Betrug am Telefon Vorsicht, Abzocke! Betrüger geben sich im Kreis Wittenberg als Polizisten aus
Die Polizeihauptkommissarin Cornelia Dieke gibt etliche Tipps, wie man einen Betrüger am Telefon entlarven kann und wie sich echte Polizisten nie verhalten würden.

Wittenberg/MZ - Sie klingen seriös, bieten ihre Hilfe an, versprechen viel. Am Ende zocken sie einen jedoch hochgradig ab. Es geht dabei um miese Betrugsmaschen am Telefon, die vorrangig bei älteren, alleinstehenden Personen auf einen „Schockeffekt“ setzen. Die Betrüger geben sich am Telefon als „Enkel“, „Polizeibeamte“ oder auch „Sparkassenmitarbeiter“ aus - das ist aber natürlich eine große Lüge. Die Täter haben es nur auf Geld und Wertsachen der meist gutmütigen Rentner abgesehen. Vor diesen Anrufen warnt das Wittenberger Polizeirevier.
In der vergangenen Woche sind mehrere Senioren aus dem Landkreis Opfer von falschen Polizisten geworden. Die Betrüger gaukelten am Dienstag einer 83-jährigen Frau vor, sie müsse sich vor einem angeblich bevorstehenden Einbruch schützen und solle ihre EC-Karte samt PIN sowie Geld und Schmuck einem vermeintlichen Polizisten geben. Das tat die ältere Dame auch. Zusätzlich sollte sie Geld vom Konto abheben. Während der gesamten Zeit bis zur Abholung des Geldes durfte sie das Gespräch nicht beenden, weil sie immer wieder Anweisungen von den Betrügern erhielt. Für die Frau entstand ein Schaden im unteren fünfstelligen Bereich.
Immer skeptisch sein
Wie kann man sich vor dieser perfiden Betrugsmasche erfolgreich schützen? „Zuallererst sollte man immer skeptisch sein und nicht zu schnell der Person am anderen Ende der Telefonleitung Vertrauen schenken“, berichtet die Wittenberger Polizeihauptkommissarin Cornelia Dieke. Sobald man dann aufgefordert wird, Geld oder Wertsachen bei einem vermeintlichen Polizeibeamten abzugeben, sollten die Alarmglocken läuten. Denn die echte Polizei würde nie jemanden nach Geld fragen - und schon gar nicht am Telefon einfordern. Des Weiteren bauen die Betrüger gerne Druck auf. Das bedeutet, sie geben ihren Opfern nicht die Chance, das Telefonat zu beenden und sich woanders rückzuversichern - verwickeln sie also dauerhaft in ein Gespräch. „Wenn man merkt, dass Druck aufgebaut wird und die Anrufer nach persönlichen Daten, wie zum Beispiel der Adresse fragen, sollte man sofort auflegen“, erklärt Dieke.
Schwammige Aussagen
Wie die Erfahrung gezeigt hat, legen Betrüger meist auf, wenn man immer wieder nachhakt und Fragen stellt. Zum Beispiel: Wo kommen Sie eigentlich her? Wie heißen Sie? Bei welcher Polizei sind Sie beschäftigt? Wenn man keine klaren Antworten vom Anrufer bekommt, ist das meist ein erstes Zeichen für einen kriminellen Betrug. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der wählt die Telefonnummer des Wittenberger Reviers oder des Revierkommissariats in Jessen und schildert den Beamten den Fall - auch die Nummer 110 kann in solchen Fällen gewählt werden. Die Polizisten können dann einordnen, ob eine Abzocke vorliegt. „Noch ein Hinweis: Manchmal nennen die Anrufer Telefonnummern, die von den Senioren angerufen werden können, um die Glaubwürdigkeit der Betrüger zu erhöhen“, sagt Dieke. Doch am anderen Ende des Telefons sitzt dann ein Komplize, der den falschen Polizisten deckt. Also keine Nummern notieren, lieber selbst im Telefonbuch nachschlagen und absichern.
Wenn Polizeibeamte plötzlich an der Wohnungstür klingeln und die Bewohner in ein Gespräch verwickeln wollen, dann handelt es sich in den meisten Fällen auch um dreiste Betrüger. „Die echte Polizei schaut eigentlich nicht unangekündigt bei jemandem vorbei“, sagt Cornelia Dieke. Die Kriminellen sind in der Regel gut vorbereitet. Sie können einen Dienstausweis - den sie gefälscht haben - vorzeigen, auch eine Dienstmarke führen sie oft mit sich. „Einem Laien fällt auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches auf.“ In diesen Fällen rät die Wittenberger Polizei dazu, sich die Namen der vermeintlichen Beamten vor der Tür geben zu lassen und dann das hiesige Polizeirevier zu verständigen, ob es diejenigen Polizisten dort wirklich gibt. Meist hauen die Betrüger in der Zeit ab.
Nicht nur Senioren, auch jüngere Personen geraten immer öfter ins Visier von Betrügern. Eine beliebte Masche: „Klicken Sie hier, um Ihr Paket zu verfolgen.“ Die Betroffenen erhalten dabei eine SMS mit einem Link. In diesen Zeiten, in denen viel im Internet eingekauft wird, wundert man sich im ersten Moment nicht über diese Nachricht. Doch man sollte schnell stutzig werden, wenn man folgendes feststellt: Die Nachricht weist gravierende Rechtschreibfehler auf, der Link besitzt eine fragwürdige URL und die SMS wurde von einer herkömmlichen Mobilnummer verschickt. „Ein weiteres Indiz: In der Regel lassen Firmen die Sendungsverfolgung per E-Mail zukommen.“
Die Polizei in Wittenberg bittet aufgrund der jüngsten Betrugsfälle Kinder und Enkel älterer Menschen, mit ihren Eltern oder Großeltern über diese kriminellen Maschen zu sprechen, damit sie nicht auch zu Opfern werden.
Diebstahl von Geldbörsen und Taschen nimmt zu
Neben der Abzocke am Telefon hat nun auch der Diebstahl von Geldbörsen und Handtaschen in Einkaufsmärkten im Landkreis Wittenberg zugenommen. In der vergangenen Woche hatte eine 29-Jährige in Wittenberg ihre Tasche kurz aus den Augen gelassen - kurze Zeit später war sie nicht mehr im Einkaufswagen. Die Polizei bittet nun, mehr auf die eigenen Wertsachen zu achten und den Einkaufswagen samt Tasche nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Auch hier gilt: Sollte man in ein Gespräch verwickelt werden, behalte man die Tasche möglichst am Körper. So hat ein Langfinger nämlich keine Chance.