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Evangelische Sekundarschule Hedersleben  Evangelische Sekundarschule Hedersleben : Ist das Ende noch abzuwenden?

Von Gerd Alpermann und Petra Korn 21.05.2016, 11:29
Musikunterricht 2012 in der evangelischen Sekundarschule Hedersleben
Musikunterricht 2012 in der evangelischen Sekundarschule Hedersleben Archiv/Andreas Bürkner

Hedersleben - „Wir finden es doof, dass wir keine Lehrer haben.“ So ist es am Donnerstagabend auf einem von Schülern angefertigten Plakat in der Evangelischen Sekundarschule Hedersleben zu lesen. Viele Eltern und Schüler sind hier zusammengekommen, um zu beraten, wie es weitergehen soll und ob ihre Schule noch zu retten ist.

Denn in der Sekundarschule, die mit dem Schuljahr 2010/11 startete, soll zum 1. August der Schulbetrieb beendet werden. Als Grund nannte der freie Träger, die Evangelische Johannes-Schulstiftung, fehlende Lehrer. Dazu gehören Pädagogen für die Fächer Mathe, Chemie, Englisch, Geschichte und Sport.

Ende durch Lehrermangel Novum

„Aufgrund von Lehrermangel musste bislang noch keine Schule in freier Trägerschaft geschlossen werden“, sagte Karina Kunze, Pressesprecherin des Ministeriums für Bildung Sachsen-Anhalts. „Dass eine Schule angibt, dass sie den Betrieb wegen Lehrermangels ruhen lässt, das ist tatsächlich ein Novum.“ Bislang sind in Sachsen-Anhalt lediglich zwei Schulen in freier Trägerschaft wieder geschlossen worden: 2004 eine Grundschule in der Altmark - hier hatte der Träger, die Kirche, die Schließung aus inhaltlichen Gründen beantragt - und 2013 ein Gymnasium in Könnern, vor allem aus finanziellen Gründen.

Weshalb in Hedersleben der Schulbetrieb ruhen soll, „das muss wirklich der Träger sagen“, so Karina Kunze. Sie unterstrich, dass für die Schule keine Schließung, sondern das Ruhen des Betriebes beantragt wurde. „Das heißt, dass der Schulbetrieb innerhalb von zwei Jahren wieder anfangen könnte, ohne das Prozedere einer Neugründung zu durchlaufen.“

Ist Schließung rechtlich zulässig?

Warum es im August nicht weitergehen soll, wollen die Eltern der Hederslebener Schüler nun genauer wissen. „Wir müssen festlegen, welche Schritte wir unternehmen können und wer sich dafür verantwortlich fühlen könnte“, sagte Johannes Hesse, der am Donnerstagabend als Vater eines Schülers die Moderation übernahm. So ist aus Sicht der Eltern offen, ob eine solche Schließung rechtlich zulässig ist.

Dazu soll ein Rechtsanwalt gehört werden. In Erfahrung gebracht werden soll, ob es seitens des Landesschulamtes Einflussmöglichkeiten gibt. „Offen ist auch, ob die fehlenden Lehrer der einzige Grund für die Schließung sind“, sagte Thomas Hohmann, der zu den Initiatoren des Abends gehörte. Dabei könnte es, unausgesprochen, um die Schülerzahl - derzeit 76 - gehen. Dazu soll das Gespräch mit der Johannes-Schulstiftung gesucht werden.

„Wenn wir Lehrer für die fehlenden Fächer finden würden, könnte dann die Schule weitergeführt werden?“, gehörte für die Eltern ebenso zu den offenen Fragen wie die, ob ein Trägerwechsel die Schule retten könnte. „Wäre eine Kooperation mit anderen, auch staatlichen Schulen möglich?“ Johannes Hesse merkte zudem an, dass „Lehrer an Schulen mit freien Trägern abgeworben werden“.

Einig waren sich die Eltern darin, dass die Kinder gern an der Sekundarschule lernen und die Stiftung als kirchliche Einrichtung ihrem Anspruch gerecht werden sollte. „Eltern haben bewusst ihre Kinder in Hedersleben einschulen lassen“, betonte Thomas Hohmann.

Landesschulamt erfuhr erst spät von Schließung

Fehlende Lehrer sind auch in staatlichen Schulen ein Problem. Wie es für Schulen in freier Trägerschaft ist, Lehrkräfte zu finden, „ist schwierig einzuschätzen“, sagte Karina Kunze. Um Lehrer würden sich die Träger eigenverantwortlich bemühen, das Ministerium sei nicht involviert. Ein „Abwerben“ von Lehrern wies sie zurück: Das Ministerium schreibe die Stellen für staatliche Schulen aus. Wenn sich da ein Lehrer, der an einer Schule in freier Trägerschaft tätig sei, bewerbe, könne man das nicht untersagen. „Das ist in der Schule wie in jedem anderen Berufsfeld auch.“

Das Landesschulamt hat erst am Donnerstag vom Ruhen des Schulbetriebs in Hedersleben erfahren, sagte Sprecherin Silke Stadör. Auch sie verwies darauf, dass die Gewinnung von Lehrkräften Sache des Schulträgers ist.

Wie sie weiter sagte, würde die Evangelische Sekundarschule Hedersleben im kommenden Schuljahr 64 Schüler haben. „Aus unserer Sicht ist eine Sekundarschule in dieser Größenordnung nicht wirtschaftlich zu führen“, verwies sie auf Mindestschülerzahlen bei staatlichen Sekundarschulen, die bei 240 bzw. 180 im ländlichen Raum liegen. (mz)