Roseburg Roseburg Ballenstedt: Traum vom Märchenschloss

Ballenstedt - Wer den Harz bereist, der findet hier Burgen und Schlösser en masse. Allesamt blicken sie auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück. Anders bei der Roseburg: Bei ihr muss der Besucher zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass sie wesentlich jünger ist als all die anderen historischen Gemäuer in der Umgebung.
Denn es sind nicht, wie man vermuten könnte, mittelalterliche Baumeister gewesen, die die Anlage errichteten. Nein, die Roseburg geht auf den Berliner Architekten Bernhard Sehring zurück.
Anfang des vergangenen Jahrhunderts machte dieser sich in ganz Deutschland einen Namen als Theaterarchitekt. Das Schauspielhaus in Düsseldorf, das Theater des Westens in Berlin, aber auch die Walpurgishalle in Thale gehören zu seinen Referenzen.
Der Traum des aus dem anhaltischen Edderitz stammenden Bauherrn war jedoch ein eigener Sommersitz. Dieser sollte ihm auch als Ausstellungsort für seine gesammelten Kunstwerke dienen. In seiner alten Heimat ging sein Traum in Erfüllung.
Wunsch nach einem Schloss mit romantischem Park
„Bernhard Sehring hat sich hier seinen eigenen Wunsch von einem kleinen Märchenschloss und einem romantischen Park erfüllt“, bestätigt Birgit George, die als Gärtnerin auf der Roseburg für die Bewahrung des Traumes zuständig ist.
1905 erwarb der Architekt aus dem Besitz derer zu Anhalt-Dessau 14 Morgen geschichtsträchtiges Land in der Nähe von Ballenstedt. So erhob sich einst auf dem Muschelkalkrücken an der Straße nach Rieder im Mittelalter die Rudolphsburg, weiß George zu berichten. Außer einiger Mauerreste ist von dieser jedoch schon seit dem 16. Jahrhundert nichts mehr übrig.
1907 begann Sehring mit dem Bau seiner Märchenburg. Im Stile einer mittelalterlichen Wehrburg errichtet, besteht die Anlage aus einem Torhaus, der Remise, dem Georgsturm, der heute als Schauraum zur spannenden Geschichte der Burg dient, und dem Wohnturm. Eine 1 600 Meter lange Steinmauer fast die gesamte Vorburg ein.
Im ehemaligen Wohnturm ist das Burgcafé untergebracht, das ganzjährig geöffnet ist. Von März bis Oktober können sich Besucher hier täglich mit Kuchen oder herzhaften Speisen stärken.
Zum Café gehört der Rittersaal, der aber nur auf Nachfrage besichtigt werden kann. Denn ansonsten steht der mit Mosaiken geschmückte Raum nur zu Festen oder neuerdings auch für Hochzeitszeremonien offen.
Und da im Gegensatz zu anderen Burganlagen auf der Roseburg nur wenige Räumlichkeiten zu besichtigen sind, bildet die Parkanlage das eigentliche Herzstück dieses Kleinods.
Ähnlich wie die pseudoromantische Architektur der Bauten zitiert auch der Park Gärten verschiedener Jahrhunderte und Epochen. Elemente der italienischen Renaissance, des Barocks oder englischer Landschaftsgärten lassen sich auf dem 3,5 Hektar großen Areal finden.
Abwechslungsreiche Architektur
Wasserspiele, Treppen, kleine Brücken, Balustraden sowie eine große Anzahl an Kleinarchitekturen, Plastiken und Mosaiken gehören zur architektonischen Ausstattung des Parks.
Ein Spaziergang wird schnell zu einem stimmungsvollen Erlebnis, denn überall gibt es etwas zu entdecken. Geschuldet ist dies in erster Linie der unermüdlichen Sammelleidenschaft Sehrings.
Seine Reisen ins Ausland, hauptsächlich nach Italien, nutzte er nicht nur, um sich inspirieren zu lassen, sondern auch um Kunst zu erwerben, die er dann im Park aufstellte. Nichts hatte er dem Zufall überlassen. Hinter allem steckte ein ausgeklügelter Plan.
So ist die 100 Meter lange, terrassierte Wasserachse nicht nur Mittelpunkt der Parkanlage. Als Sichtachse gedacht, öffnet sie den Blick in Richtung Halberstadt.
„Diese Sichtachsen sind ein wesentliches Element bei der Anlage des Parks gewesen. Von der Lindenallee schaut man direkt auf die Gegensteine, von der Aussichtsterrasse kann man bis zum Brocken blicken“, erzählt Gärtnerin George.
Verbindung von Kunst und Genuss
Die Roseburg verbindet Kunst und Genuss. Wer mehr darüber wissen will, sollte sich einer Führung anschließen. Diese werden nach Absprache vom Förderverein angeboten. Seit 2008 kümmert dieser sich mit viel Engagement und Leidenschaft um den Erhalt der Parkanlage. Auch für die monatlichen Veranstaltungen von März bis Dezember ist der Verein verantwortlich. (mz)

