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Warnschilder, Signalfarbe, Belehrung Warnschilder, Signalfarbe, Belehrung: So wird eine sichere Jagd vorbereitet

Von Petra Korn 24.11.2017, 10:50
Warnschilder sollen auf die Gefahren einer Jagd aufmerksam machen.
Warnschilder sollen auf die Gefahren einer Jagd aufmerksam machen. Archiv/dpa

Harzgerode - Am Ende einer Jagd liegt ein Jäger tot im Wald. Der 81-Jährige aus Niedersachsen starb durch einen Schuss; ein Suizid wird ausgeschlossen. Passiert ist das vor wenigen Wochen bei einer Gesellschaftsjagd in einem Privatwald bei Ballenstedt; die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft laufen (die MZ berichtete).

„Das ist eine Tragödie“, sagt Hans Christian Schattenberg. „Man wird noch einmal mehr sensibilisiert.“ Der Leiter des Forstbetriebes Ostharz mit Sitz in Harzgerode war bei jener Jagd nicht dabei, kann dazu nichts sagen. Als Chef des Forstbetriebes fungiert er aber selbst als Leiter von Jagden. „Sie werden bei uns minutiös geplant. Das haben wir schon immer so gemacht.“

Planung der Jagden im Herbst beginnen schon im April

Vor der Jagd: In den Revieren des Forstbetriebes findet die erste Jagd immer Ende Oktober statt. „Früher beginnen wir nicht, weil es da noch zu viel Laub gibt. Der Jäger hat keine Sicht. Das Wild kann sich gut verstecken, und man sieht die Treiber nicht“, erläutert Hans Christian Schattenberg. Die Planungen für die Jagden - diesmal insgesamt 18 bis Ende des Jahres - begannen bereits im April.

Dabei werde festgelegt, welches Revier wann bejagt werde, wie viele Hundeführer und Jäger daran teilnehmen sollen. Die Einladungen würden Ende Juni, Anfang Juli verschickt - bereits versehen mit einer schriftlichen Sicherheitsbelehrung.

Der jeweilige Revierförster, der auch in der Jagd ausgebildet wurde, und der Revierjäger des Forstbetriebes - ein Berufsjäger - kontrollieren dann jeden Ansitz in dem Gebiet. „Bei unseren Jagden sitzt jeder Schütze auf einer jagdlichen Einrichtung erhöht, damit von oben nach unten geschossen wird und fehlgeleitete Kugeln in die Erde gehen.“

Es könnte aber sein, dass eine Kugel zum Beispiel durch den Aufprall auf einen Stein oder Baum abgelenkt werden könnte. „Da schauen wir, dass es keine Gefährdung von Hochsitz zu Hochsitz geben kann. Das geht so weit, dass wir mit Signalfarbe Ausrufezeichen und Pfeile an Bäume sprühen und so kennzeichnen, dass in diese Richtung nicht geschossen werden darf“, so der Betriebsleiter.

Für jede Jagd gebe es eine Karte, die genau ausweise, welcher Jäger wo sitze. Etwa eine Woche vor der Jagd gebe es eine sogenannte Anstellerrunde. Dabei fahre der Revierleiter mit den Anstellern - erfahrene Jäger mit Revierkenntnis - in den Wald, zeige ihnen, wo sich die Hochsitze befinden, weise sie vor Ort ein, mache auf Besonderheiten aufmerksam.

Jagdscheine werden jedes Mal kontrolliert

Am Tag der Jagd: Am Jagdtag selbst müsse jeder Teilnehmer seine Einladung dabei haben - „das ist wie eine Eintrittskarte“ - und unterschreiben, dass er belehrt worden sei. „Wir kontrollieren von jedem den Jagdschein, jedes Mal aufs Neue“, so der Betriebsleiter. Jeder bekomme eine sogenannte Anstellerkarte, auf der alles Organisatorische noch einmal erfasst ist.

Dazu gehören beispielsweise Ansprechpartner und Notfallnummern, aber auch explizit die Verhaltensregeln. „Dann halte ich noch einmal eine Sicherheitsbelehrung. Darauf legen wir ganz großen Wert“, sagt der Betriebsleiter. „Hier heißt es zum Beispiel, dass ein Jäger seinen Hochstand nicht verlassen darf. Hält er sich nicht daran, wird er nicht wieder eingeladen. Wir haben uns da auch schon von einigen Jägern getrennt.“

Nichts alles Wild darf geschossen werden

Zudem werde genau erklärt, welches Wild geschossen werden dürfe. Nach der Belehrung fahre der Ansteller mit den Jägern in den Wald, bringe diese zu den Hochsitzen. Treiber und Hundeführer würden dann versuchen, das Wild aus seiner Deckung herauszuscheuchen. „Dabei ist zwingend vorgeschrieben, dass sowohl die Jäger als auch die Treiber signalfarbene Kleidung tragen und auch die Hunde eine Signalweste oder wenigstens ein signalfarbenes Halsband.“

Wenn die Jagd meist nach drei Stunden zu Ende sei - die Zeit sei genau festgelegt -, dürfe kein Schuss mehr abgegeben werden. Ausnahme sei ein sogenannter Fangschuss, wenn ein Tier angeschossen wurde. Die Jäger würden von den Anstellern wieder abgeholt.

Mit der Organisation der Jagd werde versucht, möglichst alle Risiken auszuschließen. „Aber ein Restrisiko bleibt immer. Das muss auch jedem klar sein“, sagt Hans Christian Schattenberg. „Und dass jeder für seinen Schuss verantwortlich ist, das ist das A und O.“

Mehr Rotwild als früher

Warum gejagt wird: Jagd sei notwendig, um Wald und Wild in Einklang, Verbissschäden in Grenzen zu halten, erklärt Hans Christian Schattenberg. Und das trotz der Rückkehr des Luchses und vielleicht auch des Wolfes: Zwar gebe es den Eindruck, dass Muffelwild und Rehwild weniger geworden seien; doch das Rotwild nehme zu. Und alle hätten sich auf die neue Situation eingestellt. „Das Wild ist scheuer geworden, bleibt in Deckung - und frisst an den Bäumen“, so der Betriebsleiter. (mz)