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Musikalischer Nachmittag Musikalischer Nachmittag: Klänge fürs Herz in der Kemberger Weintraube

Von Karina Blüthgen 28.10.2019, 09:09
Gehört mit seinem Auftritt fest zum musikalischen Nachmittag: der Volkschor Kemberg unter Leitung von Sybille Schaffrin.
Gehört mit seinem Auftritt fest zum musikalischen Nachmittag: der Volkschor Kemberg unter Leitung von Sybille Schaffrin. Sascha Graf

Kemberg - Es gibt Momente, da erzeugt Musik Gänsehaut. Als die letzten Takte von „Blowing in the Wind“ verklungen sind, ist so ein Moment. Anne Winkler, die Sängerin, hat ihren ersten großen Auftritt. Sie steht auf der Bühne der „Goldenen Weintraube“ in Kemberg, lächelt, verbeugt sich in Richtung des begeisterten Publikums und entschwindet in den Saal zur Familie. Die Aufregung merkt man ihr dabei kaum an.

Alle zwei Jahre

„Wow“, entfährt es Günter Rösner, Vorsitzender des Kultur- und Kunstvereins der Stadt. „Was für ein Auftritt. Was werden wir erst zu hören bekommen bei unserem zehnten Nachmittag, in vier Jahren?“ Das ist eine Einladung an die jugendliche Sängerin, wiederzukommen zu einem der „Musikalischen Nachmittage“, zu denen der Verein alle zwei Jahre einlädt. Das Motto ist Programm, es lautet in jedem Fall „Kemberger spielen für Kemberger“.

Das Ganze einen „Musikalischen Nachmittag“ zu nennen, ist durchaus eine Untertreibung. Es hat schon etwas von einem gut gemischten Konzert an sich, auch wenn es sich „nur“ um Darbietungen von Laien handelt. Die jedoch spielen mit einer Frische und Leidenschaft auf, die sich durchaus mit der von gestandenen Musikern messen lassen kann. Dass es nicht immer absolute Perfektion gibt, tut der Sache in keiner Weise Abbruch.

Es ist die Freude an der Musik, die die Musiker und Sänger mit ihrem, in diesem Fall zumeist älteren, Publikum vereint. „Schön, dass Sie bei dem schönen Wetter hier sind und nicht im Garten. Denn den haben Sie längst fertig“, begrüßt Rösner launig das zahlreiche Publikum im Saal, das sich gut versorgt mit Kaffee und Kuchen ganz den Protagonisten widmen kann.

Die singen und spielen Volkslieder ebenso wie Klassik, Pop-Musik und Kirchenlieder. Zu den Jüngsten auf der Bühne zählen die Musikschülerinnen Hannah Baur und Pauline Dorn, die sich sehr anspruchsvolle Aufgaben am Klavier gestellt haben. Beide sind elf Jahre alt und Musikschülerinnen. „Sehr viel Lampenfieber“ habe sie gehabt, erzählt Hannah, die seit sechs Jahren Musikunterricht nimmt. Pauline lernt im vierten Jahr ein Instrument. Für beide ist es nicht der erste Auftritt. Aber so ein Programm nicht nur vor Verwandten zu spielen ist schon eine Herausforderung.

Mit Inbrunst und Humor

Ganz locker kommen im Gegenzug die „Vokalartisten“ daher. Peter Hildebrandt, Jürgen Pölitz und Tobias Kunath tragen das „Heideröslein“ a cappella vor, und auch Grönemeyers „Männer“ wird voll Inbrunst und mit gebotenem Humor dargeboten. Wer mag im Saal, kann bei Leonard Cohens „Halleluja“ auf Deutsch mitsingen.

Einstimmen ist auch beim Choral „Geh aus mein Herz“ erlaubt, den der Posaunenchor der evangelischen Kirche unter der Leitung von Marit Baatzsch natürlich in seinem Repertoire hat. Das Ensemble sei beim ersten musikalischen Nachmittag schon dabei gewesen, „hoffentlich dauert es bis zum nächsten Mal nicht wieder so lange“, sagt Rösner, der gemeinsam mit Kerstin Hildebrandt durch das etwa zweistündige Programm führt.

Eine Liebeserklärung

Es gibt Stücke für die Seele wie etwa „Plaisir d’amour“, vorgetragen von Wolfgang Simm und Peter Hildebrandt (Klavier und Violine), und es gibt beschwingte Lieder, die fast jeder kennt. Der Volkschor Kemberg hat diese im Programm, zudem eine Liebeserklärung an die „Dübener Heide“, geschrieben vom Heidedichter Reinhard Schulz. „Du bist das Schönste, das ich je fand“, heißt es darin, und „Ich liebe dich, gleich wo ich bin“. „Es ist einer der Texte, die auf dem Wanderweg der Lieder zwischen Bad Düben und Bad Schmiedeberg angebracht sind“, verrät Chorleiterin Sybille Schaffrin, die die Komposition dazu schuf.

„Was wäre ein solcher Nachmittag ohne den Namen Dietrich“, sagt Günter Rösner, der die jungen Musikerinnen aus noch jüngeren Jahren kennt. Sowohl Dorothea Dietrich mit ihrem Akkordeon als auch Barbara Dietrich am Klavier, beide nicht nur einmal preisgekrönt, bezaubern mit ihren Stücken das Publikum. Das nötigt so manchem Zuhörer, der kein Instrument beherrscht, höchsten Respekt ab.

Zwei Stunden vergehen wie im Flug, und die 2005 begonnene Veranstaltungsreihe in Kemberg wird wohl auch in zwei Jahren wieder alte Bekannte und neue Namen bringen. Das zumindest hofft Günter Rösner.

Ärzte geben Konzert

Ein Benefizkonzert gibt das Leipziger Ärzteorchester am 2. November in der Kemberger Stadtkirche. Beginn ist 17 Uhr. Das 2012 gegründete Orchester spielt zugunsten der Erweiterung des evangelischen Gemeindezentrums Kemberg. Innerhalb des spanischen Programmes erklingt das Concierto de Aranjuez für Gitarre und Orchester von Joaquin Rodrigo (1901-1999) mit Michael Lauer als Solisten. Zu hören ist zudem Musik von Juan Crisostomo de Arriaga (1806-1826). Zu dessen bedeutendsten Werken zählt die Symphonie in D-Dur. Der Eintritt ist frei, eine Spende wird erbeten. (mz)

Pauline Dorn war am Klavier zu erleben.
Pauline Dorn war am Klavier zu erleben.
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