Theater trotz Corona Sandmann West trifft Unser Sandmännchen DDR auf Waldbühne Benneckensteinn: Theaterstück von Sören Hornung

Benneckenstein - Er ist wohl eines der bekanntesten Symbole der deutschen Teilung und Wiedervereinigung: der Sandmann. Während die Menschheit von einer gewaltigen Krise heimgesucht wird, trifft „Sandmann West“ auf „Sandmann Ost“.
Zwar hat sich der ehemalige TV-Sandmann der alten Bundesrepublik, der mit der Wende seinen Job und damit seinen Lebenssinn verlor, mit seiner Tochter in die gemeinsame Wohnung zurückgezogen. Doch nun brechen immer mehr Menschen in ihren Alltag ein.
Von der Krise getrieben, konfrontieren sie Vater und Tochter mit ihren Geschichten. Als dann auch der erfolgreiche Sandmann-Kollege aus dem Osten auftaucht, reißen alte Wunden auf, und die Situation eskaliert.
West-Sandmann hat sich mit Tochter in gemeinsame Wohnung zurückgezogen
Mit der Uraufführung von Sören Hornungs Stück „Es ist noch nicht soweit“ ist das Festival der darstellenden Künste „Theaternatur 2020“ auf der Waldbühne Benneckenstein gestartet. Ein Auftakt nach Maß, sagt Pressesprecher Frank Drechsler.
Die gefeierte Premiere am Sonnabend sei mit 200 Zuschauern - mehr würden die Abstandsregeln nicht zulassen - ausverkauft gewesen, ebenso die zweite Vorstellung am Sonnabend. Und am Sonntag seien nur ganz wenige Plätze frei geblieben, so der Pressesprecher weiter.
Sören Hornungs zweite Auftragsarbeit für „Theaternatur“, in der der preisgekrönte junge Autor und Regisseur Janek Liebetruth gemeinsam die deutsche Einheit und ihre Auswirkungen auf die Menschen 30 Jahre später beleuchten, wird noch bis zum Dienstag auf der Waldbühne gespielt - als erste von zwei Eigenproduktionen in diesem Jahr.
Die zweite ist ein dreiteiliger Ballettabend. Hinzu kommen 16 Gastspiele. Anknüpfend an das Festival im vergangenen Jahr, das unter dem Titel „Grenzen:Los!“ die Unterschiede west- und ostdeutscher Lebensweisen in den Mittelpunkt stellte, geht es in diesem Jahr um die vereinenden Aspekte.
Das Festival 2020 will vereinende Aspekte zwischen Ost und West erkunden
Unter dem Titel „Endstation:Einheit!“ gibt es insgesamt 30 Einzelveranstaltungen. Darunter sind Schauspiele ebenso wie Ballett, junges Theater und Konzerte. Die möglichst große Bandbreite verschiedener künstlerischer Genres sei von Beginn an bei der „Theaternatur“ gewollt, sagt Frank Drechsler.
Dazu gebe es in diesem Jahr auch zwei neue Formate, verweist er auf „Frei(Luft)kultur“, bei dem Theater bei freiem Eintritt in öffentlichem Raum zu sehen ist, und auf „Hærzarchiv“ - Kunstinstallationen, mit denen persönliche Anekdoten und Geschichten von Bürgern der Stadt Oberharz - Erlebnisse und Erinnerungen aus dem Jahr 1990 - im Stadtgebiet präsentiert werden.
„Hier können sich die Besucher mit dem Geschehen vor 30 Jahren auseinandersetzen“, sagt Frank Drechsler. Während die meisten Veranstaltungen seit Beginn der Corona-Pandemie abgesagt wurden, hatte der Verein Kulturrevier Harz als Veranstalter des Festivals an der „Theaternatur“ festgehalten.
Janek Liebetruth, der als künstlerischer Leiter am Sonnabend das Festival eröffnete, dankte dabei auch allen Unterstützern und Sponsoren, die vor dem Hintergrund der Wirren um die Corona-Pandemie allesamt ihre Zusagen nicht zurückgezogen und am Konzept festgehalten hätten.
„Ohne Sie alle wäre das nicht möglich gewesen“, sagte Liebetruth. Das sah auch Sachsen-Anhalts Kultur-Staatssekretär Gunnar Schellenberger (CDU) so: „Das Festhalten des Veranstalters Kulturrevier Harz ist belohnt worden.
Während anderswo gleich reihenweise Veranstaltungen doch sehr frühzeitig komplett abgesagt wurden, haben hier Theaterleute, Crew, Schauspieler sowie Helfer und Unterstützer am Konzept festgehalten. Dass das eine gute Entscheidung war, zeigt sich mit dieser Eröffnung“, so Schellenberger.
Der Vorverkauf für die einzelnen Veranstaltungen läuft gut, sagt Frank Drechsler. „Die Abendkasse ist bei uns auch sehr wichtig.“ Denn wie bei allen kulturellen Veranstaltungen gebe es ein Stammpublikum und viele, die sich spontan entscheiden würden - aktuell auch viel Urlauber sowie Tagestouristen.
Weitere Informationen zum Spielplan, zu den Hygienemaßnahmen und zum Kartenvorverkauf, der vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie vorzugsweise im Onlineshop erfolgen sollte, gibt es im Internet auf der Seite www.theaternatur.de. (mz)