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Ermittlungen zu schwerem Unfall Ermittlungen zu schwerem Unfall: Wer hat den Arzt im Südharz umgerast?

Von Grit Pommer und Helga Koch 30.05.2018, 13:02
Steffen Kohler hofft auf Hinweise zum unfallflüchtigen Fahrer der Crossmaschine.
Steffen Kohler hofft auf Hinweise zum unfallflüchtigen Fahrer der Crossmaschine. Klaus Winterfeld

Rottleberode - Pfingstmontag, herrlicher Sonnenschein. In Nordhausen starten zwei befreundete Ehepaare eine Radtour in den Südharz. Über Leimbach, Kalkhütte und Stempeda geht es nach Rottleberode. Gegen 12.50 Uhr sind die Vier auf dem Waldweg durchs Thyratal in Richtung Stolberg unterwegs. Es geht gerade in eine langgezogene Kurve, da kommt ihnen plötzlich mitten auf dem Waldweg eine Motocrossmaschine entgegengerast.

„Mit brutal überhöhter Geschwindigkeit“, erzählt Steffen Kohler. Der Orthopäde schafft es gerade noch auszuweichen. Und er muss miterleben, wie die Crossmaschine direkt neben ihm seinen Freund regelrecht niedermäht. Der Zusammenstoß ist so heftig, dass ein großes Stück aus dem Schutzhelm herausbricht und die Scheibenbremse aus der Fahrradgabel gerissen wird.

Crossfahrer geht zu Boden, Radfahrer wird schwer verletzt

Auch der Fahrer der Crossmaschine geht zu Boden, seine Maschine rast führerlos weiter gegen einen Laubbaum und richtet sich am Stamm auf, bevor sie mit laufendem Motor zu Boden fällt.

„Ich habe noch gedacht, der liegt erst mal und kann nicht so schnell weg“, erzählt Kohler. Sofort kümmert er sich um die Erstversorgung seines Freundes, der schwer verletzt auf dem Weg liegt. Nur aus dem Augenwinkel bekommt er mit, wie der Fahrer aufspringt, sich seine Maschine schnappt, davonrast und dabei auch noch eine der Frauen leicht verletzt, die etwa 20 Meter hinter ihren Männern gefahren waren.

Der schwer verletzte 59-Jährige muss mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen werden. Er ist selbst Arzt, hat als Unfallchirurg schon vielen Motorradfahrern geholfen und einigen auch das Leben gerettet. Dass ausgerechnet er jetzt von einem Motorrad regelrecht umgemäht wird, ist für Steffen Kohler bittere Ironie des Schicksals.

Unfallchirurg bei Crash schwer verletzt - Polizei ermittelt auf Hochtouren

Der Unfall des Chirurgen hat Folgen für viele weitere Menschen. Sämtliche Termine mussten abgesagt werden. Ratsuchende Patienten stehen jetzt ohne Arzt da, bereits angesetzte Operationen verschieben sich - auf ungewisse Zeit.

Derweil laufen bei der Polizei die Ermittlungen auf Hochtouren. Beamte haben sich im Südharz umgehört und auch der Aufruf über die MZ hatte offenbar Erfolg. „Es gibt Hinweise, denen wir jetzt intensiv nachgehen“, sagt Steffi Schwan, Sprecherin des Polizeireviers Mansfeld-Südharz. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte sie vorerst aber nicht weiter ins Detail gehen. Einige der Hinweise seien anonym eingegangen.

Auch im privaten Bereich hören sich Leute im Südharz um, die herausfinden wollen, wer den schweren Unfall verursacht hat. Es bestünden Kontakte in verschiedene Orte im Südharz, unter anderem in die Jägerschaft, erzählt Steffen Kohler. Es gibt ja immer einen, der einen kennt. „Mal sehen, wie lange der Täter diesen Druck aushält“, meint er. Und hat dabei sogar noch die ganz leise Hoffnung, dass dem Mann vielleicht doch das Gewissen schlägt und er sich stellt.

Rätselraten: Wer hat den schweren Unfall im Südharz verursacht?

Egal in welchem Ort, überall in der Gemeinde Südharz geht das große Rätselraten weiter, wer den schweren Unfall verursacht und sich aus dem Staub gemacht haben könnte. „Das Thema beschäftigt die Menschen sehr“, bestätigt Helga Rummel (parteilos), die Rottleberöder Ortsbürgermeisterin.

Sowohl in Rottleberode als auch in den Nachbarorten wie Stolberg oder Stempeda gebe es ein paar Leute, die Crossmaschinen fahren. „Das sind vielleicht je zwei oder drei“, schätzt sie. Die Rottleberöder führen aber wohl eher im Alten Stolberg.

Auch in Stolberg sorgt der Unfall für Gesprächsstoff, zumal das Opfer einem Teil der Einwohner persönlich bekannt sei, heißt es. Mit Crossmaschinen im Wald zu fahren, sagt etwa Förster Michael Kienzl, sei verboten und ein großes Ärgernis. Immerhin verfügt Stolberg über den Status als Luftkurort. Gelegentlich dringt Lärm herunter, wenn Crossmaschinen auf den Bandwegen fahren, die Spaziergängern vorbehalten sind. (mz)