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Fußball Fußball: Tilledaer Familienbande

Von RALF KANDEL 14.12.2012, 16:01

TILLEDA/MZ. - In einer kleinen Serie möchte die MZ-Sportredaktion von solchen Höhepunkten, aber auch Niederschlägen abseits der blanken Ergebniswelt berichten.

Der 3. November des Jahres 2012 war in der Geschichte des VfB Tilleda ein ganz besonderer Tag. Das wiederum lag nicht daran, dass die Tilledaer sich im Kampf um Punkte mit dem SV Breitungen duellierten. Spiele gegen das Team aus dem Harz sind für die Kreisklasse-Kicker des VfB zwar stets heiß umkämpfte Duelle, aber wahrlich keine absoluten Highlights.

Das Außergewöhnliche begann an diesem Sonnabend schon mit dem Ausfüllen des obligatorischen Spielformulars. Das geriet nämlich zur Familiensache. Dominik Bokrant (40 Jahre) war darauf vermerkt, ebenso seine Söhne Willy (18) und Moritz (17). Ebenfalls auf dem Formular standen Jörg Schröter (44) und dessen Söhne Pascal (22) und Maximilian (19). Die Tilledaer Fußball-Familien auf dem Dokument komplettierten schließlich Mario Störmer (43) und sein Sohn Oliver (21).

"Acht Mann aus drei Familien. Hat es so was schon mal gegeben?", fragt dann auch Mario Störmer. Und Jörg Schröter fügt hinzu: "Das war unser großes Ziel. Irgendwann wollten wir mal alle zusammen in einer Mannschaft spielen. Jetzt ist es so weit."

Und Dominik Bokrant bringt noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: "In solch kleinen Dörfern wie in Tilleda wird es doch immer schwerer, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen. Da wird ganz einfach jeder Mann gebraucht."

Diese Heimat- und Vereinsverbundenheit war sicherlich ein Grund dafür, dass das Trio der "Alten" nach mehrjährigen Ausflügen in Mannschaften aus benachbarten Orten dann eben doch wieder im Heimatverein beim VfB gelandet ist. Und eben jetzt gemeinsam mit den Söhnen auf Punktejagd geht.

"Das war von Anfang an unsere große Hoffnung. Wir haben uns immer gewünscht, dass es irgendwann mal klappt und wir alle auf dem Platz stehen", so Jörg Schröter. Und er berichtet davon, wie das Trio die ersten "Gehversuche" des Nachwuchses auf dem Sportplatz begleitete. "Unsere Väter waren doch immer dabei, wenn wir in den Nachwuchsmannschaften irgendwo gespielt haben", so Willy Bokrant. "Wir haben schon zugeschaut, da hatten die noch die Windeln an", fügt Mario Störmer hinzu.

Nun beobachten die Väter das Spiel eben nicht mehr von der Seitenlinie, sondern stehen neben den Söhnen auf dem Feld.

Dabei, den Takt geben die Väter an. "Von wegen, Papa lauf jetzt. So was wird von Anfang an unterbunden", lacht Mario Störmer. Und Jörg Schröter fügt hinzu: "Das funktioniert höchstens andersrum."

Und wenn es, wie bei Fußballern eigentlich üblich, Meinungsverschiedenheiten über die gezeigten Leistungen gibt? "Die Diskussionen fangen nach dem Spiel auf dem Platz an. Dann geht es weiter, wenn wir danach im Sportlerheim zusammensitzen. Und am Sonntag beim Frühstück ist der Fußball immer noch Thema", erzählt Oliver Störmer lachend. "Wenn es schon mal ein gemeinsames Frühstück gibt", fügt sein Vater hinzu. Und was sagen die Frauen und Mütter zum Fußball-Enthusiasmus ihrer Männer und Söhne? "Schon lange nichts mehr, sie waren doch von Anfang an dabei und sind jetzt auch immer, wenn sie Zeit haben, auf dem Sportplatz. Und jetzt freuen sie sich mit uns darüber, dass wir alle in einer Mannschaft spielen", erzählt Dominik Bokrant.

Und wie geht es nun weiter? Verziehen sich die Väter nun, nachdem es mit dem gemeinsamen Kick mit ihren Söhnen in einer Mannschaft geklappt hat auf das Altenteil? Auch hier hat das Trio eine gemeinsame Antwort parat. "Mit Sicherheit nicht. Wir spielen noch gemeinsam weiter. Vorausgesetzt natürlich, wir bleiben von Verletzungen verschont", so Jörg Schröter. Und Dominik Bokrant hofft ebenfalls, dass die Geschichte fortgesetzt werden kann. "Die Jungs könnten durchweg in höherklassigen Mannschaften spielen. Aber der Lokalpatriotismus hält sie zusammen und hier in Tilleda."

Außerdem sei das letzte Wort in der fußballerischen Familien-Geschichte noch nicht gesprochen. Ein gemeinsames Ziel eint Väter und Söhne Bokrant, Schröter und Störmer: "Wir wollen alle gemeinsam in Zukunft noch einmal in der Kreisliga spielen. Dieses Ziel haben wir uns auf die Fahnen geschrieben", formuliert es Bokrant.

Wann es soweit ist und ob es überhaupt so weit kommt? Die Antwort auf diese Fragen steht noch aus. Ach ja, das erste Spiel "ganz in Familie" war dabei ein Reinfall. Das Duell gegen die Breitunger ging verloren. "Wir waren klar die bessere Mannschaft, aber am Ende hat Breitungen gewonnen", so Jörg Schröter. Mittlerweile ist das vergessen, einige Siege sind schon auf das Anfangs-Desaster gefolgt. Auf die vorläufige Krönung, den Kreisliga-Aufstieg, hoffen die Tilledaer Fußball-Familien 2013.