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Neue Downhill-Strecke Zweiter Downhill an der Rosstrappe Thale: Testfahrt auf dem "Harzer Roller"

Von Ingo Kugenbuch 24.09.2019, 07:56
Die Ausschilderung der Strecke ist mustergültig. Wenn man sich an die Hinweise hält, hat man nicht viel zu befürchten.
Die Ausschilderung der Strecke ist mustergültig. Wenn man sich an die Hinweise hält, hat man nicht viel zu befürchten. Kugenbuch

Thale - „Das ist reine Kopfsache“, sagt Frank Zielonka, als ich mich mit ihm zur Besichtigung der neuen Downhillstrecke in Thale verabrede - und ihn frage, ob der neue „Harzer Roller“ auch für mich als Zeitungsredakteur und einfacher Mountainbiker fahrbar ist.

Das Kniffligste an der 2,4 Kilometer langen Strecke sei die steile Holzbrücke, sagt Streckenchef Zielonka. Steil, aber nicht gefährlich und natürlich fahrbar - Kopfsache eben. Und so geht mir denn auch die Frage durch den Kopf, ob ich mich es wohl trauen werde, die Holzbrücke hinabzubrettern, als sich mein Auto mit dem Fahrrad im Kofferraum die Serpentinen zur Rosstrappe hinaufschiebt.

Sachsen-Anhalts einziger Bikepark besteht seit 2006 in Thale

Sachsen-Anhalts einziger Bikepark - der Rosstrappendownhill in Thale - ist schon etwas in die Jahre gekommen. Seit 2006 stürzen sich hier die Downhiller mit Integralhelm und federwegstrotzenden Bikes den Berg hinunter.

Nun hat sich die Zahl der Strecken auf zwei verdoppelt: Vor einer Woche wurde der „Harzer Roller“ erstmals offiziell unter die grobstolligen Reifen genommen. Beide Strecken sind unter dem Label „Bikepark Bodetal“ zusammengefasst und werden von der Bikepark Bodetal GmbH u. Co. KG betrieben. Sie hat das Areal an der Rosstrappe vom Landesforst gepachtet.

Frank Schneider, einst einer der besten deutschen Downhiller, plante die Strecke

Nach langer Planung und vielen Gesprächen mit zahlreichen Behörden erhielt die Sechs-Mann-Firma Ende 2018 die Baugenehmigung für die neue Strecke. „Wir haben am 1. Januar mit dem Aufräumen des Waldes angefangen und den Verlauf grob abgesteckt“, berichtet Zielonka.

Die Feinplanung hat sein Kollege Frank Schneider - einst einer der besten deutschen Downhiller - übernommen. Zielonka: „Er weiß, wo man langfahren muss, um den größten Spaß rauszuholen.“

Na, mal sehen. Da stehe ich nun mit meinem Carbon-Fully am Start und lese: „Downhillstrecke - Betreten Verboten - Lebensgefahr!“ Aber ich will die Strecke ja nicht betreten, sondern befahren. Also los.

Gleich geht es in die ersten Anlieger - also kleine in den Waldboden gebaute Steilkurven. 45 davon gibt es auf der Strecke, die sich auf 244 Höhenmetern den Berg hinabwindet. Kurve, Kurve, Kurve - alles nicht zu steil, teilweise etwas schottrig, aber immer fahrbar.

45 Steilkurven, so genannte Anlieger, befinden sich entlang der Strecke im 244 Meter Höhenunterschied

Mir kommt die alte Mountainbiker-Plattitüde in den Sinn: Geschwindigkeit bringt Sicherheit. Also lass ich es rollen und genieße den Flow. Bis sie kommt, die Brücke.

„Wenn wir uns nicht jetzt gekümmert hätten, wäre der Rosstrappendownhill gestorben“, sagt Maik Zedschak. „Eine Strecke allein kann sich nicht halten.“ Zedschak gehört zu den sechs Männern vom SV Stahl Thale, die „Omas Sparstrumpf geplündert“, die Bikepark Bodetal GmbH u. Co. KG gegründet und 100.000 Euro im Waldboden an der Rosstrappe verbuddelt haben.

In ein paar Jahren sollen in dem Bikepark bis zu 3.000 Besucher im Jahr über fünf verschiedene Pisten donnern. 250.000 Euro sollen insgesamt in den Ausbau fließen, sagt Zedschak.

Rund 100.000 Euro flossen bisher in den Ausbau der Strecken, am Ende werden es rund 250.000 Euro sein

Ich stehe vor der Brücke. Auch sie ist fahrbar, keine Frage. Aber es ist tatsächlich Kopfsache. Zwar ist sie mit einer speziellen Beschichtung versehen, die selbst bei Nässe Grip bieten soll, aber es gibt keinen Auslauf. Man muss am Ende sofort nach links - in den Rosstrappendownhill - oder nach rechts - in den Harzer Roller - abbiegen. Was passiert, wenn ich zu spät bremse?

Nun ja, dafür gibt es die fetten orangefarbenen Matten an zwei Bäumen. Ich bin mir schnell sicher, dass ich die Brücke heute nicht fahren werde. Stattdessen nehme ich den ungefährlichen Umweg - normalerweise wird er „Chickenway“ (Hühnerweg) genannt, hier heißt er aber „Prinzessinnenpfad“.

Dann geht es weiter - durch Kurven, über Steine und kleine Holzbrücken -, bis mich der Trail schließlich unten wieder ausspuckt. Zurück nach oben, wo auch mein Auto steht, geht es für 3,90 Euro sanft schwebend mit dem Sessellift.

Zurück nach oben schweben die Radfahrer mit dem Sessellift

Mit der Seilbahn kommt auch Geld in die Kassen der Bikepark Bodetal GmbH: Die Nutzung der Downhillstrecken ist gratis, aber an den Fahrtkosten der Biker wird das Unternehmen beteiligt.

Ich würde mich gern ein zweites Mal den Berg hinabrollen, muss aber leider wieder zurück an den Schreibtisch. Bestimmt würde ich dieses Mal die Holzbrücke fahren… Apropos: Hat sich eigentlich Streckenchef Frank Zielonka schon einmal an der Brücke versucht? „Nein“, sagt er, „ich habe es noch nicht geschafft.“ Kopfsache halt. (mz)

An den Bremsspuren sieht man es: Es wird mächtig steil.
An den Bremsspuren sieht man es: Es wird mächtig steil.
Kugenbuch