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Skispringen Skispringen: Paul Winter zählt zu den größten deutschen Talenten

Von RALF KANDEL 28.03.2013, 16:36
Hier fing alles an. Paul Winter an der Sprungschanze im Hasselbachtal in Wippra.
Hier fing alles an. Paul Winter an der Sprungschanze im Hasselbachtal in Wippra. RALF KANDEL Lizenz

RIESTEDT/MZ - Ferien und Urlaub im heimatlichen Riestedt sind angesagt. Regenerieren, zurücklehnen, abschalten und zurückblicken sind angesagt. Bloß kein Skispringen.

Schanzen hat Paul Winter in den letzten Tagen. Wochen und Monaten reichlich gesehen. Von oben und unten. Jetzt ist die Saison vorbei. Zumindest bis zum Ende der Osterferien, dann geht es mit Krafttraining wieder von Neuem los, ehe Anfang Mai wieder die ersten Sprünge auf dem Programm stehen.

Vor dem Blick nach vorn steht bei Paul Winter allerdings erst noch einmal das letzte Jahr im Blickpunkt. Das wiederum war gespickt von Leistungen, die ihm in das Aufgebot der Deutschen Mannschaft für die Olympischen Jugendspiele in Rasnow (Rumänien) katapultierten. Die ihm dort die Silbermedaille in der Mannschaftswertung und einen siebenten Platz in der Einzelwertung einbrachten. Und mit denen er schließlich und endlich den Deutschlandpokal der Skispringer in seiner Altersklasse gewann.

Dabei: Hinter den Leistungen des 15-Jährigen steckt nicht nur Talent, sondern auch jede Menge „Alltagsarbeit.“ Der normale Schulalltag beinhaltet neben den Unterrichtsstunden tägliches Training. Entweder auf der Schanze, oder eben in der Sporthalle. Apropos Schanze. Auf der kleinen Schanze in Willingen kommen schnell mal zehn Sprünge pro Trainingseinheit zusammen. Bei Lehrgängen auf dem 90-Meter-Bakken sind es dann schon mal acht, auf der 120-Meter-Schanze sechs.

„Mit der Zeit lässt dann aber die Konzentration nach“, erzählt Paul Winter. Jeder seiner Sprünge wird dann sofort von Trainer Heinz Koch analysiert. Der ist ein ganz ruhiger Typ. Er sagt mir, was ich besser umsetzen soll. Und geht das Ganze mit großer Genauigkeit an“, zollt der Willinger Nachwuchsspringer seinem erfahrenen Coach aus Österreich gehörigem Respekt.

Eben jenen Respekt hat sich Paul Winter längst selbst verdient. Zahlen sprechen dafür ebenso, wie seine sportlichen Erfolge. Auf 148 Meter hat er seinen persönlichen Weitenrekord in diesem Jahr geschraubt. Gesprungen, fast schon natürlich, auf seiner Heimschanze in Willingen. „150 Meter sind dort die magische Grenze, da kommt man schon ans Fliegen ran“, erzählt Winter.

Und hat er Angst vorm Springen oder dem Fliegen? „Klar weiß ich, was passieren kann. Aber Du darfst keine Angst haben. Ja, es ist immer eine Gratwanderung. Entweder Du kippst vorn über, oder es trägt Dich weit hinunter“, fügt er hinzu. Und spricht von der Normalität. „Wenn man auf den großen Schanzen ganz oben steht, fragt man sich schon mal: Was machst Du hier eigentlich? Aber dann macht das Skispringen einfach Spaß, nichts Anderes.“

Dabei hat sich Paul Winter durchaus schon seine Gedanken über die zwei „Sichtweisen“ auf seine Sportart gemacht. „Für viele Menschen ist das, was wir Skispringer machen, der blanke Wahnsinn und schwer nachvollziehbar. Dabei wir sind nicht verrückt sondern ganz normal.“

Skispringer wollte Paul Winter schon werden. Schon als Zwerg, als er als Dreijähriger in Harrachov neben der Skiflugschanze stand. Was dann folgte, ging geradezu geradeaus und wieselschnell. Den Sprüngen über die Wippraer Schanze folgte der große „Sprung“ ins Ski-Leistungszentrum nach Willingen. Es folgte der erste 100-Meter-Sprung in Berchtesgaden im Sommer 2011. „Da stand ich danach unten und hab noch gezittert, ich war noch voll Adrenalin“, erinnert er sich daran. Und an den 120-Meter-Flug in Obersdorf, dem bald ein Satz über 130 Meter folgte. Und schließlich die 148 Meter in Willingen, einem der weiteren Meilensteine seiner Tour über die Schanzen und durch die Lüfte .

Geht es nach Winter, sind es alles Zwischenstationen auf dem Weg zu einem großen Ziel: Das sind die Olympischen Spiele im Jahr 2018 in Pyeongchang in Südkorea. „Bis dahin ist es zwar noch weit. Aber unmöglich ist es garantiert nicht“, blickt er optimistisch in die Zukunft.

Und wenn es schief geht, ein Sturz oder eine Verletzung den bisher so geradlinigen Weg jäh beendet? Auch daran hat Paul Winter sicherlich schon gedacht, das Ganze aber zur Seite geschoben. Klar dagegen ist, was am Ende der Schule für den Gymnasiasten stehen kann. „Bin ich dann im Bundeskader, kann ich sicherlich bei der Bundespolizei anfangen“, so sein Blick in die Zukunft.

Und dabei hofft er, dass seinem ersten offiziellen Sponsor-Vertrag mit der Firma Panorama Möbel aus Sangerhausen bald weitere folgen.

Doch bevor es so weit ist, nutzt der 15-Jährige erst einmal seinen Urlaub. Nach Ostern geht es dann wieder in die Vollen. In Richtung Alpen-Cup soll es gehen und vielleicht in absehbarer Zeit in die deutsche Mannschaft, die bei der Junioren-WM startet. Bis dahin allerdings hat Paul Winter seine Ski noch einige Male aus- und eingepackt.