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Oldtimer-Sammler in Bad Schmiedeberg Oldtimer-Sammler in Bad Schmiedeberg: Klassiker in der Scheune

Von Paul Damm 01.04.2020, 08:43
Die heilige Scheune des Bad Schmiedebergers. Hier stehen einige seiner Schätze.
Die heilige Scheune des Bad Schmiedebergers. Hier stehen einige seiner Schätze. Paul Damm

Bad Schmiedeberg - Ein echter Hingucker: Mit seiner geschwungenen Karosserie, der langen Motorhaube und den auffälligen Kühler-Nieren schindet der etwa 70 Jahre alte Oldtimer mächtig Eindruck. Seit mehr als 15 Jahren ist das grüne Fahrzeug im Besitz von Ulrich Sitte und obendrein der ganze Stolz des Bad Schmiedebergers.

„Die meisten würden auf Anhieb vermuten, es sei ein BMW. Das stimmt aber nicht“, klärt der Ingenieur auf. Obwohl die BMW-typischen „Nieren“ zwar darauf hindeuten, handelt es sich bei diesem Automobil um einen seltenen Bristol 400 - ein Oberklassefahrzeug des Flugzeugherstellers „Bristol Aircraft Company“.

Immer mal in Bewegung

Die vielen Jahrzehnte merkt man dem Engländer nicht an. Der Reihensechszylinder schnurrt, der Lack glänzt und das Interieur wirkt wie unbenutzt. Auch die anderen „Oldies“ in der historischen Scheune von Ulrich Sitte sind noch gut erhalten. Auf dem Gelände der Teufelsmühle stehen noch einige Schätze: Ein Rallye-Trabant, mehrere Skoda-Modelle, ein alter Tatra 57b und viele Zweiräder. „Alle Fahrzeuge laufen einwandfrei und werden mehrmals im Jahr bewegt“, berichtet der Oldtimer-Fan.

Seine Leidenschaft für Autos entwickelte Sitte bereits in seiner Jugend in Leipzig. Als 20-Jähriger durfte er schon in der Werkstatt der DDR-Rennfahrerlegende Hartmut Thaßler aushelfen. „Er war damals übrigens auch mein Nachbar“, erzählt der Bad Schmiedeberger und lacht. Thaßler baute dort leichte Kunststoff-Karosserien für den Melkus - einen schnittigen Sportwagen. „Dadurch bin ich auch zu meinem ersten Melkus gekommen. Produktionsnummer sieben.“

In den darauffolgenden Jahren entdeckte der Ingenieur den Rallye-Motorsport für sich. Mit seinen Oldtimern nahm er bis heute an etwa 90 Events in mehren Ländern teil. „Ich werde nie die erste Rallye mit dem Hupmobile vergessen“, sagt Ulrich Sitte und blickt zurück.

Mit Hilfe und Ideen

Bei dieser Rundfahrt in Portugal verlor er nach drei Kilometern ein Hinterrad. „Das ganze Dorf hat mit angepackt und das Auto hochgehoben, so dass wir den Reifen wieder montieren konnten“, berichtet Sitte und muss schmunzeln. Doch kurz darauf folgte schon die nächste unerwartete Situation. Da die portugiesische Strecke vom Berg ins flache Tal führte, musste Sitte viele Höhenmeter überwinden. Doch das war mit dem Hupmobile nicht möglich, da dieses Fahrzeug nur über eine kleine Bremse an der Hinterachse verfügte.

„Wir hätten das Auto bergab gar nicht zu stoppen bekommen“, erklärt Sitte. Deshalb wurde das Fahrzeug kurzerhand mit einem Seil an einen Jeep gebunden, der hinter ihnen her fuhr, um Geschwindigkeit herauszunehmen und eine sichere Bergabfahrt zu gewährleisten. „Da gab es natürlich auch einige Rallyefahrer, die moderne Autos hatten, die saßen dann schon im Casino, als wir dreckig und kaputt unten ankamen“, berichtet Sitte lachend.

Trabi als Hingucker

Im Laufe der Jahre hat er viele Trophäen und Auszeichnungen eingeheimst. Auch freut er sich darüber, dass immer wieder Oldtimer-Liebhaber zu seiner Teufelsmühle nach Bad Schmiedeberg kommen, um sich seine gut erhaltenen Schätze anzuschauen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Im Moment freilich sind Restaurant und Scheune geschlossen. „Die Scheune war der eigentliche Grund, weshalb ich vor ein paar Jahren die Teufelsmühle überhaupt gekauft habe“, gibt Sitte zu. Denn zuvor standen die meisten seiner Fahrzeuge in der Saalestadt Halle. Das wollte er ändern, da er seine Lieblinge einfach näher bei sich haben wollte. „Und jetzt sind sie fast alle hier versammelt“, sagt er und schaut sich um. Ein besonderes Exemplar steht aber in der Garage seines Zweitwohnsitzes in Ungarn. Ein dunkelroter Trabant Cabrio. „Wenn wir im Sommer dort sind, fahren wir viel mit diesem Auto. In Ungarn ist es immer noch ein richtiger Hingucker.“

(mz)

Das Lenkrad im Bristol 400 ist auf der rechten Seite.
Das Lenkrad im Bristol 400 ist auf der rechten Seite.
Damm
Eines der Schmuckstücke
Eines der Schmuckstücke
Damm