Grätsche für Wittenberg-net? Grätsche für Wittenberg-net?: Telekom kündigt Verträge

Zahna-Elster - Zufall oder nicht? Während Wittenberg-Net im Stadtgebiet von Zahna-Elster das Glasfasernetz für schnelles Internet ausbaut, erhalten Kunden dort von der Telekom Kündigungsschreiben.
Betroffen sind Verträge „Call and Surf“, bei denen Telefonie und Internet noch über ISDN läuft. „Für das alte ISDN-Netz wird es immer schwieriger, Ersatzteile zu beschaffen und die Serviceverträge mit den Herstellern laufen aus. Ein sicherer Betrieb der alten ISDN-Plattform ist in der Zukunft nicht mehr möglich“, so die Auskunft von Telekom-Pressesprecher Pascal Kiel-Koslowski.
Keine kürzeren Laufzeiten
Die Telekom will die Anschlüsse auf die sogenannte IP-Technologie umstellen, mit der die Telefonie über das Internet läuft. Mit der Kündigung bietet die Telekom den Kunden zugleich die Umstellung auf „Magenta-Hybrid“-Verträge (Downloadgeschwindigkeiten 16 bis maximal 50 Megabit/Sekunde) an.
Der Haken dabei: Die Verträge haben eine Mindestlaufzeit von zwei Jahren. Eine kürzere Laufzeit will die Telekom den Kunden, die sich baldmöglichst von Wittenberg-Net an die Datenautobahn anbinden lassen wollen, um mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 bis zu 100 Megabit/sec unterwegs zu sein, ausdrücklich nicht gewähren. „Da wir auch nach der IP-Umstellung eine vollwertige Leistung anbieten können, sind kürzere Laufzeiten nicht vorgesehen“, erklärt Kiel-Koslowski.
„Man kann die Telekom nicht zwingen, bestimmte Verträge anzubieten. Wenn sie die Altverträge nicht mehr bedienen kann, muss man das hinnehmen“, diese Auskunft erhielt die MZ von der Bundesnetzagentur. „Wenn der Vertragsnehmer die Umstellung nicht haben möchte, wird er ins Leere greifen“, so Pressesprecher Michael Reifenberger.
Er sieht es nicht so, dass die Telekom mit den Kündigungen in die Pläne von Wittenberg-Net hineingrätscht. „Die Umstellung auf IP-Technologie läuft bereits seit 2015 - eigentlich wollte die Telekom das schon Ende 2018 abgeschlossen haben.“
Laut Kiel-Koslowski sind schon mehr als 90 Prozent der Telekomkunden auf der neuen Plattform. „Für Privatkunden soll die Umstellung Ende 2019 abgeschlossen werden, für Geschäftskunden im Jahr 2020. Dafür stellen wir pro Woche rund 70000 Anschlüsse auf IP um.“
Für den Bau des Breitbandnetzes im ländlichen Raum bekommen die Firmen Fördermittel von Bund und Ländern. Landkreis und Städte sind dafür die Vertragspartner des jeweiligen Anbieters. „Im Ausbaugebiet Zahna-Elster wird in einigen Bereichen eine komplette neue Infrastruktur geschaffen.“ So formuliert es Daniel Pfeiffer, Breitbandkoordinator des Landkreises Wittenberg. „Nach Fertigstellung soll es auf Antrag der Grundstückseigentümer Glasfaseranschlüsse bis ins Haus geben.“
Mischnetze entstehen
Daneben nutzen die beauftragten Telekommunikationsunternehmen für ihren Ausbau vorhandene Netzelemente. Die entstehenden Mischnetze mit Kupferkabel und Glasfaseranteilen sollen eine Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/sec gewährleisten. Über Konzessionsverträge - im Fall Zahna-Elster mit Wittenberg-Net - könnten dann auch andere Telekommunikationsunternehmen diese Infrastruktur nutzen. Eine Sperrfrist gibt es laut Pfeiffer dafür nicht.
Im Februar 2020, so schreibt es Sabrina-Maria Geißler, Leiterin Konzernentwicklung von Wittenberg-Net, soll das Breitbandnetz in Mühlanger, Gallin, Dietrichsdorf, Zörnigall, Külso und Külsoer Mühle in Betrieb genommen werden. Die Kernstadt von Zahna und die Orte Iserbegka, Elster, Listerfehrda, Gielsdorf, Zemnick, Gadegast, Woltersdorf und Meltendorf sollen dann im Verlauf des Jahres 2020 hinzu kommen.
„Entweder die Vertragsumstellung mitmachen oder sich einen anderen Anbieter suchen“, das ist die Wahl, die laut dem Mann von der Bundesnetzagentur die von den Kündigungen betroffenen Kunden haben. Von Wittenberg-Net heißt es dazu: „Wir können bereits vorab in den Vorwahlgebieten 034922 und 034924 ab September 2019 die gleichen Leistungen anbieten wie die Telekom. Interessierte Kunden können sich darüber Montag bis Freitag, 8 bis 17 Uhr beim Kundenservice unter Telefon 03491/7699999 informieren.“
Begriffe
ISDN steht für Integrated Services Digital Network. Telefonie und Internet laufen noch auf verschiedenen Kanälen. IP-Telefonie (kurz für Internet-Protokoll-Telefonie sowie Internettelefonie) oder Voice over IP ist das Telefonieren über Rechnernetze. (mz)