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Prinz und Clown Prinz und Clown: Ein "Herr" mit blauem Blut in den Adern

Von Uwe Kraus 27.10.2019, 09:56
Leopold Altenburg, Ur-Ur-Enkel von Kaiser Franz Joseph und Sisi, kommt nach Blankenburg.
Leopold Altenburg, Ur-Ur-Enkel von Kaiser Franz Joseph und Sisi, kommt nach Blankenburg. Altenburg/Goldegg verlag

Blankenburg - Wie redet man den Ur-Ur-Enkel von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Sisi von Österreich-Ungarn an? „In Österreich gibt es die ganzen Titel von Gräfin über Baron bis Erzherzog seit genau 100 Jahren nicht mehr, damals trat das Adelsaufhebungsgesetz in Kraft“, erklärt ganz unkapriziös Leopold Altenburg.

„Also nur Herr Altenburg.“ Seine Mutter meinte schlicht: „Auf Prinz und Prinzessin braucht ihr euch nichts einzubilden. Die Klos müsst ihr euch selbst putzen.“

Schauspieler und Klinikclown lebt er auf keinem Herrensitz

Der Grazer in Berlin liest am 3. November ab 16 Uhr im Großen Schloss von Blankenburg aus seinem Buch „Der Kaiser und sein Sonnenschein“. Als Schauspieler und Klinikclown lebt er auf keinem Herrensitz, sondern mit Frau und Kindern ganz bürgerlich in einem Vorort von Berlin.

Hätten seine beiden Töchter sich nicht das Musical „Elisabeth“ in Berlin ansehen wollen, das Buch wäre wohl ebenso wenig entstanden, wie die Welt um Altenburgs Familiengeschichte wüsste. „Als die PR-Firma der Musicalproduktion den Tipp bekam, wer wir sind, gab es natürlich nicht nur freien Eintritt, sondern auch einen roten Teppich, Interviews und Blitzlichtgewitter.“

Wie erlebte er seine Kindheit in der Kaiservilla von Bad Ischl in den Jahren des Zweiten Weltkrieges?

Erst da begann sein Bekenntnis zum Prinz-Sein. „Flugs rieten mir Freunde und Unbekannte, ich soll ein Buch schreiben, weil ich was Spannendes zu erzählen hätte“, erinnert sich Leopold Altenburg an den Start für sein Erstlingswerk.

„Das habe ich drei Jahre lang nicht eben nebenbei geschrieben. Ich habe viel recherchiert, mit meiner Mutter, Onkeln und Tanten geredet, gelesen, was mein Vater Peter notiert hat. Irgendwann entstanden vor meinem inneren Auge Situationen, die sich dann zum Buch fügten.“ Zur Wahrheit eines Menschen gehören auch die eigenen Ahnen, findet Nachfahr Altenburg.

Dabei lernte er, der von Elisabeths jüngster Tochter Marie Valerie abstammt, nicht nur etwas über die Hausgesetze der Habsburger, sondern auch viel über Europa und Deutschland: Monarchie, Zwischenkriegszeit, Ständestaat.

Sein Großvater Clemens Salvator von Österreich-Toskana war hautnah am Geschehen dran, hielt als dessen Lieblingsenkel mit dem Kaiser den Kontakt. Bei seiner Spurensuche hat der Enkel seinen Großvater erst kennengelernt, denn der starb, als Leopold Altenburg drei Jahre alt war. „Anekdoten, was Leichtes, das die Leute lieben, es gab da nicht viel, aber ich habe Interessantes gefunden.“

Ur-Ur-Oma Sisi war gar nicht so beliebt in der Familie, wie man gemeinhin denkt

Der Kosmopolit Altenburg spielt in Wien, Salzburg, Bielefeld und Bonn Theater, ist Krankenhausclown bei den Roten Nasen International, führt Regie und begibt sich in Dokumentationen auf die Spuren des Kaiserreiches und der Wurzeln seiner Herkunft. Und stellte fest, seine Ur-Ur-Oma Sisi war gar nicht so beliebt in der Familie, wie man gemeinhin denkt.

Seine Leser-Show führt ihn nun auch ins Blankenburger Schloss, das mal irgendeinem weit entfernten Verwandten gehörte. Dort erleben seine Gäste seine klassischen 50:50-Lese-Auftritte. „Laser ist da nicht dabei, aber ich lese, erzähle, mache Kabarett und gönne mir mein Clown-Sein. Alles, was mich künstlerisch ausmacht, bringe ich auf die Schlossbühne.“

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Leopold Altenburg: Der Kaiser und sein Sonnenschein. Geschichten meines Großvaters Erzherzog Clemens und meines Vaters Prinz Peter, 240 Seiten, 22 Euro, ISBN: 978-3-99060-110-5, Goldegg Verlag (mz)