da habe ich gemerkt, dass da noch mehr ist. Ich habe viel und lange gesucht, wo ich denn hin möchte. Und jetzt weiß ich, sobald ich mit den Jungs unterwegs bin und auf der Bühne stehe, geht es mir gut. Das ist meine Heimat, einfach dieses Leben zu führen mit Menschen um mich herum, die ich mag. Das ist das größte Glück für mich, dann fühle ich mich zu Hause. Ich brauche da keinen Ort dafür.
Sie sind eine begnadete Geigerin, haben als Teenager viele Preise gewonnen. Wann haben Sie gemerkt, dass das Singen Ihre Leidenschaft ist?
Phela: Das kam sehr überraschend für mich. Ich war als Kind sehr sehr schüchtern und scheu und habe mich immer hinter meiner größeren Schwester versteckt. Mit vier Jahren habe ich angefangen, Geige zu spielen, habe an klassischen Wettbewerben teilgenommen und im Orchester gespielt. Alle um mich herum dachten, dass ich eine Solokarriere anstrebe. Als ich 15 war, habe ich das Geigespielen abgebrochen, zum Schock meiner Eltern und meines Lehrers. Ich wusste gar nicht wirklich warum, nur dass es so nicht weitergehen kann. Ich habe angefangen, Texte zu schreiben, ohne zu wissen, dass ich die mal vertonen würde, und zu singen, ganz scheu im stillen Kämmerlein. Es hat wirklich lang gedauert, dass ich mich getraut habe, an die Öffentlichkeit zu gehen. Deswegen ist es für mich noch immer unglaublich, dass ich jetzt beides kombinieren kann, Geige und Gesang. Dass Menschen meine Stimme mögen und mir zuhören, das ist für mich ein Riesengeschenk.
Sie schreiben alle Texte selbst, die oft sehr melancholisch sind und sich rund um die Liebe drehen. Wie autobiografisch sind Ihre Zeilen?
Phela: Zu 100 Prozent. Ich habe mal versucht, über Klimawandel zu schreiben, das hat nicht funktioniert (lacht). Ich weiß, dass man mir oft vorsagt, dass ich nur über Liebe schreibe, doch der Witz ist ja, dass es nicht nur um Liebe geht. Aber es sind natürlich sehr emotionale Lieder, da hatte sich sehr viel angestaut, was ich loswerden wollte. Zudem ging zu dem Zeitpunkt eine große Beziehung zu Ende. Es gab also viele emotionale Faktoren, die das Album so melancholisch machen. Aber ich bin nicht nur romantisch und traurig, sondern ein unheimlich lebensfroher und lustiger Mensch. Das möchte ich beim nächsten Album auch gern zeigen.
Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus?
Phela: Nach der Tour habe ich ein paar Wochen frei, in denen ich in Berlin schreiben möchte. Dann gebe ich noch einige Konzerte in Österreich, worauf ich mich schon freue. Und im April, Mai möchte ich mich mit meiner Band zurückziehen, wir wollen uns auf dem Hof bei meinem Vater einnisten und Songs schreiben und vielleicht schon eine Vorproduktion für das neue Album starten.
Woher kommt eigentlich der Name Phela? Ist das ein Künstlername?
Phela: Das ist tatsächlich mein Spitzname. Meine Schwester hat ihn mir als Kind gegeben, weil sie meinen richtigen Namen Raphaela nicht aussprechen konnte. Da kam dann Phela raus und seitdem heiße ich so. Ich mag den Namen gern. Vor allem wundern sich Menschen, die meinen richtigen Namen nicht kennen. Das finde ich ganz interessant. Ich betrachte mich ja auch nicht als typische Popsängerin, sondern komme schon aus einer spezielleren Ecke. Das ist ein schöner Nebeneffekt bei dem Namen.
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