Panzer-Clan von Benneckenstein Panzer-Clan von Benneckenstein: Diesel im Blut und den Osten im Herzen - jetzt im TV

Benneckenstein - Nach Benneckenstein kommste nur, wenn du genau dahin willst - oder du hast dich verfahren.“ Der das sagt, ist ein gebürtiger Benneckensteiner, der für seinen Ort brennt. Mario Tänzer gilt aktuell als der bekannteste Einwohner der Oberharzstadt und sorgt dafür, dass deren Ruf in die Welt hinausgetragen wird: Drohnenflug über der Harzlandschaft, ein Blick auf das Ortseingangsschild - und dann dröhnen die Motoren.
Tänzer gibt „Roter Stahl - Der Panzer-Clan“ ein Gesicht. Die Serie läuft derzeit dienstags um 21.15 Uhr auf dem Privatsender DMAX. In der vorigen Woche legte die Reihe erstaunlicherweise im Vergleich zur Premiere am 27. August auf 2,7 Prozent Sehbeteiligung bei den 14- bis 49-Jährigen zu. Ein schöner Erfolg, kommentiert die Branche.
Der Panzer-Clan von Benneckenstein: Der Kult im Oberharz
Tief im Oberharz gibt es eine Familie, die hat Diesel im Blut und den Osten im Herzen. Die Tänzers in Benneckenstein haben inzwischen Kultstatus. „Angefangen hat alles mit einem Ostalgie-Museum und einer Panzerfahrschule, doch längst ist der Clan rund um Chef Mario Tänzer zu der Institution geworden, wenn es um den Erhalt von Technik aus dem ehemaligen Ostblock geht“, lobt Madita Kramer von DMAX.
Zusammen mit seinem Motoren-Genie Marcel König sammelt Mario Tänzer die verrücktesten Kuriositäten. Ein norwegischer U-Boot-Turm fand gerade Ende August den Weg aus Dänemark in den Teich auf dem Gelände des Ostdeutschen Fahrzeugmuseums am Rande von Benneckenstein.
Eine sowjetische Mig steht da, und vor wenigen Wochen baute Tänzers Truppe die alte Radarkuppel vom Brocken hier auf. Wer Lust auf Panzern verspürt, der kann seit 2007 regelmäßig über das Gelände der Tänzers pflügen.
Der Panzer-Clan von Benneckenstein: Nicht unbedingt ein Waffennarr
„Liebenswert, verrückt und schlagfertig gehen Mario und Marcel in der sechsteiligen Staffel auf DMAX die ausgefallenen Projekte an - immer mit der Unterstützung der Familie, von Freunden und Nachbarn - denn der Osten hält zusammen“, wirbt der TV-Sender etwas plakativ.
Mario Tänzer versteht sich nicht als Waffennarr. „Mich interessiert die Panzer-, nicht die Kriegstechnik, betont er. „Was da für Kraft hintersteckt! So ein T 55 hat allein sieben Tonnen Kettengewicht.“ 13 Panzerfahrzeuge stehen bei ihm auf dem Hof, zwei weitere Panzer im Ausland. Sein russischer Sil-Lkw verfügt über einen 1.000-Liter-Tank. „Den benötigt er auch bei einem Verbrauch von 300 Litern auf 100 Kilometer“, fügt der Technik-Freak an.
Einer von nur drei produzierten Eisenbahn-Waggons, die einst bei Wasserleben auf den Schienen standen, sowjetische Schützenpanzerwagen und Geschütze der ehemaligen Kampfgruppen oder Stacheldrahtrollen der Grenztruppen finden sich im Museum ebenso wie Kinderspielzeug aus 40 Jahren DDR, Wartburgs, „Duo Krause“-Behindertenroller und P 70, Komet-Staubsauger und ein „Camping-Ei“.
Selbst an einem normalen Wochentag staunen viele Besucher über so viel Sammelleidenschaft. Da bleibt es nicht aus, dass Film und Fernsehen anklopfen, auch wenn sie nur Fahrzeuge ausleihen wollen. So drehte „Galileo“, wie ein Panzer über ein gemütliches Wasserbett rauscht.
Auf dem Ost-Sofa im Frühstücksraum des Museums scherzten Tänzers Mannen mit der „Galileo“-Produktionsfirma darüber, ob man nicht einen Film über Panzer und Co. im Oberharz machen sollte.
Mit einem internen Demo-Video tingelten die Filmemacher durch die Sender, bis im September 2018 ein Pilotfilm lief und gute Quoten lieferte. DMAX startete im März 2019 die Dreharbeiten für die erste Staffel von „Roter Stahl – Der Panzer-Clan“. Ein halbes Jahr wurde durchgedreht, vor zehn Tagen war Schluss.
„Komisches Gefühl, da hat man schon ein weinendes Auge, wenn man so eng miteinander zusammengearbeitet hat“, schildert Mario Tänzer die vergangenen Tage. Für jede der sechs Folgen drehten die Teams 70 Stunden Material, die schließlich zu rund 60 Minuten TV schrumpften. „Bei uns läuft das ja andersherum. Hier wird kein Drehbuch verfilmt, sondern der Autor verschriftlicht das Gedrehte erst hinterher“, sagt Tänzer.
Der Panzer-Clan von Benneckenstein: Es gibt keine Extras
Tänzer, der mit Mutter, Vater, Partnerin und zwei Mitarbeitern das Familienunternehmen auf dem Gelände des ehemaligen Bekleidungswerkes stemmt, will sich nicht vom Fernsehen verbiegen lassen. „Wir sind wir!“, so die klare Ansage. Man spreize sich nicht für den Film, da sei nichts „gefakt“. Gedreht hätten die Kameraleute einfach die Arbeit der Tänzers. „Da gibt es keine Extras für DMAX, sondern das tägliche Wirbeln hier in der Firma.“
So schlüpfe niemand extra in die Schwarzkombi oder Armeeklamotten. Es werden gebrochene Achsen repariert, die Brockenhorchkuppel aufgebaut, der SPW ausgesaugt und mit dem Panzer durchs Gelände gekachelt. „Manchmal gibt es hier auch ganz normales Leben: Dann sitze ich fünf Stunden im Büro. Muss sein, ist aber nicht unbedingt telegen“, sagt Tänzer lachend. (mz)

