Schloss Stolberg Schloss Stolberg: Krone der Fachwerkstadt

Stolberg - Ostern 1525: Martin Luther und sein Freund Wilhelm Reifenstein sind zu Gast in Stolberg. Bei einem Spaziergang in die umliegenden Berge ist der Reformator sehr angetan von der Ortschaft.
Ganz poetisch vergleicht der Reformator das Stadtbild mit einem Vogel. So sei das Schloss Stolberg der Kopf, der Marktplatz der Rumpf und die drei zum Markt führenden Gassen die Flügel und der Schwanz.
Ob es sich nun so zugetragen hat oder nicht, dies sei dahingestellt. Aber noch heute markiert die Lutherbuche am oberen Ende eines Berghanges südwestlich der Stadt jene Stelle, an der einst Luther gestanden haben soll.
Und jedem Besucher Stolbergs und des Schlosses sei empfohlen, den Weg zur Lutherbuche zu absolvieren. Denn von hier aus hat man den schönsten Blick auf den malerischen Luftkurort, über dem majestätisch die ehemalige Residenz der Stolberger Grafen und Fürsten thront.
Anfänge des Hauses Oranien
Das Schloss Stolberg aus dem 13. Jahrhundert steht auf einem nach drei Seiten abfallenden Berg. Das Alter der Anlage konnte bislang nicht ergründet werden. Man vermutet die Anfänge der einstigen Bergspornburg im 10. und 11. Jahrhundert.
Aber an eine Burg erinnert hier nicht mehr viel. Das heutige barocke Aussehen erhielt das Schloss durch Umbauten zwischen 1690 und 1720.
Da auf dem Schlossgelände nur geringe Parkmöglichkeiten bestehen, empfiehlt es sich bei einem Besuch, die öffentlichen Parkplätze im Ort zu nutzen. Am Rittertor etwa, gleich unterhalb des Schlosses, steht genügend Parkraum zur Verfügung.
Außerdem führt von hier aus der obere Bandweg in Richtung Lutherbuche. Oder aber in die Stadt hinein, diesem Kleinod mit seinen mehr als 450 Fachwerkhäusern aus sechs Jahrhunderten.
Hier kann der Stolberg-Besucher in der Thomas-Müntzer-Gasse an Stelle des 1851 abgebrannten Geburtshauses von Thomas Müntzer das heutige Thomas-Müntzer-Haus finden oder aber im Museum „Alte Münze“ eine europaweit einmalig erhaltene Münzwerkstatt besichtigen.
Aufstieg zum Schloss
Der Aufstieg zum Schloss ist über die Treppe neben dem Rathaus, die Schlossstraße neben dem Gasthaus Kupfer oder aber die Auffahrt am Rittertor möglich. Und ein Aufstieg ist es im wahrsten Sinne. Steil hinauf führen die Wege.
Wer aber diesen kurzen Anstieg wagt, wird auf den Schlossterrassen mit einem herrlichen Blick über den Ort belohnt – oder mit einer kulinarischen Stärkung. Von Karfreitag bis Ende Oktober erwartet außer montags ein kleines Café die Besucher.
Auf den Schlossterrassen stößt man auch auf das Denkmal der Juliana von Stolberg. 1506 erblickte sie im Schloss das Licht der Welt. Als zweite Frau des Grafen Wilhelm von Nassau-Dillenburg und über ihre beiden ältesten Söhne, Prinz Wilhelm und Graf Johann, wurde Juliana zur Stammmutter des Hauses Oranien. Prinzessin Beatrix und König Willem-Alexander der Niederlande sind ihre direkten Nachfahren.
Verfall und neuer Glanz
Die Hauptfront des Schlosses wird charakterisiert durch den langgestreckten Süd- oder Fürstenflügel mit seinem mächtigen Rundturm an der Ostecke. Dies ist auch der Bereich, der aktuell zugänglich ist und in dem sich die Räume des Museums finden. Die anderen Gebäudeteile werden restauriert und erst in den nächsten Jahren wieder in altem Glanz erblühen.
Dass die Anlage heute überhaupt wieder für Besucher offen ist, sei in erster Linie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu verdanken, meint Claudia Hacker.
„Ohne deren Engagement wäre das Schloss weiter verfallen. Nicht auszumalen, wie es heute aussehen würde, hätte die Stiftung 2002 die Anlange nicht übernommen“, sagt die zuständige Tourismus-Leiterin und verweist damit auch auf die wechselvolle Nutzungsgeschichte in den vergangenen 70 Jahren.
Nach der Vertreibung und Enteignung der Fürstenfamilie 1945 diente das Schloss ab 1951 als Erholungsheim der Lehrergewerkschaft. Nach der Wende der Treuhand übergeben und 1993 weiter veräußert, verfiel die Anlage immer mehr.
Erst seit 2002 erfolgt die umfangreiche Erneuerung und Instandsetzung des Schlosses. Und seit dem 19. März 2008 ist das Schloss wieder für Besucher zugänglich – und dies kostenfrei.
Für die Stolberger markierte dieses Datum eine Besonderheit. „Da das Schloss – auch zu DDR-Zeiten – praktisch immer für die Öffentlichkeit gesperrt gewesen ist, konnten viele Einheimische erstmals einen Blick in die Residenz werfen“, erinnert sich Hacker an die Eröffnung.
Heute kommen im Jahr rund 30 000 Besucher und wandeln über den Schlosshof hinein in den Fürstenflügel mit seiner restaurierten Schlosskapelle oder dem Empiresaal, in dem regelmäßig Hochzeiten stattfinden.
Und auch wenn aufgrund der Baumaßnahmen rund um das Schloss sich gegenwärtig Großveranstaltungen nicht realisieren lassen, in den Räumen des Schlosses finden regelmäßig Konzerte, Lesungen und Ausstellungen statt. Seit Mitte Mai etwa werden Arbeiten von verschiedenen halleschen Künstlern ausgestellt.
Ansonsten empfiehlt es sich, eine der angebotenen Führungen zu nutzen. Donnerstags und samstags jeweils um 14 Uhr und am Freitag um 20 Uhr werden diese ganzjährig angeboten. Hier lässt sich noch mehr erfahren über die „Krone der Fachwerkstadt“. (mz)
