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Zum Tod von Tom Wolter Eine große Freundlichkeit

Der Theatermacher und Kommunalpolitiker Tom Wolter ist tot. Er hinterlässt eine riesige Lücke.

Von Andreas Montag Aktualisiert: 30.04.2025, 09:51
Tom Wolter ist unerwartet verstorben.
Tom Wolter ist unerwartet verstorben. (Foto: Steffen Schellhorn)

Halle/MZ - Gelöste Stimmung nach der gelungenen Premiere von „Pension Tröger“ im WUK Theater Quartier am halleschen Holzplatz, kurz vor den Osterferien. Hausherr Tom Wolter hat in der Produktion des freien Ensembles P&S neben Nicole Tröger, der Co-Chefin des WUK, und Niklas Stelbrink einen stummen, urkomischen Kofferträger gegeben, der in verschiedenen Verkleidungen über die Bühne hastet.

Ein großer Verlust

Spät verabschieden wir uns, nach einem langen, entspannten Gespräch über Politik und kommende Projekte. Eine Umarmung, ein Gruß: bis bald! Und nun ist Tom, der nur, wenn es amtlich wurde, Herr Wolter hieß, nicht mehr unter uns. Am Montag starb er, gerade 56 Jahre alt. Ein Riesenverlust, der viele sprachlos vor Trauer macht.

Tom Wolter war bekannt wie ein bunter Hund, nicht nur in Halle, wo er seit Jahrzehnten Theater gespielt und Theater geleitet hat, wo er zudem auch kommunalpolitisch „eine Hausnummer“ war. Als der gelernte Schauspieler vor mehr als drei Jahrzehnten aus dem klassischen Theaterbetrieb ausstieg, um frei zu arbeiten, haben ihn manche für verrückt gehalten. Aber er hat seinen Plan, in Halle die Freie Szene als künstlerischen wie soziokulturellen Gegenentwurf, nicht als Konkurrenz zum Stadttheater zu etablieren, mit großer Energie umgesetzt – auch wenn es zwischenzeitlich Rückschläge gab.

Mit dem von ihm begründeten WUK (was für Werkstätten und Kultur steht) ist ein bestens vernetzter, deutschlandweit angesehener Ankerplatz für regionale Gruppen und Gäste entstanden, der sich sein Publikum erarbeitet hat. Als Anerkennung dafür wurde der Spiel- und Produktionsstätte 2021 der Theaterpreis des Bundes verliehen.

Ein Ermöglicher

Tom Wolter ist ein leidenschaftlicher Theatermann gewesen, ein verlässlicher Freund und Kollege. Ein Ermöglicher, der Menschen unterschiedlicher kultureller Erfahrung und sozialer Herkunft zusammenbrachte. Seine lange, erfolgreiche Arbeit mit dem Studierendentheater der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist nur ein Beispiel dafür. Respekt, Toleranz, Liebe und, wenn nötig, auch klare Ansagen: Damit hat Tom Wolter sich ebenso kenntlich gemacht wie mit seiner künstlerischen Leistung. Freundlichkeit war sein Kapital, von dem er großzügig gab. Davon können seine Leute zehren, so schwer es auch werden wird ohne ihn.