Waldweihnacht Möllensdorf Waldweihnacht Möllensdorf: Idylle zwischen Bäumen

Möllensdorf - Er wirkt wie aus dem Wunderland, der Baumschmuck aus Glas. Kugeln mit aufgemalter Winterlandschaft, Baumspitzen mit Zweigen und Glöckchen, Schwäne mit zierlichen Hälsen, die man an Zweige klemmen kann. Dazu Zapfen, Pilze, kleine Kirchen, Schneemänner.
Filigraner Glasschmuck
Mehr braucht es nicht, um aus einem grünen einen bunten Weihnachtsbaum zu zaubern. Ein befreundeter älterer Glasbläser aus Thüringen stelle es für sie her, erzählt Mandy Nagel, die an ihrem Stand beim Möllensdorfer Weihnachtsmarkt auch Gestecke und Modeschmuck anbietet.
Nebenan duftet Winzerglühwein vom Süßen See. Massenware gibt es hier nicht. Die Frau aus dem Mansfelder Land, die gemeinsam mit ihrem Bekannten schon einige Jahre nach Möllensdorf kommt, weiß um die Originalität der Glasbläserwaren aus Thüringen. „Das ist eine aussterbende Kunst.
Zum 20. Mal kann in diesem Jahr der Möllensdorfer Waldweihnachtsmarkt besucht werden. 1997 startete man mit 20 Händlern. Kamen anfangs noch hundert Autos mit Besuchern, sind es inzwischen etwa 1.000 pro Tag plus Reisebusse. Sie können an etwa 50 Ständen entlang bummeln, wobei einige an den Wochenenden unterschiedlich besetzt sind. Abends weist die 900 Meter lange Lichterkette den Weg. 2003 gab es vom Mitteldeutschen Rundfunk fünf Sterne für den Möllensdorfer Markt und damit Platz zwei bei der Auswahl des schönsten Weihnachtsmarktes. Das idyllische Fleckchen kann auch auf eine interessante Historie verweisen. Der Wald gehörte einst dem Wittenberger Hofmaler Lucas Cranach, ebenso wie zwei Mühlen, Wiesen, Häuser sowie Baumgarten und vier Fischheller.
Geöffnet ist der Möllensdorfer Waldweihnachtsmarkt an den Adventswochenenden Sonnabend und Sonntag jeweils von 12 bis 19 Uhr. Programm auf der Bühne 15 und 17 Uhr.
Er macht es nur noch für uns und für sich“, weiß der Bekannte zu berichten. „Er macht Spitzen, die aussehen wie Bäume. Das kann nur noch er.“ Natürlich habe die filigrane Kunst ihren Preis. „Wer sich auskennt, kauft es auch. Aber natürlich gibt es auch Schnäppchenjäger, die abwinken“, meinen die beiden.
Schnäppchen gibt es auch im Möllensdorfer Wald, der diesen besonderen Weihnachtsmarkt nun schon zum 20. Mal beherbergt. Wer die Runde dreht, vorbei an etwa 50 Ständen, weiß, dass für jeden Geldbeutel etwas da ist: Schwibbögen und Pyramiden in allen Preislagen, Kerzen, warme Mützen, Jogginganzüge für Hunde, Shirts mit Aufdruck.
Und natürlich etwas für den Magen, alle paar Schritte duftet es nach anderen Leckereien. Bratwurst und Langos, Grünkohl mit Knacker, Pilzpfanne, Knobibrot oder auch Erbsensuppe. Am zweiten Adventswochenende mag zwar der Schnee fehlen, aber es ist kalt, die Wege fest und trocken. Die Besucher strömen in Scharen.
Er habe dieses Wochenende schon Gäste aus Regensburg, Halle, Leipzig, Berlin und Potsdam begrüßt, verrät der Weihnachtsmann. „Am Sonntag kommen wieder Studenten aus Frankreich“, die er empfangen könne, erzählt Alfred Tiefenau, der in seinem roten Mantel schon so etwas wie das Markenzeichen der Möllensdorfer Waldweihnacht geworden ist.
Ein Stück weiter am Käsestand aus Cörmigk probiert ein Ehepaar aus Sandersdorf die geräucherten Spezialitäten. „Wir sind jedes Jahr hier, vielleicht schon seit zehn Jahren“, rechnet Christine Wagner kurz durch. „Uns gefällt hier vor allem das Idyllische, das ist noch ein richtiger ursprünglicher Weihnachtsmarkt.“ Für die Kinder gibt es Ponys zum Reiten, Karussell und Eisenbahn drehen ihre Runden, und manche Hütte mit Spielwaren weckt allerlei Wünsche.
Bücher für Klein und Groß
Träume hat auch Swetlana Neumann aus Wiesenburg im Angebot, sie schreibt nebenbei Bücher und verlegt sie selbst. Angefangen hat sie mit einer Geschichte um Paule, einen kleinen Marienkäfer, der allerlei Abenteuer erlebt. Mittlerweile gibt es drei Bände über ihn.
Inzwischen hat die 37-Jährige auch historische Romane verfasst. Regional mit einer Geschichte aus dem Fläming geht es in „Krause“ zu, im Buch „Kaiserkind“ geht es um Mord, Dramen und eine verbotene Liebe am deutschen Kaiserhof des 19. Jahrhunderts.
„Geschrieben habe ich schon immer“, berichtet die Steuerfachangestellte, die am vierten Adventswochenende wieder in Möllensdorf sein wird. Abends oder in einer Urlaubswoche taucht sie in fremde Welten ein. Märkte und Lesungen seien ihre einzige Chance, die Bücher an die Leserschaft zu bringen. „Das Interesse ist da. Weihnachten kaufen die Leute meist mehr Bücher als sonst im Jahr“, weiß sie. (mz)