1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Fußball-Kreispokal : Fußball-Kreispokal : Von tragisch zu heldenhaft

Fußball-Kreispokal  Fußball-Kreispokal : Von tragisch zu heldenhaft

Von Tobias Grosse 11.06.2018, 12:55
QSV-Torhüter Martin Werner ließ den Pokal nicht mehr los - auch nicht im Bus zurück nach Quedlinburg.
QSV-Torhüter Martin Werner ließ den Pokal nicht mehr los - auch nicht im Bus zurück nach Quedlinburg. Matthias gerx

Quedlinburg - Martin Werner wollte einfach nicht mehr loslassen. Als der Fußball-Torhüter des Quedlinburger SV am zurückliegenden Freitagabend den golden glänzenden Pokal des Landrats in die Hände bekam, gab er ihn auch nicht mehr her.

Weder im Sportpark Thale, wo er ihn liebevoll beinahe wie ein Neugeborenes in seinen Armen wog, noch auf der Busfahrt zurück nach Quedlinburg. Und wohl auch nicht auf des Deutschen liebster Ferieninsel Mallorca.

Dorthin hatte sich das Landesklasse-Team - freilich mit dem Pokal im Gepäck - am Samstagmorgen auf den Weg gemacht, um eine erfolgreiche Saison ausklingen zu lassen. Oder wie Werner es noch am Freitagabend formulierte: „Wir werden nur marschieren.“

Fussball-Kreispokal: Zweimal unglücklich

Der 6:4-Sieg nach Elfmeterschießen in der Neuauflage des Vorjahresfinales gegen den SV Langenstein, war nicht nur Dramatik für alle Beteiligten und 522 Zuschauer, sondern es war vor allem eine Partie, die Torhüter Werner wohl zu Lebzeiten nicht mehr vergessen wird.

Der 31-Jährige war erst tagische Figur, dann Held!

Auf der Position zwischen den Pfosten hat der Quedlinburger SV ein Problem, das hat Trainer Ingo Vandreike am Freitag wieder einmal gemerkt.

Aber: Eines, dass auf Landesklasse-Ebene wohl nur wenige haben: „Wir haben zwei gleich geile Keeper“, sagte Vandreike.

Neben Werner ist da noch der 23-jährige Sebastian Thimm. Doch logisch: Nur einer konnte in diesem Finale spielen.

„Ich habe mir viele Gedanken gemacht“, gestand Ingo Vandreike nach der Partie. Letztlich entschied er sich für Routinier Werner - und nach gerade einmal 20 Minuten hätte er diese Wahl erstmals hinterfragen können!

Langensteins überragender Mittelstürmer Raik Rothe traf aus spitzem Winkel von halblinks. Zwar mit einem harten Schuss, jedoch auch ins kurze Ecke. „Den kann man wohl halten“, gestand Martin Werner nach der Partie verschmitzt lächelnd.

Mittlerweile war es egal, denn die Partie nahm noch mehrere Wendungen.

Fußball-Kreispokal: Dann kam der große Patzer

Nach dem Ausgleich zu Beginn der zweiten Hälfte (49.), als Martin Gottowik einen Handelfmeter verwandelte, leistete sich Werner im Verbund mit Pascal Scheffler auch noch einen viel größeren Patzer.

Nach einem langen Ball verließen sich beide aufeinander und gingen jeweils nur halbherzig zum Ball, so dass Rothe dazwischen gehen und zum 2:1 einköpfen konnte (61.).

„50/50, Abwehrspieler und Torhüter“, verteilte QSV-Coach Vandreike die Schuld zwar. Werner sah ob seiner Position vor dem Strafraum aber sehr viel unglücklicher aus als Scheffler. Und er wusste das in diesem Moment bereits ganz gut selber: „Ich dachte mir: ,Scheiße, ich kann uns doch jetzt damit nicht den ganzen Abend versauen’.“

Fußball-Kreispokal: Marcus Brenner macht den Ausgleich

Quedlinburg kam aber nur wenig später erneut zurück! Gerade einmal sechs Minuten nach der Führung traf Verteidiger Marcus Brenner nach einem Freistoß per Kopf zum abermaligen Ausgleich.

„Wir waren als ganze Mannschaft füreinander da“, sagte Erik Brahmann, „das macht mich unheimlich stolz.“

Der Kapitän hat mit dem Pokalfinale sein letztes Spiel für den QSV gemacht, bevor er im Sommer in die Verbandsliga zum SV Edelweiß Arnstedt geht.

Und Brahmann hat sich durchgeschleppt. „Es war schon mehr als auf dem Zahnfleisch“, sagte er nach dem Spiel und präsentierte dabei einen rechten Knöchel, der von seiner Dicke her einem Tennisball glich.

Fußball-Kreispokal: Aufgteben war keine Option

Aufgeben war aber keine Option. Vielmehr übernahm das Eigengewächs noch die Verantwortung, den ersten Strafstoß im Elfmeterschießen sicher zu verwandeln. Bevor direkt danach die bis dato tragische Geschichte von Martin Werner eine Wendung nahm.

Der 31-Jährige hielt den ersten Versuch Langensteins. Er hatte, grinste er danach, ein paar Tipps vom Torwartcoach Thomas Werny bekommen. Wenige Minuten später brauchte er die aber nicht. Da war es ausgerechnet Raik Rothe, der den Ball zwar scharf, aber auch weit über die Latte drosch.

Fußball-Kreispokal: „Ich war unheimlich nervös“

Die letzten Meter für den Quedlinburger SV machte am Freitagabend in Thale Pascal Scheffler. Der 28-jährige Flügelflitzer, der auch eine Teilaktie am zwischenzeitlichen 1:2 hatte, trat zum entscheidenden Elfer an.

„Auf dem Weg vom Mittelkreis zum Ball ist mir einmal alles durch den Kopf gegangen“, gestand Scheffler im Nachhinein, „ich war unheimlich nervös.“ Scheffler verwandelte jedoch sicher in die linke Ecke. Und der Rest war nur noch Jubel. Mit dem Pokal in den Händen Martin Werners. (mz)

Pascal Scheffler
Pascal Scheffler
gerx
„QSV International“ - Samstagmorgen ging es nach Mallorca.
„QSV International“ - Samstagmorgen ging es nach Mallorca.
privat
Nach dem Elfmeterschießen war der QSV erneut Pokalsieger.
Nach dem Elfmeterschießen war der QSV erneut Pokalsieger.
Gerx