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Oldtimertreffen in Holdenstedt Oldtimertreffen in Holdenstedt: Los, Trabi, los!

Von Lucas Wölbing 21.08.2016, 11:25
Monika Hund und Niklas Koch (links) begutachten den Trabi.
Monika Hund und Niklas Koch (links) begutachten den Trabi. Foto: Schumann

Holdenstedt - Alle wollen ihn, Hunderte bangen, doch nur einer kann ihn bekommen: Hermann Pröpper treibt es die Schweißperlen auf die Stirn als er auf den großen Preis wartet. Ein Mittagsschläfchen zur Entspannung und dann ist es soweit. Oder auch nicht.

Die Uhren in Holdenstedt ticken langsam in diesen für ihn so aufregenden Stunden. Ein Trabant hat ihm den Kopf verdreht. Wenn er seit langem etwas so richtig wollte, dann dieses Auto.

Das Los entscheidet über den Trabifahrer

Doch darauf hoffen beim Holdenstedter Traktorentreffen noch mindestens 300 andere Bewerber. Es geht heiß her, in der mobilen „Losbude“ von Viola Stephan, denn am Ende entscheidet der Zufall, wer den alten DDR-Karren vom Platz fährt: „Die Leute sind scharf auf dieses Auto“, freut sich die Unterstützerin der Oldtimerfreunde „Goldene Aue“, die dieses Spektakel mit dem Burschenverein organisieren.

Die Hefte mit den Losscheinen gehen im Stundentakt aus. Einige Gäste versuchen durch Mehrfachkäufe ihr Glück in die richtige Bahn zu lenken. Gleich fünf Lose hält Hermann Pröpper in der Hand.

Der Trabi stiehlt 200 Traktoren beinahe die Show

„Denn einmal im Leben sollte jeder so einen Trabi gefahren haben“, sagt der Rothaer und lacht: „Und wenn’s mit dem Gewinn klappt, kaufe ich mir ein ’Dübener Ei’, den passenden Ossi-Wohnwagen.“

Doch andere hoffen auch. Der Trabi stiehlt den fast 200 Traktoren, Lastern und Landmaschinen beinahe die Show. Bunt bemalt steht er auf dem Feld, wo die große Technikschau stattfindet. Sein cremefarbener Look ist beschmiert mit abwaschbarer Fingerfarbe, und Handabdrücken der Holdenstedter Kindergartenkinder.

„Denn denen kommen alle Einnahmen aus dem Losverkauf zu Gute“, erzählt Alexander Schäfer, Chef der Oldtimerfreunde. Einige Teilnehmer wollen das Auto ja gar nicht, sie machen nur mit, um der Kita „Märchenwelt“ zu helfen. „Und doch sind wir begeistert, wie begehrt der Trabi noch ist“, meint Schäfer. „Egal ob hier oder beim Traktor: Die meisten Leute wissen, was gut ist.“

Denn so ein altes Gefährt ließe sich ja wenigstens noch von Hand reparieren, findet er, und brauchbar seien die historischen Gerätschaften in Garten und Feld ja auch noch. „Rumstehende Technik gibt es bei uns nicht, alles rollt.“ Aber eine Trabi-Fahrt, bei vollem Verkehr in heutiger Zeit?

Trabi mit Zentralverriegelung und elektrischen Fensterhebern

Die Holdenstedterin Monika Hund überlegt kurz. Nur drei Jahre ist sie Trabant gefahren: „Aber ich würde es jederzeit wieder tun“, sagt sie. „Das ist doch viel praktischer als die glänzenden Autos von heute.“ Denn würde sie irgendwo im Gelände stecken bleiben, müsste sie ja nur einmal Gas geben, um weiterzukommen. „Der Trabi ist da völlig unempfindlich. Nach heutigem Verständnis nicht besonders komfortabel, aber belastbar.“

Wenn jemand vom unbequemen Trabifahren spricht, da muss Lothar Friedrich vom Süßen See nur lachen. Sein Ost-Auto ist ein Deluxe-Modell, er hat den Spagat zwischen DDR und modernen Standards hingelegt.

„Welcher Trabi hat schon Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber?“, fragt der Besitzer. Aufs Alte wollte der Mann, der nur Trabi fährt, nicht verzichten. „Aber irgendwie musste ich ja mit der Zeit gehen, man ist ja heute so vieles gewöhnt, worauf niemand verzichten möchte.“

Der Trabi sei angesagt, der Kult ungebrochen, findet Friedrich. Der Hype um das verloste Auto sei schließlich der beste Beweis: „Und ich denke, Trabi werden Leute wie ich noch ewig fahren.“ (mz)

Hermann Pröpper hat fünf Lose gekauft, um den Trabi zu gewinnen.
Hermann Pröpper hat fünf Lose gekauft, um den Trabi zu gewinnen.
Foto: Schumann
Oldtimertreffen in Holdenstedt
Oldtimertreffen in Holdenstedt
Foto: Schumann
Gerd Walter ist gar nicht am Trabi interessiert. Er hat nur Augen für Motorräder.
Gerd Walter ist gar nicht am Trabi interessiert. Er hat nur Augen für Motorräder.
Foto: Schumann