1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Leipzig
  6. >
  7. Höchstes Wohnhaus der DDR: Höchstes Wohnhaus der DDR: Wohnen unter dem Doppel-M in Leipzig

Höchstes Wohnhaus der DDR Höchstes Wohnhaus der DDR: Wohnen unter dem Doppel-M in Leipzig

Von Birgit Zimmermann 06.09.2016, 06:35
Kombiniert: Das Hochhaus Wintergartenstraße hinter den Figuren vom Mende-Brunnen auf dem Augustusplatz in Leipzig.
Kombiniert: Das Hochhaus Wintergartenstraße hinter den Figuren vom Mende-Brunnen auf dem Augustusplatz in Leipzig. dpa-Zentralbild

Leipzig - Wenn in Leipzig zwei Buchstaben stillstehen, dann ist in der Zentrale der kommunalen Wohnungsgesellschaft LWB Alarm. „Dann kriegen wir einen Haufen aufgeregte Anrufe: „Das Doppel-M dreht sich nicht!““, erzählt LWB-Geschäftsstellen-Leiterin Kathrin Welz.

Das „Doppel-M“ ist eine Leuchtreklame der Leipziger Messe und dreht sich auf einem nicht minder bekannten Wahrzeichen der Stadt: dem Wintergartenhochhaus. Dieses Gebäude, einst höchstes Wohnhochhaus der DDR, haben die Leipziger ähnlich ins Herz geschlossen wie das „Doppel-M“. Wohnen im Wintergartenhochhaus ist seit einigen Jahren wieder so begehrt wie früher.

Wohnturm mit 26 Etagen

„Wenn Sie jetzt eine Wohnung im Wintergartenhochhaus haben wollten - dann müssten Sie erstmal warten, bis eine frei wird. Und dann hätten Sie noch fünf, sechs andere Interessenten vor sich“, sagt Welz. Und dass, obwohl das „WIGA“ mit seinen 94,5 Metern und 26 Wohnetagen ein regelrechter Wohnturm ist und optisch seine 60er/70er Jahre-Wurzeln nicht leugnen kann. Was also macht das Leben im DDR-Hochhaus direkt neben dem Leipziger Hauptbahnhof wieder so attraktiv?

Gisela Piontek bittet auf ihren Balkon. Die 82-Jährige wohnt in der 24. Etage - und hat einen sensationellen Ausblick auf die Stadt. „Es ist einfach ein sehr schönes Wohnen hier“, sagt Piontek. In den unteren Gewerbeetagen gebe es Ärzte, ein Verein kümmere sich um Unterstützung für die vielfach älteren Bewohner. Piontek wohnt seit 1992 im Hochhaus.

„Als DDR-Bürger stand man immer so ein bisschen ehrfurchtsvoll davor - einmal so eine Wohnung sehen...“, sagt LWB-Mitarbeiterin Welz. Das Wintergartenhochhaus galt als Luxus und war „verdienten Bürgern“ vorbehalten. Während die rund 200 Wohnungen zu DDR-Zeiten für die meisten also ein unerfüllbarer Traum blieben, ging es nach dem Mauerfall mit dem Hochhaus bergab. Die Nähe zum Hauptbahnhof - jahrelang ein Vorteil - verkehrte sich zu einem Nachteil: Drogen, Prostitution, Kriminalität kamen. Zudem bröckelte die Bausubstanz. Dass das „WIGA“ dann 2004 saniert werden konnte, hängt mit Leipzigs Olympiaträumen zusammen.

Hochhaus wieder attraktiv

Die Stadt bewarb sich als Ausrichter für die Olympischen Spiele 2012. Das Hochhaus war Teil des Beherbergungskonzeptes. Nach der Sanierung unternahm die LWB einiges, um das Hochhaus wieder attraktiv zu machen - unter anderem mit einem Concierge: Uwe Busch (60) ist Ansprechpartner für die Mieter, meldet Reparaturen an, nimmt Pakete entgegen, wenn die Boten vergebens in den Etagen geklingelt haben.

Egal wen man im oder zum Hochhaus fragt - alle scheinen das Bauwerk irgendwie zu mögen. Auch der ehemalige Leipziger Chefarchitekt Horst Siegel (82), auf den der Entwurf für das Haus von 1967/68 zurückgeht, sagt Jahrzehnte später: „Mein Blick auf das Wintergartenhochhaus ist ungetrübt positiv geblieben. Wir strebten Nachhaltigkeit an - und haben sie erhalten.“  (dpa)