Traumfrauen aus Silikon Real Sexdoll: Sexpuppe lebensecht: RS-Dolls in Ilsenburg stellt Traumfrauen aus Silkon her

Ilsenburg - Dean liebt Sarah. Zärtlich streicht der 58-Jährige eine Haarsträhne aus dem Gesicht seiner blonden Freundin. Seit zwei Jahren sind sie zusammen. Ob Sarah auch ihn liebt, das weiß Dean nicht. Es ist auch eher unwahrscheinlich.
Denn Sarah ist eine Puppe aus dem Kunststoff TPE mit einem Skelett aus Stahl. Dean hat sich vor zehn Jahren von seiner Frau getrennt. „Früher habe ich meine Erfahrungen mit einer echten Frau geteilt, heute mit einer künstlichen“, sagt Dean in der „arte“-Doku „Traumfrauen aus Silikon“.
Solche Frauen aus Silikon oder dem ähnlichen Kunststoff Thermoplastisches Elastomer (TPE) verkauft Manfred Scholand mit seiner Firma Real Sex Dolls (auf Deutsch: echte Sexpuppen) in Ilsenburg und über seinen Webshop www.rs-dolls.com. Sein Haus mit Lager, Versand und Werkstatt steht am Rande großer Felder am Ortsausgang von Ilsenburg.
Männer und Frauen gehen hier mit ihren Hunden Gassi, ab und zu kommt ein Fahrradfahrer vorbei. „Uns ist es wichtig, Menschen den Zugang zum Sex zu ermöglichen“, sagt Scholand, rot-kariertes Hemd, Brille, Zigarillo und IWC-Uhr am Handgelenk.
„Essen, Trinken, Wärme, Sex - alles steht auf einer Stufe“
Es klingt ein bisschen so, als sei Scholand Sozialarbeiter, als treibe ihn eine Mission voran: „Sex ist ein Grundbedürfnis. Essen, Trinken, Wärme und Sex - alles das steht auf einer Stufe“, sagt er. Seine Kunden seien „ganz normale Menschen“.
Männer wie Dean, die frustriert sind und keine Lust mehr auf eine richtige Frau haben. Oder Männer, die viel arbeiten, keine Zeit haben, eine Beziehung zu pflegen. Aber auch Behinderte seien darunter, für sie muss dann der Betreuer den Kauf erledigen - immerhin geht es um Summen weit jenseits der 1.000 Euro.
„Das alles hat eine unheimlich soziale Komponente“, sagt Scholand und nippt an seinem Kaffee. „Es gibt Männer, die in meinem Alter noch Jungfrau sind.“ Scholand ist 54. Ja, es sind meist Männer, die sich eine Sexpuppe aus Gummi kaufen. Es gibt bei RS Dolls 100 verschiedene Körper und 300 verschiedene Köpfe, die zu einer Traumfrau aus Plastik kombiniert werden können.
Wer ist der typische Nutzer von Sex-Puppen?
Aber bis vor kurzem nur zwei Männer - jetzt sollen es fünf werden. „Auch die werden jedoch hauptsächlich von Männern genutzt“, sagt Scholand. Die Ausnahme bilden drei alte Damen, die sich gemeinsam eine schwarze Knaben-Puppe gekauft haben.
Die Wissenschaft bestätigt Scholands Zahlen: „Der typische Sexpuppennutzer ist ein weißer Mann, heterosexuell und gut gebildet“, sagt Heinz-Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaft und sexuelle Bildung an der Hochschule Merseburg.
„Sexpuppen sind mittlerweile ein gängiges Spielzeug“, sagt Voß. „Die Menschen sind im Zuge der sexuellen Revolution experimentierfreudiger geworden.“ Das zeige sich auch darin, dass zwar gut zwei Drittel der Silikonpuppen ausschließlich solo zum Sex genutzt werden - aber eben auch etwa 20 Prozent von Paaren.
„Sexpuppen sind mittlerweile ein gängiges Spielzeug“
Haben Männer, die es mit Puppen treiben, einen Knacks? „Wenn man die Depressivität untersucht“, sagt Voß, „findet man keine erhöhten Werte. Aber die soziale Angst ist etwas größer als beim Durchschnitt.“ Bereits der Besitz von Sexpuppen löse „Scham und Schuldgefühle aus“, sagt der Professor.
„Warum redet man nicht einfach offen darüber, wie interessant eine solche Puppe für das Sexleben ist?“
Es gebe auch ein paar Pädophile unter seinen Kunden, sagt der Händler
Bei Scholand gibt es auch Puppen mit flachen Brüsten, die mädchenhaft wirken. Erleichtern sie Pädophilen den Schritt, echte Kinder zu missbrauchen? Oder sind sie ein Ersatzobjekt, das den Missbrauch unnötig macht? „Es gibt beide Theorien“, sagt Voß, „aber leider kaum Studien, die die eine oder die andere sicher belegen.“
Es gebe zwar auch ein paar Pädophile unter seinen Kunden, bestätigt Scholand. Aber das sei „kein großes Thema“. Sie tun ihm eher leid, denn deutschlandweit gebe es für sie nur 200 Therapieplätze. Dass Pädophile bei ihm Kinderpuppen kaufen, sieht er gelassen. „Man kann keine Gewalt an Sachen ausüben“, sagt Scholand.
Im Souterrain des Hauses befindet sich der Showroom
Im Souterrain von Scholands Haus befindet sich der Showroom. Hier können Kunden die Sex-Dolls anschauen, und hier werden die Puppen auch versandfertig gemacht. Auf der einen Seite sitzen in Strapse und Spitzenhöschen gekleidete Silikon-Damen.
In der anderen Ecke des Raums baumeln kopflose nackte Puppen an Fleischerhaken von der Decke. Es lässt sich ein Muster erkennen: große Brüste und mächtige Hintern sind offensichtlich der bestimmende Geschmack unter Sexpuppen-Nutzern. „Wir machen aber auch ganz bewusst Modelle, die nicht dem Schönheitsideal von 90-60-90 entsprechen“, sagt Scholand und streicht einer Puppe über das sanft geschwungene Bäuchlein. „Das hier ist ‚Frau Nachbarin‘.“
Es geht aber auch ganz anders: Wer mag, kann die Puppe einem echten Menschen nachempfinden. Einer seiner Kunden, berichtet Scholand, habe anhand von Fotos einen Klon seiner verstorbenen Frau anfertigen lassen. (mz)