Rudern Rudern: Zschornewitzer sind im Spartakiadefieber
Zschornewitz - Ruderer aus Zschornewitz sind erfolgreich. Gerade erst schafften es Jessica und Julia Küchler, Anna Gossing, Lara Maier und Steuerfrau Tabea Becher im Vierer mit Steuerfrau beim Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin in den Endlauf. Sie vertraten das Gräfenhainichener Paul-Gerhardt-Gymnasium sehr erfolgreich (die MZ berichtete). „Alles keine Seltenheit“, sagt Trainer-Urgestein Falk Brämer, ohne den Erfolg abschwächen zu wollen - und blickt zurück.
Turbine-Ruderer konnten schon vor Jahrzehnten auf den Regattastrecken in Berlin-Grünau überzeugen. 1985 zum Beispiel, als gleich 16 von ihnen mit der Halleschen Bezirksauswahl zur DDR-Spartakiade fuhren durften. Die Qualifikation für die Nachwuchswettkämpfe schlechthin war ein Riesenerfolg für die Aktiven. „Und ein großes Erlebnis“, meint Brämer.
Trainingsanzüge passen nicht mehr
Deshalb drehten die Ruderer von einst jetzt die Zeit zurück und erlebten noch einmal das Spartakiadefieber. Zugegeben, der grün-gelbe Trainingsanzug aus dem Jahr 1985 passt heute kaum noch jemandem. Vom Kleidungsstück losgesagt haben sich dennoch die wenigsten.
Spartakiade war etwas Besonderes. Dass es 1985 sogar die Jubiläumsauflage war, toppte alles noch. Teilnehmer der zehnten Spartakiade zu sein, kam im Nachwuchssport einem Ritterschlag gleich.
Schwelgen in Erinnerungen
Anzüge, Urkunden, Essenmarken und Fotos fanden sich im Zschornewitzer Turbine-Archiv in Hülle und Fülle. Der alljährliche und traditionelle Arbeitseinsatz vor Beginn der Wettkampfsaison machte es möglich. Beim Anrudern im Frühjahr schwelgte man angesichts der Utensilien schon einmal in Erinnerungen. „Die Idee vom Wiedersehen mit möglichst vielen Aktiven war schnell geboren“, blick Falk Brämer zurück.
Er hat die Werbetrommel für das Treffen gerührt und auch die Starter der 1987er Spartakiade mit ins Boot geholt. Dazu kamen Trainer wie Siegfried Pohnert, Ex-Ruder-Präsident Ingo Brämer und eine Reihe von Aktiven, die Mitte der Achtziger zwar nicht mehr in Zschornewitz selbst starteten, dort aber das Ruder-ABC gelernt und den Sprung in die großen Klubs geschafft hatten. Erfolge feierten viele. Großes Aufheben darum machte beim Wiedersehen im Zschornewitzer Ruderzentrum indes niemand.
Der Weltmeister von Zagreb
Auch Andreas Renner nicht, der lange nach der Spartakiadezeit seinen wohl größten Erfolg eingefahren hat. 2007 legte der Lange bei der World-Masters-Regatta in Zagreb nach 1 000 Metern als Sieger der Einer-Konkurrenz an. Er könnte sich Weltmeister der Senioren nennen. Macht er allerdings nicht. Er ist Ruderer aus Leidenschaft und war in den 1980ern einer der Spartakisten aus Zschornewitz. Nicht mehr und eben auch nicht weniger.
Grün-gelb sind Trainingsanzüge und Mützen von einst. Schwarz-weiß sind die meisten Fotos. Sie zeigen die Ruderer beim Training, am Siegersteg, in geselliger Runde. Sport hat geschlaucht und Disziplin abverlangt. Nach einer Pfeife tanzten alle. Noch einmal schrillt der Pfiff durchs Ruderzentrum. So, wie es in der Achtzigern bereits üblich war.
Falk Brämer hat sich seine Eigenart bewahrt. Seine Schützlinge von einst lassen Fotos und andere Utensilien aus Spartakiade-Zeiten liegen. Jetzt ist Zeit fürs Gruppenfoto. „Und nachher gehen war aufs Wasser.“ (mz)