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Brückenbau Brückenbau an der Bundesstraße 79n: Über die Bahnstrecke in Harsleben bei Halberstadt

Von Uwe Kraus 14.05.2018, 13:47
Alex Grunner (links) und Jakob Keller von der Firma Pontes setzen den ersten Träger ins Lot.
Alex Grunner (links) und Jakob Keller von der Firma Pontes setzen den ersten Träger ins Lot. Thomas Tobis

Harsleben - Wer genau hinhört, dem fällt auf, die gewohnten Töne beim Vorbeifahren der Züge von Halle nach Vienenburg fehlen. 40 Stunden Stille von Freitag 21.30 Uhr bis Sonntag um 15.30 Uhr? Nein, die Geräusche unweit der „Blauen Brücke“ zwischen Wegeleben und Halberstadt ändern sich nur.

„An der Baustelle für die Ortsumfahrung Halberstadt-Harsleben im Zuge der Bundesstraße 79n heben wir die Träger für die neue Brücke über die Bahn ein“, erläutert Stefan Hörold, der Regionalbereichsleiter West der Landesstraßenbaubehörde.

Ortsumfahrung Harsleben soll im Herbst 2018 fertig sein

Eine immer wieder spannende Aktion für die Straßenbauer, muss doch die Querung über die vielbefahrene Bahnverbindung genau in die Terminkette passen. Als die Streckensperrung bei der Bahn 2016 angemeldet wurde, war an einen Baustart noch nicht mal zu denken.

Heute geht man schon davon aus, dass die Ortsumfahrung Harsleben im Herbst 2018 fertig ist, das Gesamtprojekt ein Jahr später. Dann werde die Bundesstraße im Halberstädter Vorort zur Landstraße 24 werden und die beiden Ortschaften von Verkehr entlastet. Rund 16.000 Autos rollen dann dort, wo die Brückenteile am Samstag mit beeindruckender Technik eingehoben werden.

Stefan Hörold und Stefan Matschaß, Fachgruppenleiter Brücken- und Ingenieurbau der Landesstraßenbaubehörde, loben, wie gut das Projekt bisher klappt. Es sei alles im grünen Bereich, 40 Millionen Euro sollen die Baukosten insgesamt betragen.

Brücken-Neubau kostet rund zwei Millionen Euro

Für die neue Brücke, rund 100 Meter von der „Blauen Brücke“ entfernt, werden rund zwei Millionen davon verwendet. Am Samstagvormittag schwebt eines nach dem anderen der vier Fertigteile ein. Jedes wiegt so 60 Tonnen und kam am Mittwoch aus Erfurt an der Halberstädter Osttangente an.

Ein 500-Tonnen-Kran hat sie dann an seinem Haken. Dass das schwere Gerät am Vormittag von Beamten der Polizei in Augenschein genommen werden muss, passt nicht so recht in die minuziöse Ablaufplanung. In der Nacht zuvor hatten sich Einbrecher am Kran zu schaffen und Beute im Werkzeugkasten des Großgerätes gemacht.

Rieseige Bauteile landen millimetergenau auf den Stützen

Wer die riesigen Bauteile sieht, den überrascht, wie millimetergenau alles auf die Stützen gehoben wird. Präzisionsarbeit für den Kranführer und die Mitarbeiter, die an den Stützen mit Wasserwaagen die Feinarbeit leisten. Selbst ein Mann mit Farbe und Pinsel nimmt den Träger in Augenschein, um etwaige Farbkratzer auszubessern.

Denn wieder ran kommen die Spezialisten an den Brückenkörper erst wieder im August, für den die Bahn schon wieder die nächste Sperrpause in ihre Fahrpläne eingepflegt hat.

„Für den Laien kaum vorstellbar, wie viel bei so einem Brückenbau über die Bahnstrecke koordiniert werden muss. Hier liegen ja verschiedenste Kabel, und die Sicherheit für unsere Bauleute und die Bahnanlagen steht ganz oben an,“ erläutert Brückenspezialist Stefan Matschaß. Darum wurden bereits Bahnsignale an der Brücke versetzt, um freie Sicht für die Triebfahrzeugführer zu gewährleisten.

Neue Brücke hat 34 Meter Stützweite

Fachbereichsleiter Hilmar Klietz, Stefan Hörold und Stefan Matschaß warten mit zentimetergenauen Daten ihres „Überbaumontagebauwerks 08A“ auf. Zwei Spuren führen über die zwischen den Geländern 11,6 Meter breite Brücke, die eine Stützweite von 34 Meter und eine Fläche von 394,4 Quadratmeter hat.

Einen warmen rotbraunen Farbton und silbergraue Sondergeländer wird sei nach ihrer Fertigstellung haben. „Aber keinen Radweg“, stellt CDU-Landtagsabgeordneter Daniel Szarata an der Baustelle fest. Rad- und Fußwege bietet die parallele Osttangente.

„Geplant ist jedoch der Lückenschluss von Quedlinburg bis Harsleben für Räder, der dann über die Blaue Brücke bis an die B81 in Richtung Emersleben führt“, kündigen die Fachleute weitere Arbeiten an. Insgesamt entstehen auf den 7,3 Kilometern vom Abzweig Westerhausen bis zur Auffahrt auf die B 81 drei Überflughilfen für Fledermäuse und elf Brücken.

Die größte von ihnen führt über die Bahnstrecke die Niedersachsen mit Halle verbindet. Und die ist am Samstagnachmittag erfolgreich eingehoben. Trotz geklauten Kran-Werkzeugs. (mz)

Die riesigen Brückenteile werden mit Schwertransportern geliefert, bevor es am Kran weitergeht.
Die riesigen Brückenteile werden mit Schwertransportern geliefert, bevor es am Kran weitergeht.
Tobis