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Natur Lange Schlangen bei Gärtnerei Fehse in Hedersleben

Neuer Garten statt Sommerurlaub: Wie die Gartenbaubranche von Corona profitiert und welche Trends man nicht aus den Augen lassen sollte. Vorwiegend Frauen stöbern zwischen den Regalen.

Von Uta Müller 13.06.2021, 15:00
Die Lieblingspflanze von Gärtner Lars Fehse ist die pflegeleichte Summerwings-Begonie.
Die Lieblingspflanze von Gärtner Lars Fehse ist die pflegeleichte Summerwings-Begonie. (Foto: Uta Müller)

Hedersleben - Saftig grüner Rasen, üppige Blüten und eine reiche Ernte - wer im Sommer und Herbst seinen Garten in voller Pracht genießen möchte, der beginnt mit der Gartenarbeit am besten schon im zeitigen Frühjahr. Nachdem die Natur in diesem Jahr aufgrund der kalten Temperaturen im Frühjahr etwas später erwacht ist, können die Hobbygärtner im Landkreis nun richtig durchstarten.

Auch vor der Gärtnerei von Lars Fehse in Hedersleben bildeten sich lange Schlangen: Die Kunden freuten sich über die Wiederöffnung bei frühlingshaftem Wetter und kauften Blumen und Gemüsepflanzen für Balkon und Garten in der kleinen Gärtnerei in der Mühlenstraße. „Wir haben das Frühlingsgeschäft gut nutzen können“, sagt Lars Fehse. Der 43-Jährige ist gemeinsam mit seiner Schwester Inhaber der gleichnamigen Gärtnerei in zweiter Generation. Für alle Hobbygärtner haben er und sein Team hilfreiche Tipps parat.

In der vom Coronavirus durchgeschüttelten Welt ist der eigene Garten zum Rückzugsort geworden: „Die Leute wollen ihren Garten gestalten“, so Fehse. Gerade in der Pandemie nutzen viele Menschen die Gartenarbeit, um dem Alltag zu Hause zu entfliehen. „Pflanzen sind wie Balsam für die Seele“, sagt der 43-jährige Gärtner. Das persönliche Wohlbefinden werde durch die Pflanzen verbessert. „Viele Menschen gehen einem Büro-Job nach“, so Fehse, und für die sei es toll, einen Ausgleich zu haben. Nach vollbrachter Arbeit im Garten haben sie das Gefühl, etwas geschafft zu haben.

Die Kräuter werden in der Gärtnerei vorgezogen.
Die Kräuter werden in der Gärtnerei vorgezogen.
(Foto: Uta Müller)

Die Gartenbaubranche freut sich über eine gestiegene Nachfrage: Kunden investieren das gesparte Urlaubsgeld in ihre grüne Ruhezone. Viele Gartenfans suchen immer wieder Abwechslung und neue Gestaltungsmöglichkeiten. Ganz stark im Kommen ist der Gemüse- und Kräuteranbau, denn der ist auch am Balkon möglich, so Fehse.

„Der Trend geht ganz stark in die Richtung von Gemüse- und Kräuteranbau“

„Der Trend geht ganz stark in die Richtung von Gemüse- und Kräuteranbau auf den eigenen Gartenflächen und auch auf Balkonen“, bestätigt der Gärtner. Speziell am Saisonbeginn sei die Nachfrage an heimischem Gemüse enorm hoch. Die Corona-Pandemie habe hier noch einmal die Nachfrage verstärkt. Die Menschen beschäftigten sich jetzt viel mehr mit dem Anbau von eigenem Gemüse und Kräutern: „Es wird zu Hause viel mehr gekocht, und da greift man dann natürlich am liebsten auf Produkte aus eigenem Anbau zurück.“

Fehse hat den Beruf des Landschaftsgestalters gelernt und sich die Fachkenntnisse auf anderen Gebieten in der Gärtnerei seines Vaters angeeignet. Kunden kommen nicht nur in seiner Gärtnerei vorbei, um Jungpflanzen zu kaufen, sondern suchen sehr oft den Rat des Gärtners. Allerdings sei der Betrieb nicht auf eine komplette Gartengestaltung ausgerichtet. Es gebe lediglich eine Beratung zu Gemüse- und Blühpflanzen sowie Gehölzen. Was aber wann und wie angebaut werden kann, wissen speziell Balkongarten-Anfänger nicht, da ist eine gute Vorplanung der halbe Erfolg. Gurken für das Gewächshaus bräuchten andere Bedingungen als Freilandgurken. Radieschen und Pflücksalate mit ihrem kleinen und eher kompakten Wuchs eignen sich für den Balkon sehr gut. Auch Tomaten oder Gurkenpflanzen in Töpfen finden auf Balkonien gute Bedingungen.

