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Warnstreik Warnstreik: Lehrer fordern bessere Arbeitsbedingungen

Von Grit Pommer und Fabian Wagener 21.02.2019, 09:24
Vom Humboldt-Gymnasium in Hettstedt zum Warnstreik nach Halle: Die Lehrerinnen Gabriele Schmidt, Antje Degen und Angela Schewe.
Vom Humboldt-Gymnasium in Hettstedt zum Warnstreik nach Halle: Die Lehrerinnen Gabriele Schmidt, Antje Degen und Angela Schewe. Wagener

Halle (Saale) - Der Marktplatz in Halle, Mittwoch, 10.30 Uhr: Vor dem Ratshof sind Hunderte Menschen zusammengekommen, sie pusten in Trillerpfeifen, schwenken Fahnen. Auf einer Bühne, über dem Redner, hängt ein rotes Banner, darauf die Forderung: „Gleiches Geld für gleiche Arbeit und sechs Prozent mehr Gehalt für alle.“

Es sind vor allem Lehrer, die sich hier versammelt haben und dem Aufruf der Gewerkschaften gefolgt sind, darunter auch eine stattliche Zahl aus Mansfeld-Südharz. Laut der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) sind rund 100 bis 150 Personen aus dem Landkreis angereist, mit fünf Bussen ging es in die Saalestadt, von Eisleben, Hettstedt, Allstedt, Sangerhausen und Kelbra.

Klassen sind zu groß

Mit dabei ist auch Gabriele Schmidt, Lehrerin am Humboldt-Gymnasium in Hettstedt. „Der Arbeitskampf ist etwas ganz Wichtiges“, sagt sie. Man sei hier, um Rechte einzufordern und für bessere Bedingungen an den Schulen einzustehen. Diese hätten sich über die Jahre verändert - und das nicht unbedingt zum Positiven. „Die Klassen sind zu groß“, sagt Schmidt, dazu komme, dass immer mehr Arbeit anfalle, die mit dem eigentlichen Unterricht nichts zu tun habe. Auch die technischen Voraussetzungen an der Schule seien nach wie vor alles andere als ideal, sagt sie und nennt die Internetversorgung als Beispiel.

Ganz ähnlich klingen Jens-Uwe Otto und Ingrid Bognitz, die an der Sekundarschule in Allstedt unterrichten. „Wir wollen Stärke zeigen und auf den Lehrermangel aufmerksam machen“, sagt Bognitz. Und Otto ergänzt, dass es ja durchaus Gründe gebe, warum nicht genug junge Leute Lehrer werden wollten. „Der Beruf ist nicht attraktiv genug.“ Man sei auch für die Schüler nach Halle gekommen, schließlich wolle man ihnen eine gute Ausbildung ermöglichen.

Inklusion macht Lehrern zu schaffen

Zahlen, die das Land jetzt auf eine Anfrage aus der AfD-Fraktion im Landtag vorgelegt hat, zeigen: Auch in Mansfeld-Südharz hat sich das Pro-Kopf-Verhältnis von Lehrern und Schülern in den vergangenen zehn Jahren spürbar verändert. Musste sich 2009 rein rechnerisch ein Grundschullehrer um rund 13 Schüler kümmern, sind es inzwischen knapp 16. Bei den Sekundarschulen sind es inzwischen 13 statt neun Schüler pro Lehrer. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Schülerschaft stark verändert hat. Seit die Lehrer die Inklusion umsetzen sollen, haben sie Schüler in ihren Klassen sitzen, die früher an einer Förderschule betreut worden wären.

Mit dem Warnstreik wollen die Lehrer ein Zeichen setzen. Die Schulen selbst stellt das an diesem Tag vor Herausforderungen. Rund 70 Prozent der Lehrerschaft seiner Schule nehmen an der Aktion teil, sagt Torsten Lehmann, Schulleiter der Grundschule Mansfeld, am Tag des Streiks auf Anfrage der MZ. Soweit möglich sichere man den Unterricht durch verbeamtete Lehrer ab, alle Kinder würden betreut. Es sei jedoch auch Unterricht ausgefallen. „Es hat jede Lerngruppe mindestens eine reguläre Unterrichtsstunde“, so Lehmann. Die Eltern seien informiert worden.

Beamte fahren nicht zum Streik

Hoch ist die Warnstreik-Beteiligung am Mittwoch auch an der Sekundarschule „Thomas Müntzer“ in Sangerhausen: Insgesamt 15 Lehrer haben sich dort nach MZ-Informationen vom Dienst abgemeldet, um an der Demonstration der Gewerkschaften in Halle teilzunehmen.

Nicht so hoch sei der Anteil der Streikenden an der Thomas-Müntzer-Grundschule in Eisleben, sagt Schulleiterin Ramona Seibicke. Man habe viele verbeamtete Lehrer. Der Unterricht sei gut abgedeckt worden.

(mz)