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Lieferservice in Wittenberg Lieferservice in Wittenberg: Kein Ersatz - aber ein Zeichen

Von Irina Steinmann 03.04.2020, 12:25
Rauf Shahin bereitet auch in der Corona-Krise eifrig Döner zu - wahlweise zum Abholen oder angeliefert. Sein „City Döner Haus“ liefert - eine Ausnahme in Wittenberg - auch über die Plattform „Lieferando“.
Rauf Shahin bereitet auch in der Corona-Krise eifrig Döner zu - wahlweise zum Abholen oder angeliefert. Sein „City Döner Haus“ liefert - eine Ausnahme in Wittenberg - auch über die Plattform „Lieferando“. Thomas KLitzsch

Wittenberg - Angsthasen müssen auch im Landkreis Wittenberg nicht verhungern. Wer sich wegen Corona nicht vor die Türe traut - oder vielleicht sogar in Quarantäne sein muss - kann sich Essen liefern lassen. In der Not greifen auch Gastronomen, für die Liefern und/oder Abholen bis dato nicht zum üblichen Geschäft gehörte, zu diesem Mittel. Ziel ist, zumindest etwas Umsatz zu generieren - und auch „ein Zeichen zu setzen“ dafür, dass man „den Kopf oben behält“. So jedenfalls formuliert es Michael Pirl, Vize-Präsident des Branchenverbands Dehoga in Sachsen-Anhalt und Chef des Hotels und Restaurants „Zum Stein“ in Wörlitz.

Roulade auf Rädern

Bereits am 23. März - wir erinnern uns: der Tag, seit dem wir alle möglichst zu Hause bleiben sollen - habe man einen Liefer- beziehungsweise Abholdienst eingerichtet und dieser, versichert Pirl, werde auch „sehr gut angenommen“. Für „kleines Geld“ könne man Gerichte wie etwa Flammkuchen, Rinderrouladen oder das „klassische Schnitzel mit Pommes“ bestellen und selbst abholen oder aber auch liefern lassen, letzteres freilich nur im Raum Oranienbaum-Wörlitz und ab einem bestimmten Wert. Alle seine rund 80 Leute ließen sich damit zwar nicht durchbringen - auch im „Stein“ ist das Gros der Beschäftigten daher in Kurzarbeit - für ein, zwei Mitarbeiter reiche das neue Angebot aber. Und Bauarbeiter etwa seien dankbar, dass sie auf diese Weise noch etwas Ordentliches zu essen bekommen. Ganz zu schließen, betont Pirl, sei jedenfalls keine Alternative gewesen, schon allein deshalb nicht, weil es auch nach Corona „nicht gleich wieder so sein wird wie früher“. Wir sind noch da, lautet also die Botschaft aus Wörlitz, und dass am Mittwoch bereits die ersten Gastronomen in den Genuss der staatlichen Soforthilfe gekommen sind, ist Pirl zufolge durchaus Anlass zu Optimismus.

Für Verbraucher auch in der Stadt Wittenberg bleibt das Angebot an Abhol- und Lieferangeboten in der Gastronomie freilich gleichzeitig übersichtlich und damit unübersichtlich. Das „Brauhaus“ etwa hat sich entgegen ersten Ankündigungen anders entschieden. Das sei eine ganz einfache „Rechenaufgabe“ gewesen, sagt Martina Gralla. Folglich ist das ganze Haus zu und die Mitarbeiterschaft auf „Kurzarbeit null“, mit Gralla als Ausnahme.

Die Assistentin der Geschäftsführung, selbst lange Jahre selbstständige Gastronomin in der Lutherstadt, nimmt die Telefonanrufe entgegen, die hie und da im „Brauhaus“ eintrudeln. Ja, sagt sie, vielleicht ein, zwei Mal am Tag werde auch nach Essen gefragt. Ein, zwei Mal! „Wenn es 30 wären“, könnte man vielleicht über entsprechende Angebote nachdenken. Sind es aber nicht. Im Übrigen rechne sie mit einer Verlängerung der geltenden Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens bis mindestens zum Monatsende - was sie im Übrigen mit Blick auf die Gesundheit voll und ganz unterstütze.

Auch hierfür wäre das „City Döner Haus“ gewappnet. Der Imbiss in der Coswiger Straße bietet sowohl einen Abhol- als auch einen Lieferservice an. „Kontaktlos“, wie Inhaber Rauf Shahin mit Blick auf moderne Bezahlmethoden betont. Die Nachfrage sei „mal gut, mal schlecht“, Dienstag etwa war mit 17 Lieferbestellungen ziemlich gut, berichtet Shahin. So oder so hat sein Döner-Haus die Nase vorn, was neuartige Lieferwege angeht: „Wir sind bei Lieferando“, so Shahin über die insbesondere in Großstädten gefragte Plattform für Essensbestellungen jeder nur erdenklichen Geschmacksrichtung. Nur zwei Betriebe verzeichnet Lieferando auf seiner Homepage gegenwärtig für die Lutherstadt - und der zweite, ein Asia-Restaurant, macht gegenwärtig gar nicht mit. Den Luther-Ton kriegt Lieferando auf seiner Internetseite jedenfalls schon mal ganz gut hin, bis zum „Volk aufs Maul“ wird dort so ziemlich alles bemüht, was Wittenbergern das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen könnte.

Lebensmittel? Fehlanzeige

Im großen Wittenberger Lebensmittelhandel stecken Abhol-/Lieferservice demgegenüber noch nicht mal in den Kinderschuhen. Die einschlägigen Plattformen von Edeka und Rewe haben, wie es dort heißt, leider keine Angebote für diese Postleitzahl. Eine Nachfrage in einzelnen Filialen bestätigt den Befund. Vereinzelte Nachfragen gebe es durchaus, heißt es etwa in einer Rewe-Filiale, man hätte vor Ort aber „gar nicht die Kapazität“ für solche Angebote. „Genug mit unserem normalen Geschäft zu tun“ hat man derzeit auch bei Edeka. Aber wer weiß schon, was Corona noch alles verändern wird in unserem Leben.

(mz)