Bienfreundliche Pflanzen sind sehr beliebt

Naturgärten mit bienenfreundlichen Pflanzen seien sehr beliebt bei Fehses Kunden. Sie sind nicht nur wunderschön, sie bieten auch noch den Insekten, Bienen und Schmetterlingen einen heimischen Wohnraum und zugleich Nistplätze für Kleintiere. Hierfür eignen sich diese Pflanzen besonders gut: Apfelbaum, Salbei, Seidenblume, Lavendel, Sonnenhut und Phacelia. Vor allem kräftige zweifarbige Blüten seien beliebt.

Die Weinraute  hält Schädlinge im Garten fern.
Die Weinraute hält Schädlinge im Garten fern.
(Foto: Uta Müller)

In diesem Jahr gehe die Nachfrage nach weißen Blüten etwas zurück, dafür sei rot wieder im Kommen. Das gelte auch für Geranien. Die beliebten Zierpflanzen haben ihr angestaubtes Image als spießige Balkonkastenblume längst abgelegt und sehr deutlich zeigt sich aktuell, dass „der bunte Trend die junge Generation entflammt“, berichtet Lars Fehse und strahlt. Der Gärtnerei-Inhaber weiß aus seinem Unternehmen, dass die Farbenvielfalt der Pelargonien dabei eine große Rolle spiele. „In den letzten Jahren sind die stehenden Geranien wieder sehr beliebt und mehr nachgefragt als die hängenden - und das durch alle Altersstufen.“ Er selbst habe eine richtige Sammelleidenschaft bei Duftgeranien entwickelt.

Kunden sind zu 70 Prozent Frauen

Die Auswahl der Pflanzen und die Anlage des Gartens habe auch viel mit der eigenen Art zu wohnen zu tun, bemerkt der Landschaftsgestalter. Seine Kunden seien zu 70 Prozent weiblich. „Der Mann sucht die Tomaten aus und die Frau die Blumen“, sagt Lars Fehse. Und dann käme es darauf an: Möchte ich etwas mediterranes im Toscana-Stil mit Pflanzen, die auch trockene Standorte vertragen oder bevorzuge ich einen Vintage-Garten im französischen Landhaus-Stil, der vor allem von Hortensien geprägt ist? Zukünftig würden diese weniger gekauft, da sie viel Wasser brauchen, prophezeit der Garten-Experte.

Mischkulturen tragen zum Wohl der Pflanzen bei. Nebeneinander wachsen unterschiedliche, miteinander verträgliche und sich fördernde Arten friedlich zusammen. Durch solche Pflanzungen können sich die Erträge erheblich steigern, das Wachstum wird begünstigt und der Krankheitsbefall verringert, da sich die Pflanzen gegenseitig schützen.

Geranien haben ihr angestaubtes Image längst abgelegt.
Geranien haben ihr angestaubtes Image längst abgelegt.
(Foto: Uta Müller)

Auch Fehse setzt bei der Vermehrung auf Pflanzen, die sich gut miteinander vertragen. Gute, begünstigte Nachbarschaften sind zum Beispiel Erdbeeren, Kohlrabi, Salat und Knoblauch oder Möhren, Lauch, Zwiebeln und Ringelblumen sowie Gurken, Dill und Erbsen, eine Kombination von Tomaten, Sellerie und Kohl oder Buschbohnen, Rote Beete und Bohnenkraut.

Lars Fehse hat den Betrieb 2016 von seinem Vater übernommen. Dieser war 1990 aus einer Tabakgärtnerei mit über 800 Pflanzen entstanden. Aus Nostalgie hat er immer noch 30, 40 Tabakpflanzen aus dem originalen Saatgut da. Er selbst hat schon als Kind in dem Betrieb mitgeholfen. Die Gartensaison beginnt für die Gärtnerei bereits im September des Vorjahres. Ab da werden die Pflanzen vorgezogen, Ware bei den Händlern geordert und das Produktsortiment für das kommende Jahr festgelegt. „Ab Mitte April, meistens nach den Eisheiligen, beginnt dann der große Ansturm der Kunden auf die Pflanzen“, so Fehse. (mz)