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Kommunalpolitik  Thomas Schneider: Fachbereichsleiter wird zum Bürgermeister

Von Ilka Hillger 19.01.2017, 05:00
Thomas Schneider (sitzend) mit seinem Team an seinem letzten Arbeitstag in Coswig. Der Ordnungsamtschef wird Bürgermeister in der Stadt Südliches Anhalt.
Thomas Schneider (sitzend) mit seinem Team an seinem letzten Arbeitstag in Coswig. Der Ordnungsamtschef wird Bürgermeister in der Stadt Südliches Anhalt. Klitzsch

Coswig - In letzter Zeit musste Thomas Schneider den Uneingeweihten immer mal wieder erklären, was sich hinter der Stadt Südliches Anhalt verbirgt. Es ist der Zusammenschluss von 24 Ortschaften mit 51 Ortsteilen und 13.700 Einwohnern. Auf Anfrage hat Schneider alle Ortsteilnamen parat. Das sollte er auch, denn ab Freitag ist er Bürgermeister im Südlichen Anhalt.

Am Donnerstag hat Schneider seinen letzten Arbeitstag bei der Stadtverwaltung Coswig. Der Fachbereichsleiter Ordnung und Sicherheit und stellvertretende Bürgermeister hat am Tag zuvor noch ein paar Kisten zu packen. „Es fällt doch nicht so leicht, wie ich dachte“, sagt er über das Abschiednehmen nach 15 Jahren in der Elbestadt.

So neu, wie ihm Coswig bei seiner Ankunft im Rathaus 2002 noch war, ist ihm das Südliche Anhalt freilich nicht. Meilendorf, einer der 24 Orte seiner neuen Wirkungsstätte, ist für Thomas Schneider seit Anbeginn der Lebensmittelpunkt. „Dort bin ich aufgewachsen und wohne ich“, erzählt der 44-Jährige über das Haus, eine alte Dorfschule, in der er mit seiner Lebenspartnerin und den zwei Kindern wohnt. 35 Autominuten auf einer Strecke werden nun durch sieben Autominuten abgelöst.

Für die Leitung des Fachbereiches Ordnung und Sicherheit in der Coswiger Stadtverwaltung gab es eine interne Stellenausschreibung, deren Ergebnis in der kommenden Stadtratssitzung am 26. Januar bekannt gegeben wird.

Thomas Schneider wird in der Stadt Südliches Anhalt der Nachfolger von Burkhard Bresch (Linke), gegen den er sich in der Stichwahl durchsetzte. Beim ersten Gang an die Wahlurnen im Oktober standen die Namen von sechs Kandidaten auf den Stimmzetteln. Bereits Mitte Dezember wurde Thomas Schneider zum Bürgermeister ernannt, vereidigt und verpflichtet. Besonders stolz machte ihn das Wahlergebnis in seinem Heimatdorf. In Meilendorf konnte er bei der Stichwahl 100 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. „Das ist für mich ein gutes Signal“, findet der neue Bürgermeister, dem vor allem der Rückhalt seiner künftigen Mitarbeiter und die gute Zusammenarbeit mit dem Stadtrat wichtig sind. Südlich der Kreisstadt Köthen (Anhalt) gelegen, dehnt sich die Stadt in einem großen Bogen von der Grenze zum Salzlandkreis im Westen bis hin zur Südgrenze der Stadt Dessau aus. Im Süden grenzt sie an die Stadt Zörbig. Sie erreicht eine Ausdehnung von 32 Kilometern und umfasst eine Fläche von mehr als 19.000 Hektar mit ihrem Verwaltungszentrum in der zentral gelegenen Ortschaft Weißandt-Gölzau.

Schneider war gewissermaßen in zwei Welten zu Hause. Da war Coswig mit seiner Verwaltung, in der er als 29-Jähriger als Stadtinspektor begann, wo er 2009 die Leitung des Fachbereiches übernahm und drei Jahre später zum Stellvertreter von Bürgermeisterin Doris Berlin wurde. Andererseits sitzt er seit langem auch im Stadtrat im Südlichen Anhalt und ist dessen Vorsitzender. „Ich kenne also beide Seiten sehr gut“, sagt er sowohl über Land und Leute als auch über die Verwaltung und das Parlament.

In seiner bisherigen Arbeit hat es ihm stets genützt, denn „ich konnte in vielen Dingen von guten Ansätzen in beiden Orten profitieren“. „Das Umschalten habe ich immer geschafft“, meint der Mann, der nun seinen Dienstsitz im Coswiger Amtshaus mit dem Büro in Weißandt-Gölzau tauscht. Da trifft er dann auf Mitarbeiter, die er noch aus den Jahren kurz nach seiner Ausbildung zum Diplomverwaltungswirt kennt.

Sein Heimatdorf Meilendorf hatte damals die Möglichkeit, einen Abiturienten zur Ausbildung im niedersächsischen Partnerdorf zu schicken. „Kurz nach der Wende war ich gerade der einzige, der Abitur gemacht hatte und es traf meine Interessen. Ein glücklicher Umstand“, findet Thomas Schneider auch heute noch.

Nach der Lehrzeit überbrückte er mit dem Grundwehrdienst die Wartezeit auf einen Job in der damaligen Verwaltungsgemeinschaft Ziethetal, in der er 1998 mit der Arbeit begann. „Dann kam kurz darauf auch schon die Stellenausschreibung für Coswig“, blickt Schneider zurück.

„Als ich hier ankam, ist mir natürlich sofort die wunderbare Lage an der Elbe aufgefallen, aber auch das eine Bundesstraße mit dieser besonderen Ringregelung durch den Ort geht, fällt natürlich auf“, erinnert der Noch-Fachbereichsleiter seinen ersten Eindruck. Die Elbe brachte ihm gleich im ersten Jahr im Amtshaus auch ein Hochwasser in die Stadt, bei der nächsten Flut 2013 war er dann schon der zuständige Chef für Ordnung und Sicherheit.

„Schon beim ersten Mal war es für mich faszinierend, welche Maschinerie da ins Laufen gebracht wird“, sagt Thomas Schneider, der als Bürgermeister im Südlichen Anhalt wohl eher nicht mit solchen Naturgewalten zu rechnen hat. „Unsere Flüsse und Bäche sind kleiner“, meint er.

Mit Elbe und Auen oder einem großen Schloss mag das Südliche Anhalt zwar nicht punkten, aber der neue Bürgermeister hält auch ein paar Sehenswürdigkeiten parat für jene, die ihn mal besuchen wollen. So zöge das Seebad Edderitz auch Gäste von weiter her an, ebenso die Synagoge in Gröbzig und schließlich liegt in der Nachbarschaft auch das Landgestüt Prussendorf.

Schneider, der sich bei einer Stichwahl im November mit 67 Prozent der Stimmen durchsetzte, glaubt, dass die Probleme in Coswig und im Südlichen Anhalt ähnlich gelagert sind. „Hier wie da sind wir doch froh, wenn wir mehr Geld hätten“, meint er.

In Coswig habe er dieses gut in die Sanierung der Kitas und Schulen investiert, blickt Schneider auf seine Arbeit und bedauert ein wenig, dass er den Bau des neuen Feuerwehr-Gerätehauses nicht mehr verfolgen kann. „Ich hoffe aber, dass ich eine Einladung erhalte, wenn es fertig ist“, sagt er. Die Kollegen in Coswig werden sicher daran denken. (mz)