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Biathlon Biathlon: Weltmeister aus Blankenheim

Von RALF KANDEL 07.03.2012, 18:11

BLANKENHEIM/MZ. - "Wer wurde im Jahr 1971 erster deutscher Biathlon-Weltmeister?" Die Antwort auf diese mögliche "Millionen-Frage" könnte jeden Kandidaten auf dem Stuhl bei Günther Jauch schon gehörig ins Schwitzen bringen. Denn kaum einer weiß heute noch: Die erste deutsche WM-Goldmedaille gewann Dieter Speer im finnischen Hämeenlinna. Und der kommt nicht, wie eigentlich zu vermuten, aus einer der traditionellen Wintersport-Hochburgen, wie Oberhof oder Ruhpolding, sondern aus dem Südharz. Genauer gesagt aus Blankenheim, wo der gebürtige Liegnitzer seine Jugend verbrachte.

Und eben jener Dieter Speer, der seit vielen Jahren im sächsischen Wachau wohnt und vor wenigen Tagen seinen 70. Geburtstag feierte, ist vielen Blankenheimer Einwohnern noch gut bekannt. Schließlich ist Speer noch oft in seinem ehemaligen Heimatort zu Gast. Häufig macht er auch einen Abstecher nach Sangerhausen, wo seine Schwestern und sein Schwager wohnen. Dabei wird der Weltmeister natürlich oft auf seine sportlichen Erfolge, aber auch auf die Zeit in Blankenheim angesprochen.

Gerade jetzt, wenn bei der Weltmeisterschaft in Ruhpolding Magdalena Neuner, Arnd Peiffer und die deutschen Staffeln mehr oder weniger erfolgreich auf die Jagd nach Gold gehen oder ihre Medaillen-Träume am Schießstand "verballlern", erinnern sich die Blankenheimer an den erfolgreichsten Sportler des Ortes und seine Geschichte.

"Ich bin mit Dieter Speer gemeinsam in die Schule gegangen. Er war aber ein paar Jahre älter als ich. Und übrigens auch ein ganz passabler Fußballer", erinnerte sich Gerhard Muschak. Er ist jetzt Vereinsvorsitzender beim BSC Blankenheim. Muschak weiß auch noch, dass Speers Vater in Blankenheim als Dorfschmied gearbeitet hat.

Anfänge am Blankenheimer Berg

Mit dem Handwerk hatte Dieter Speer allerdings nicht viel im Sinn. Auf und am Fuß des Blankenheimer Berges war er als Jugendlicher viel lieber sportlich aktiv. "Wir hatten damals schon genügend Schnee für Wintersport. Es gab Wettkämpfe beim Rennrodeln und Skilanglauf. Ein paar Urkunden aus dieser Zeit habe ich noch, erinnert sich Dieter Speer.

Und auch daran, dass im Sommer der Sport ganz oben stand. "Unser Sportlehrer Arno Kirchner aus Beyernaumburg hat uns trainiert. Beim Mittel- und Langstreckenlauf hat er damals die Grundlage für meine Erfolge im Biathlon gelegt. Ihm hab ich alles zu verdanken."

Teil des Sportlehrerstudiums

Später folgte das Studium bei der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) Leipzig und die Ausbildung zum Sportlehrer. "Wir waren oft zum Skilaufen, das gehörte dazu. Schließlich muss ein Sportlehrer auch auf Skiern bestehen", erinnert er sich zurück. Und daran, dass er dann in Zinnwald, bei Dynamo, mit dem Biathlon seine Laufbahn als Leistungssportler begann.

Deren Höhepunkt war natürlich der Weltmeistertitel, der Dieter Speer für immer einen Platz in der Biathlon-Geschichte einbrachte. Der ausgebildete Russisch- und Sportlehrer, der mit 20 Jahren zum ersten Mal Langlaufskier an den Füßen hatte, ließ im Jahr 1971 in Hämeenlinna den Russen Alexander Tichonow und den Norweger Magnar Solberg hinter sich und holte sich Gold für die DDR. Ein Kunststück, das 1979 Klaus Siebert in Ruhpolding wiederholte.

Apropos Klaus Siebert. Mit dem heutigen Trainer der Nationalmannschaft Weißrusslands verbindet den ehemaligen Blankenheimer noch immer eine tiefe Freundschaft. "Wir hatten erst vor kurzem Kontakt", so Speer. Kaum Kontakt hat Speer dagegen noch zum Russen Alexej Tichonow. Obwohl gerade diese beiden Männer eine ganz besondere Geschichte verbindet, die vor 40 Jahren durch alle Zeitungen der DDR und der damaligen Sowjetunion ging.

Noch sportlich aktiv

Ohnehin ist der Ex-Weltmeister noch fest mit seiner Sportart verwurzelt. "Ich hänge noch sehr am Biathlon", sagt er kurz und knapp. Und die heutigen "Macher" haben ihren Ex-Weltmeister nicht vergessen, schließlich trainierte er später zum Beispiel Ricco Groß. "2004 war ich Ehrengast bei der Weltmeisterschaft in Oberhof. Jetzt in Ruhpolding verfolge ich alles am Fernseher genau", so Speer. Und erzählt davon, dass sich viele ehemalige Aktive regelmäßig zu einer Veranstaltung treffen. "Rund 120, 130 Leute sind wir dann. Erst gibt es Wettkämpfe in den verschiedensten Altersklassen, dann steht am Abend ein großes gemütliches Beisammensein auf dem Programm."

Spätestens dann erzählt Speer, im Übrigen auch ein hervorragender Marathonläufer, garantiert wieder von seinen zahlreichen sportlichen Erfolgen, aber auch von seiner Jugend in Blankenheim.