Zu eng, zu klein, zu alt Zu eng, zu klein, zu alt: Feuerwehr-Gerätehaus in Siptenfelde wird zur Baustelle

Siptenfelde - Allzu kräftig gebaut sein darf nicht, wer in Siptenfelde das Feuerwehrauto aus der Garage fahren will. Der Gang zwischen dem Fahrzeug und den anderen Gerätschaften ist schmal.
Hat sich der Fahrer da durchgeschoben, muss er sich bei halb geöffneter Tür hinters Steuer quetschen. Erst wenn das Auto draußen steht, haben die Feuerwehrleute in dem Gebäude genug Platz, um sich umzuziehen. Was um 1900 herum - die Freiwillige Feuerwehr in Siptenfelde wurde 1883 gegründet, das Spritzenhaus ist von 1903 - den Anforderungen an ein moderne Wehr entsprach, ist heute zu eng, zu klein, veraltet.
Mike Müller, der stellvertretende Ortswehrleiter, spricht sogar von einer „Katastrophe“. Seit 1993 gehört er zur Einsatzabteilung, war vorher Mitglied der Jugendfeuerwehr. „Und so lange kenne ich die Hütte auch schon.“
Stadt Harzgerode will das Gerätehaus umbauen und erweitern
Doch Besserung rückt jetzt in greifbare Nähe. Die Stadt will das Gerätehaus in der Herrenstraße umbauen und erweitern. Dazu kaufte sie auch das Grundstück dahinter. Eine neue Garage, Umkleideräume und Sanitäreinrichtungen sowie ein Büro für den Ortswehrleiter werden entstehen. Gegenwärtig holt die Verwaltung per öffentlicher Ausschreibung Angebote ein.
Der Zeitplan ist ambitioniert: Im September sollen die Aufträge – immerhin 13 Gewerke werden benötigt – vergeben werden. Danach kann mit dem Abriss begonnen werden. Neben der Garage aus Bruchsteinen muss auch der Schlauchturm weichen.
Laufe alles nach Plan, solle noch in diesem Jahr die Bodenplatte gegossen werden, umreißt Heike Schoch, Mitarbeiterin der Bau- und Ordnungsverwaltung, das Vorhaben. Dafür veranschlagt sind ihr zufolge insgesamt 457.000 Euro. Mit 90.000 Euro fördert das Land den Bau. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, erklärt Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU).
Noch vor Jahren war die Zukunft der Ortsfeuerwehr Siptenfelde ungewiss, seit 2017 ist die laut Brandschutzplanung gesichert
Der Erhalt der Ortswehren wurde mit der Neuauflage der Risikoanalyse und Brandschutzplanung im Jahr 2017 besiegelt. Ein paar Jahre zuvor stand er noch auf der Kippe: In der Analyse von 2012 hatten nicht alle Standorte eine Zukunft.
„Eine Wehr zu schließen ist langfristig teurer als der Versuch, sie zu erhalten“, sagt Christian Herzer, Sachgebietsleiter Ordnung und Gefahrenabwehr. Die Freiwillige Feuerwehr Siptenfelde ist ihm zufolge sehr gut aufgestellt.
Er begründet das mit der technischen Ausstattung - „elementar für die Löschwasserversorgung der Stadt“ -, dem Ausbildungsstand und dem vergleichsweise geringen Durchschnittsalter der Feuerwehrleute.
Müller pflichtet ihm bei. Er selbst gehöre schon zu den Älteren in der Einsatzabteilung, sagt er mit seinen XX Jahren. 18 Mann ist die stark, darunter viele Atemschutzgeräteträger. Auch die geografische Lage Siptenfeldes heben Verwaltung und Feuerwehr heraus.
„Das ist für uns eine sehr wichtige Wehr“, unterstreicht Weise. Und Müller sagt: „Wir haben eine Top-Position, um in alle Himmelsrichtungen auszurücken.“ Bis zu einem Dutzend Einsätze haben die Siptenfelder pro Jahr. Alarmiert werden sie von der Leitstelle immer zeitgleich mit zwei anderen Wehren; „Rendezvous-System“ nennt sich das.
Stadt mietet als Ausweichquartier für die Feuerwehr eine Garage in Siptenfelde an
Damit sie auch während der Bauarbeiten, die bis September kommenden Jahres dauern sollen, einsatzbereit bleiben, steht nun ein Umzug ins Haus – in die einzige größere Garage, die im Ort noch zur Verfügung stand. Die Stadt hat sie gemietet. „Das ist auch kein Luxusdomizil, aber wir leben ja seit Jahren spartanisch“, sagt Müller, der mit seinen Leuten schon etliche Kartons gepackt hat.
Neben Garage und Turm, der als Lagerraum genutzt wurde, muss der Schulungsraum aus den 1970ern leergeräumt werden, auch wenn er nach dem Umbau weiter genutzt wird. Vor ein paar Jahren hatten ihn die Feuerwehrmitglieder, ebenso wie die Einfahrt, in ungezählten Arbeitsstunden neu gestaltet. Dr.-Kiti-Maluche-Stiftung und Stadt unterstützten das Projekt. (mz)

