Moppi-Tasse für 450 Euro Moppi-Tasse auf Weihnachtsmarkt Leipzig: Fantasiepreise im Intenet
Leipzig - 899 Euro plus 5,99 Euro Versand - was für ein Angebot bei einem der größten Online-Marktplätze der Welt: Ein vierteiliges Tassen-Set mit Moppi, Pittiplatsch, Schnatterinchen und dem Sandmann als Motiv. Das ist ein Wert von circa 224 Euro pro Tasse - ohne Versand und ohne Heißgetränk.
„Ich weiß nicht, ob ein Mensch 200 Euro dafür bezahlt", bezweifelt Walter Ebert, Leiter des Marktamtes in Leipzig. Er kenne bisher auch niemanden, der wirklich bereit ist so viel Geld für eine der Leipziger Weihnachtsmarkt-Kindertasse zu zahlen.
Auf Online-Verkaufsplattformen versuchen trotzdem einige, die Motiv-Tassen mit den Kult-Figuren aus der DDR für horrende Preise zu verkaufen. Mal als Set, mal einzeln. So wird beispielsweise eine Kindertasse mit dem DDR-Kult-Hund „Moppi" im Internet einzeln für 450 Euro per Sofort-Kauf-Option angeboten. Immerhin: Hier ist der Versand kostenlos. Der Marktleiter unterstützt solche Angebote nicht und rät auch niemanden dazu, sich solchen „Fantasiepreisen" hinzugeben, wie er der MZ auf Anfrage erzählt.
Moppi-Tasse zum „Fantasiepreis": 450 Euro statt 2,50 Euro
Billiger geht das für einen gewissen Zeitraum auf jeden Fall, denn die beliebten Motiv-Tassen können Besucher auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt bei einem von 69 Ständen erwerben, wenn sie sich einen Kinderpunsch bestellen. Kostenpunkt: 2,50 Euro Tassen-Pfand plus 200 Milliliter alkoholfreies Heißgetränk für etwa 2,50 bis 3 Euro.
Der Haken: Die Stückzahl der Tassen ist begrenzt und das macht sie so heiß begehrt. In diesem Jahr gab es insgesamt 14.000 Tassen mit Moppi als Motiv und zusätzlich 2.000 Tassen mit Schnatterinchen und 1.000 mit Pittiplatsch als Neuauflagen. Dabei wurden die Tassen gestaffelt herausgegeben und auch die Händler auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt dürfen frei darüber entscheiden, in welchen Etappen sie die Tassen zur Verfügung stellen.
„Manche Händler haben noch eine Stiege der beliebten Motiv-Tassen in der Hinterhand und bis gestern gab es auch noch welche. Heute glaube ich allerdings, dass nun alle ausverkauft sind. Die Händler sind uns gegenüber aber auch nicht verpflichtet aufzuführen, wann wie viele Tassen über die Ladentheke gingen", so Marktleiter Ebert und betont, dass die Kinder-Tassen nicht für den freien Verkauf bestimmt sind, sondern nur in Kombination mit einem alkoholfreien Heißgetränk einer Weihnachtsmarkt-Bude.
Moppi, Schnatterinchen und Co.: Sammel-Tassen an 69 Weihnachtsmarkt-Ständen
Ebert betont das explizit, weil tatsächlich schon Leute zu ihm ins Büro kamen, um eine der gehypten Tassen zu kaufen. Da ist der Marktleiter auch konsequent: Es gibt keine Ausnahmen. Er könne zwar auch die rund 50 bis 60 Menschen verstehen, die ihm ausführlich E-Mails geschrieben haben, warum gerade sie eine solche Tasse verdienen und haben müssen, jedoch sei es für ihn nur fair, dass über die Händler der Marktbuden laufen zu lassen. So habe jeder die gleiche Chance, meint Ebert.
Es ist das vierte Jahr in Folge, dass die Sammel-Tassen extra für den Leipziger Weihnachtsmarkt produziert wurden und mit jedem Jahr stieg der Hype an. 2016 startete es mit dem Sandmann als Motiv. Da gab es jedoch noch kein großes Interesse: „Von 8.000 Tassen gingen am Ende des Weihnachtsmarktes 5.000 wieder zurück ins Lager", berichtet Ebert.
Als 2017 Pittiplatsch die Tassen zierte und 2018 Schnatterinchen wurden wohl den meisten Besuchern bewusst, dass es sich hierbei um eine Reihe handelt. Angekündigt waren insgesamt sechs Sammel-Motive, jedoch hält sich der Marktleiter bedeckt, was die kommenden Jahre betrifft.
Moppi, Pittiplatsch und Co.: Was können Besucher 2020 erwarten?
Das habe verschiedene Gründe: Einerseits sollen sich die Besucher überraschen lassen und andererseits müsse jedes Jahr erneut eine Lizenz ausgehandelt werden. Denn die DDR-Kultfiguren sind rechtlich geschützt und können nicht einfach eigenständig produziert werden. Ebert erklärt, dass nicht nur für die Produktion der Tassen Kosten anfallen, sondern eben auch für die Erlaubnis, die Figuren abzudrucken.
Somit muss erst noch Anfang kommendes Jahres verhandelt werden, welches Motiv verwendet werden darf und wie viel die Lizenz kosten wird. Deshalb könne Ebert auch noch nicht versprechen, dass der Tassenpfand bei 2,50 Euro bestehen bleibt.
Nach den abgeschlossenen Verhandlungen gehen die neuen Tassen im März 2020 in Produktion. Der Produzent brauche auch ein halbes bis dreiviertel Jahr Vorlauf. Technisch sei das nicht anders möglich und deshalb könne dann auch nicht im Dezember nach Ausverkauf einer beliebten Sammeltasse „einfach mal so" neue nachbestellt werden, wie er in zahlreichen E-Mails darum gebeten wurde.
Trotz der „Beschwerde-Mails" über die schnell vergriffenen Motiv-Tassen freue Ebert sich, dass die Idee bei den meisten als spaßige und schöne Aktion anerkannt wird. Er freue sich auch über schöne Collagen, wie sie im Internet immer wieder auftauchen. Besonders witzig fand er, wie jemand eine Moppi-Tasse in das Grüne Gewölbe gephotoshopt hat.
Das können diejenigen tun, denen die Lieblingstasse noch fehlt:
Ebert hat abschließend noch einen Tipp an alle, die dieses Jahr keine Tasse mit ihrem Lieblingsmotiv bekommen haben: „Wartet mal bis Anfang des Jahres, dann gehen auch die Preise wieder runter." Denn so war auch die Erfahrung mit den Online-Angeboten der Sammel-Tassen aus den letzten Jahren.
So waren die beliebten Tassen im März bereits für etwa sechs Euro zu erhalten. Außerdem war auch in diesem Jahr zu sehen: Von Pittiplatsch und Schnatterinchen gab es auch 2019 Neuauflagen, die für 2,50 Euro Tassenpfand auf dem Weihnachtsmarkt wie gehabt erworben werden konnten. (mz/kh)