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Hedersleben Hedersleben: Alte Schule soll zum Treffpunkt im Dorf werden

Von Andreas Bürkner 29.03.2017, 05:45
Kirsten Lindner gestaltet die alte Schule in Hedersleben zu einer Kreativ-Werkstatt um.
Kirsten Lindner gestaltet die alte Schule in Hedersleben zu einer Kreativ-Werkstatt um. Chris Wohlfeld

Hedersleben - Über acht Jahre lang stand das alte Schulgebäude in der Hederslebener Schulstraße 19 leer, doch seit einigen Monaten herrscht reges Bautreiben. „Ich möchte das Haus wieder einer sinnvollen Nutzung zuführen und gleichzeitig ein Relikt aus alten Zeiten im Ort erhalten“, nennt Kirsten Lindner die Gründe für den Umbau, der im Sommer abgeschlossen sein soll.

Freizeitgestaltung für jedermann möglich

Geht es nach ihren Vorstellungen, wird gegenüber der evangelischen Kirche ein neuer kleiner Dorftreffpunkt heranwachsen. „Mit der Kreativ-Manufaktur vor allem im Obergeschoss sollen eine Werkstatt und Räume geschaffen werden, in denen jedermann die Möglichkeit zu einer abwechslungsreichen Freizeitgestaltung bekommt“, erläutert die Bauherrin ihre Pläne.

„Ob Kerzen-, Filz oder Pralinenherstellung, Mal- und Kräuterkurse, Styling-Beratung, Buchlesungen, Ausstellungen oder Tauschbörsen - die Palette soll breite Alters- und Interessengruppen ansprechen. Weil dafür ein Teil des Erdgeschosses genutzt wird, können auch Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit die Angebote nutzen“, hebt sie hervor.

Gardinen- und Dekorationsgeschäft zieht unten ein

Zur Belebung trägt auch bei, dass im unteren Geschoss ihr Gardinen- und Dekorationsgeschäft einziehen wird. „Außerdem möchte ich verschiedene Dienstleistungen anbieten“, sagt sie und denkt dabei beispielsweise an Poststelle, Annahmestelle für Schuhreparaturen und Reinigung sowie die Vermietung von Dekorationsartikeln. Werden dieser Service und die Kreativ-Manufaktur gut angenommen, könnte sie zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.

Manch Ältere im Dorf erinnern sich noch, dass sie im etwa Mitte des 19. Jahrhunderts errichteten Zweigeschosser die Schulbank drückten. Es wurde mit Bruchsteinen massiv errichtet und ist teilweise unterkellert. Anfangs habe es zwei Unterrichtsräume im Erdgeschoss sowie zwei Lehrerwohnungen im Obergeschoss gegeben, ist aus der Dorfchronik zu erfahren. Erst nach dem Krieg erfolgte eine Zentralisierung der Bildung im Kloster.

Zu DDR-Zeiten gab es vier Wohnungen

Zu DDR-Zeiten wurde dringend Wohnraum benötigt, weshalb danach einige Veränderungen am Haus für vier Wohnungen erfolgten, wie ein Anbau für Toiletten. Nach der Wende stiegen jedoch die Wohnansprüche, weshalb die Gemeinde Hedersleben als Eigentümer das Haus hätte umfassend sanieren müssen, weiß Kirsten Lindner. „Das war finanziell nicht möglich.“ Deshalb konnte sie das Gebäude nach dem langen Leerstand erwerben.

„Vieles vom alten Zustand mussten wir verändern“, berichtet Kirsten Lindner vom Baugeschehen. Unterschiedliche Deckenhöhen wären ebenso ein Problem gewesen wie kaputte Fußböden mit Schutt- und Erduntergrund. „Auch Stützbalken mussten wir teilweise ersetzen.“

Land Sachsen-Anhalt gibt Zuschuss

Mit „wir“ meint sie vor allem ihren Mann Thomas, der sie tatkräftig beim Umbau und der Modernisierung unterstützt. Die Warmwasser-Aufbereitung soll künftig über Solarenergie erfolgen. „Trotz des Umbaus bleiben aber die Hausstruktur und die alte Außenansicht erhalten“, betont Lindner.

Die knapp 100.000 Euro teure Sanierung wird über das Leader-Programm des Landes Sachsen-Anhalt mit EU-Mitteln gefördert. Dies geschieht unter dem Motto „Lokale Entwicklung unter der Federführung der Bevölkerung“.

Dabei übernehmen Akteure vor Ort, wie Kirsten Lindner, „die Gestaltung und stärken durch bürgerschaftliches und unternehmerisches Engagement den ländlichen Raum“, beschreibt es die Richtlinie.

Für die Hederslebenerin besonders wichtig ist die Unterstützung ihrer Bank in Aschersleben im Vorfeld. „Mit dem Kredit konnten wir schon beginnen, bevor die Fördermittel ausgereicht werden.“ (mz)

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Das sanierte Haus war bis 1950 eines von vier Schulgebäuden der evangelischen Kirche in Hedersleben. Zudem gab es einst zwei katholische Schulhäuser.

Nach dem Umzug aller noch vorhandenen Schulteile ins ehemalige Kloster am 1. September 1950 schuf die Gemeinde in dem Haus Wohnungen. Aus der Hederslebener Zentralschule wurde 1955 eine Zehnklassenschule und ab September 1959 die zehnklassige allgemeinbildende Oberschule.

Am 21. Oktober 1977 erfolgt der Umzug in das neue Schulgebäude in der Magdeburger Straße 23a.

Die massiven Mauern aus Bruchstein (l.) bleiben ebenso erhalten wie die Fachwerkansicht auf der Außenseite.
Die massiven Mauern aus Bruchstein (l.) bleiben ebenso erhalten wie die Fachwerkansicht auf der Außenseite.
Wohlfeld
Die ehemalige Schule in Hedersleben
Die ehemalige Schule in Hedersleben
Wohlfeld