Busverkehr Fahrplan der Harzer Verkehrsbetriebe: Grüne im Kreistag kämpfen gegen Verschlechterung

Quedlinburg - Der Landkreis Harz will die Aufstellung der Busfahrpläne in die Hand der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB) legen und zieht sich von seinem Gestaltungsanspruch zurück. So ist laut Bernhard Zimmermann der Beschlussvorschlag zur Fortschreibung des Nahverkehrs im Harz zu deuten, über den der Kreistag am 12. Dezember entscheiden soll. „Im Klartext: Der Kreistag soll abnicken, dass nun der Schwanz mit dem Hund wedelt“, teilt der Vorsitzender der Grünen-Fraktion mit.
Landrat Skiebe weist Sorgen der Grünen zurück
Diese Befürchtung sei unbegründet, sagt Landrat Martin Skiebe (CDU). „Der Landkreis hatte immer die Nahverkehrsplanung beschlossen und wird sie auch weiterhin beschließen“, sagt er auf Nachfrage. „Der Kreistag ist unabhängig.“
Er könne jetzt, zu Beginn des Planungsverfahrens, diesem „eine bestimmte Richtung geben“. Und am Ende des Verfahrens im kommenden Jahr werde es wieder einen Beschluss geben, den das Gremium bestätigen kann.
Grüne fordern: Angebot darf sich nicht verschlechtern
Beim jetzigen Beschlussvorschlag stört Bernhard Zimmermann der letzte Satz: „Im Übrigen gilt das Gebot der Wirtschaftlichkeit und des sinnvollen Einsatzes von Ressourcen“. Auf MZ-Nachfrage verdeutlicht er: „Letztendlich kann man über die Wirtschaftlichkeit alles kippen“.
Damit das nicht geschieht, wollen die Bündnisgrünen einen Änderungsantrag stellen: Das Angebot im Personennahverkehr dürfe sich nicht verschlechtern.
Das soll es auch nicht. Mit dem bevorstehenden Busfahrplanwechsel am 9. Dezember sollen Fahrgäste sogar von Verbesserungen profitieren, sagt HVB-Geschäftsführer Bjoern Smith: „Von Montag bis Freitag wird es Zusatzleistungen geben“ - ergänzend zu den wichtigen Buslinien der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa).
HVB-Geschäftsführer Bjoern Smith kündigt „Zusatzleistungen” an
Sie wurden einst als kostengünstiger Ersatz für Bahnstrecken eingerichtet. Auch weitere Busfahrten in den Früh- und Abendstunden sind nach dem zweiten Advent geplant.
Dass es hier momentan Probleme gibt, berichtet Bernhard Zimmermann: vor allem bei den späten Touren, wenn Schüler und Studenten nach Hause in weit entfernte Dörfer des Harzkreises fahren wollen. Der emeritierte Hochschulprofessor sagt: „Die Anbindung des ländlichen Raums ist kritisch, genauso wie der Wochenendverkehr.“
Weitere Buslinien an den Wochenenden?
Auch für Letzteres hat Bjoern Smith gute Nachrichten: Sein Unternehmen plant, wieder mehr Fahrten anzubieten. Diese Änderungen sind allerdings noch offen, sie müssen von der Kreisverwaltung noch entschieden werden. Samstags und sonntags bedient die HVB die von Kennern „Freizeit-Netz“ genannten Buslinien - mit besseren Anbindungen an Bahnstrecken.
Im Allgemeinen ist jeder vierte Fahrgast ein Tourist, 35 Prozent machen normale Harzkreisbewohner aus. Die größte Gruppe bilden mit 40 Prozent die Schüler. Nach dem Fahrplanwechsel im April habe es sehr viele Beschwerden gegeben, berichtet Geschäftsführer Bjoern Smith. Zum Beispiel hätten Schüler aus dem Oberharz in Blankenburg „50 Minuten oder mehr“ auf den Bus warten müssen.
Der Fahrplan wurde erst zum 9. August überarbeitet. Skiebe: „Er wird sich im Wesentlichen nicht ändern.“ Der aktuelle Plan werde von den Fahrgästen sehr gut angenommen. Bestätigen kann das Marcus Weise (CDU). Harzgerodes Verwaltungschef sprach in der Sitzung des Stadtrates von einem mittlerweile „sehr erfreulichen“ Schülerverkehr.
Harzgerodes Bürgermeister Weise lobt geänderten Schülerverkehr
So seien die Fahrten zum Wolterstorff-Gymnasium nach Ballenstedt verbessert worden. Schüler aus Harzgerode können nun eine Stunde länger schlafen. Auch die Wartezeit an der Grundschule habe sich deutlich verringert. (mz)