Antonov AN-225 Antonov AN-225: Riesenflieger lässt sich seltener am Flughafen Leipzig/Halle sehen
Leipzig - 88,40 Meter Spannweite. 85,3 Meter lang, 18,2 Meter hoch. Beladen beim Start bis zu 600 Tonnen schwer. Die Antonov AN-225 ist das größte sich im Einsatz befindliche Flugzeug der Welt. Im November 2014 legte der Frachtflieger zuletzt am Flughafen Leipzig/Halle einen Zwischenstopp ein.
Zuvor war die Antonov AN-225 mit ihren markanten sechs Triebwerken am 25. Juni 2014 auf dem Airport gelandet. Damals wurde ein 141 Tonnen schwerer Gaskühler verladen. Nie zuvor wurde am Flughafen Leipzig/Halle schwereres Frachtgut verladen. Doch seitdem ist es ein wenig ruhig geworden um den Riesenvogel mit dem Namen „Mrija“ (ukrainisch für „Traum“).
Der ukrainische Riesenfrachter, der, wenn er nicht im Einsatz ist, auf dem Flughafen Gostomel in Kiew parkt, hat in den letzten Monaten einen Bogen um Mitteldeutschland gemacht. „Davor war die AN-225 mehrfach bei uns zu Gast. Allein 2013 außergewöhnliche vier Mal. Wann der nächste Einsatz ansteht, ist aber unklar“, so Uwe Schuhart, Konzernpressesprecher der für Leipzig/Halle und Dresden zuständigen Mitteldeutschen Airport Holding.
Alles begann Ende der 80er Jahre. Am 21. Dezember 1988 verließ die AN-225 erstmals sowjetischen Boden. Im März 1989 stellte sie im Rahmen der Flugerprobung gleich 106 (!) Gewichts-, Strecken-, und Höhenweltrekorde auf. Im Rahmen des Raumfahrt-Programms „Buran“ flog die Antonov diverse Mal mit einem Space-Shuttle durch die Welt. Im April 1994 – nach Beendigung des Raumfahrt-Programms – wurde „Mrija“ wieder eingemottet, da der Bedarf fehlte.
Erst im Mai 2001 wurde die Riesenflieger von „Antonov Airlines“ wieder in Dienst gestellt und war fortan als Transportmittel für besondere Aufgaben unterwegs. Der erste Flug im kommerziellen Dienst war im Januar 2002 von Stuttgart in den Oman. Es wurden 216.000 Fertigmahlzeiten für das amerikanische Militär transportiert. Die Nachfrage nach der Antonov hielt sich jedoch auch aufgrund der Finanzkrise in Grenzen: Bis ins Jahr 2012 wurden erst 5000 Flugstunden registriert. In dieser Zeit wurde zwar knapp 50 Mal die Erde umrundet – die Lebenszeit der Maschine beträgt aber 24.000 Flugstunden. Zu Spitzenzeiten ist „Mrija“ nur zwei bis drei Mal pro Monat im Einsatz. Bis 2035 soll sie – laut Hersteller-Angaben – aber noch im Einsatz bleiben.
Sein Name ist Vladimir Yurievich Mosin. Um die Antonov AN-225 fliegen zu dürfen, musste er zuvor mindestens fünf Jahre Kapitän des kleineren Typs AN-124 gewesen sein.
Die Antonov AN-225 fliegt unter der Kennung UR-82060, sie ist 84 Meter lang und 18 Meter hoch. Zum Vergleich: Eine Boeing 747-800 ist in der Länge acht und in der Breite 20 Meter kürzer. Selbst ein Airbus A380 wirkt gegen „Mrija“ klein. Die Reisegeschwindigkeit beträgt 850 km/h, beim Start zwischen 240 und 280 km/h, bei der Landung 295 km/h. Die sechs Triebwerke sorgen für eine Schubkraft von 140,5 Tonnen. Sechs Menschen (Kapitän, Erster Offizier, Navigator, zwei Flugingenieure und eine Funkoffizier) werden benötigt, um alle Instrumente des Riesenfliegers richtig zu bedienen. 365 Tonnen Kerosin kann die AN-225 aufnehmen. Ohne Ladung kann das Flugzeug 18 Stunden fliegen und eine Strecke von 15.000 Kilometern zurücklegen.
Im Frachtraum finden theoretisch 16 Container Platz. Alternativ auch 80 Autos oder der Rumpf einer Boeing 737. Der Frachtraum ist 70 lang, 6,5 Meter breit und 4,5 Meter hoch.
Die Antonov AN-225 ist so schwer, dass ihre Räder beim Rollen auf dem Asphalt einen Abdruck hinterlässt. Es wurde 1998 sogar begonnen, eine zweite AN-225 zu bauen. Bis heute ist sie allerdings nicht fertiggestellt – und wird dies wohl auch nie werden. Auch eine AN-325 mit acht Triebwerken war in Planung, wurde aber nicht realisiert.
Wenn die Antonov AN-225 zum Einsatz kommt, handelt es sich meist um Ad-Hoc-Chartereinsätze. Diese werden erst kurzfristig von den jeweiligen Auftraggebern gebucht. Schade für alle Schaulustigen. „Wenn die AN-225 bei uns landet, kommen die Flug- und Technikbegeisterten aber nicht nur aus der Region rund um Leipzig und Halle“, sagte Uwe Schuhart. Dann gäbe es Anfragen per E-Mail und Telefon aus ganz Europa.
Dass das Frachtflugzeug, in dem sogar der Rumpf einer Boeing 737 transportiert werden könnte, noch mal Richtung Schkeuditz aufbricht, ist nicht ausgeschlossen. Schuhart: „Für alle Luftfahrt- und Technikbegeisterten ist der Besuch der Antonov AN-225 immer ein Erlebnis. Vielleicht klappt es ja 2016.“ Oder sogar noch in diesem Jahr. Bei Ad-Hoc-Chartereinsätzen weiß man ja nie… (mz)