Überraschungsauftritt des Panik-Rockers Überraschungsauftritt des Panik-Rockers: Udo Lindenberg singt bei Schülern im Harz
Halberstadt/Quedlinburg - „Damit hat keiner gerechnet“, sagt Celina Monique Weigelt. „Er hat gesagt, er ist nur ein Double, und der echte kommt noch“, erzählte die 15-jährige Schülerin der David-Sachs-Schule Quedlinburg lachend über jenen Moment, als am Mittwochabend plötzlich Udo Lindenberg hinter der Bühne des Nordharzer Städtebundtheaters vor den Schülern stand.
Die Rocker-Legende war in den Harz gekommen, um bei einer Probe für das Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“ dabei zu sein.
Musical-Projekt im Harz: Vier Schulen arbeiten mit
Rollen einstudieren, Bühnenbilder herstellen, für die Maske sorgen, Videos drehen, sich dafür mit dem Thema DDR in verschiedensten Facetten befassen - seit rund einem Jahr arbeiten 120 Schüler der David-Sachs-Schule, der August-Bebel-Schule Blankenburg, der Ganztagsschule Burgbreite Wernigerode und der Albert-Schweitzer-Schule Halberstadt daran, das Musical auf die Bühne zu bringen.
Inzwischen geht das Sozialprojekt der Udo-Lindenberg-Stiftung „Hinterm Horizont macht Schule“, das durch die Harzsparkasse unterstützt wird, auf die Zielgerade.
Geprobt wurde am Mittwochabend im Großen Haus der Nordharzer Städtebundtheaters in Halberstadt.
Doch bevor es losging, erschien Udo Lindenberg, der zuvor mit den Schülern und Lehrern hinter dem Vorhang gesprochen hatte, auf der Bühne: Er freue sich sehr auf die Aufführung, plädierte Lindenberg dafür, „die Zeit des Lampenfiebers jetzt zu beenden. Man hört die Herzen bis nach vorne pochen.“
Musical-Projekt: Die ganz eigene Version
Lampenfieber? Davon war den jungen Akteuren bei der ersten großen Probe vor Publikum nichts anzumerken.
Singend, tanzend, schauspielernd und mit viel Witz brachten sie ihre Version der deutsch-deutschen Liebesgeschichte von dem Sänger und der Ost-Berlinerin Jessy, die mit vielen Lindenberg-Hits erzählt wird, auf die Bühne.
Für die Probe in zwei Akte mit verschiedenen Besetzungen geteilt, erhielten dabei viele Schüler die Möglichkeit zum Auftritt.
So auch Celina Monique Weigelt. Sie spielt die „stillgelegte Primaballerina“ Barbara Saftig - eine Mitarbeiterin des Ministeriums für Staatssicherheit.
„Mal jemanden zu spielen, der böse ist, ist nicht so schlimm“, findet sie. Ganze Tage lang zu proben, so die Schülerin der neunten Klasse, sei schon anstrengend.
„Aber Hauptsache, es macht Spaß.“ Das Musical-Projekt findet sie sehr gut. „Neue Erfahrungen zu sammeln, ist toll für mich. Ich möchte auch mal Schauspielerin werden oder Sängerin.“
Hannes Schönbeck hat über seine berufliche Zukunft noch nicht entschieden.
Im Musical spielt er den Stasimann Patschinski, wobei Gesetze und Paragrafen zu seinem Text gehören. „So schwer ist das gar nicht“, sagte der Schüler der 8b der David-Sachs-Schule.
„Man braucht einfach nur die Vorstellungskraft, muss sich da reinversetzen.“ Er freut sich besonders darüber, in dem Projekt mit vielen anderen zusammenzuarbeiten.
„Großes Lob an die Bühnenbauer, die Lehrer, die ganze Truppe“, sagte Hannes. Und dass er nun sogar „einen echten Rockstar treffen“ konnte, sei unglaublich. „Das kann man gar nicht beschreiben.“
Auch Udo Lindenberg, der es sich nicht nehmen ließ, gemeinsam mit allen beteiligten Jugendlichen mit seinen Hits „Ich mach mein Ding“ und „Hinterm Horizont“ zum Abschluss die Bühne zu rocken, zeigte sich begeistert.
Musical-Projekt im Harz: Udo ist total geflasht
„Wir ihr die Rollen definiert habt, das ist ganz fantastisch.“ Er habe das Musical schon auf vielen Bühnen gesehen. „Das hier ist absolut Mega“, bescheinigte er den Schülern. „Ich bin total geflasht.“
Es sei toll zu sehen, mit „welcher Leidenschaft und Liebe“ die Jugendlichen das Musical umsetzen und mit welcher Neugier.
„Sie haben die DDR ja nicht gekannt“, sieht Lindenberg in dem Projekt zugleich einen besonderen Geschichtsunterricht.
Auch Noah Fischer, der Saxophonist in Udo Lindenbergs Panikorchester ist sowie die musikalische und künstlerische Leitung beim Projekt innehat, zeigte sich begeistert - wenn auch nicht unbedingt überrascht. E
r habe ein solches Projekt schon zweimal durchgeführt, sagte Fischer. Sicher seien viele der Schüler an diesem Abend noch einmal über sich hinaus gewachsen. „Aber ich wusste, dass wir an einen solchen Punkt kommen werden, und es ist schön, wenn man ein Jahr auf einen solchen Moment hinsteuern kann.“
Musical-Projekt im Harz: das ist eine Riesenleistung
„Wir haben die Schüler in einer Weise erlebt, die überwältigend war“, sagte Simone Ernst, Schulleiterin der David-Sachs-Schule.
Zuletzt hätte die 16 Schüler der Schule, die auf der Bühne agieren, aber auch als Maskenbildner und Bühnenbauer fungierten, mehrfach pro Woche geprobt, begleitet von den Lehrern und Betreuern Yvette Schultze, Daniela Behrens, Bärbel Wecker und Gisela Siegfried .
„Das ist eine Riesenleistung“, so Kerstin Hasselmann, stellvertretende Schulleiterin. „Wir sind wirklich sehr stolz auf die Schüler und Kollegen.“ „Und“, ergänzte Simone Ernst, „auf die Eltern, die die Kinder motiviert haben, bei der Stange zu bleiben.“
Am 22. und 23. November werden die Schüler ihr „Hinterm Horizont“ bei zwei Aufführungen im Nordharzer Städtebundtheater zeigen. Beide Veranstaltungen sind aber leider ausverkauft. (mz)