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Sekundarschule Muldenstein Muldenstein: Erste Gemeinschaftsschule in Anhalt-Bitterfeld

Von Ulf Rostalsky 12.08.2016, 11:50
Bunte Luftballons mit Botschaften stiegen am Donnerstagmorgen zum Schulstart in den blauen Himmel.
Bunte Luftballons mit Botschaften stiegen am Donnerstagmorgen zum Schulstart in den blauen Himmel. André Kehrer

Muldenstein - Die Sekundarschule Muldenstein wird zur Gemeinschaftsschule. Damit ist die Einrichtung Vorreiter in Anhalt-Bitterfeld. Keine andere Sekundarschule hat dort bisher die Weichen für längeres gemeinsames Lernen im Klassenverband und gleichzeitige individuelle Förderung persönlicher Stärken gestellt, an deren Ende durchaus auch das Abitur und ein Studium stehen können.

„Wir betreten Neuland. Aber laufen können wir schon“, sagt Schulleiter Detlef Schneider. Er denkt praktisch und hat Eltern wie Kollegen vom Konzept Gemeinschaftsschule überzeugen können.

„Die Einbindung von Kindern, die unter anderem über sozialbestimmte Lernbehinderungen verfügen, die Inklusion überhaupt, hat uns zum Nachdenken gebracht“, betont Schneider. Wer Schüler mit Handicaps fördere, müsse sich aber auch um die Leistungsstarken kümmern“, fügt er hinzu.

In Sachsen-Anhalt setzten bis Ende des letzten Schuljahres bereits 35 Sekundarschulen auf das Modell der „Gemeinschaftsschule“. Seit Schuljahresbeginn sind mit den Sekundarschulen Barleben, Wolmirstedt, „August Herrmann Francke“ Halle und Könnern sowie der Schule in Muldenstein fünf weitere Einrichtungen im Boot. Nach Angaben des Landesschulamtes befinden sich weitere neun Schulen in der Vorbereitungsphase. (mz/ur)

„Wir sehen Reserven“

48 Prozent aller letztjährigen Schulabgänger haben in Muldenstein einen erweiterten Realschulabschluss erworben. Damit ist ihnen prinzipiell möglich, in darauffolgenden Jahren das Abitur abzulegen und zu studieren. Die Frage ist, ob sie für die weiterführende Bildung auch ausreichend vorbereitet sind.

„Wir sehen Reserven. Wie kooperieren deshalb als Gemeinschaftsschule mit dem Fachgymnasium am Dessauer Berufsschulzentrum“, erklärt Schneider.

Pädagogen organisieren gemeinsam Weiterbildungen, Schüler aus Muldenstein haben Zugang zu berufs- und studienvorbereitenden Angeboten der Dessauer Schule. „Das können wir hier in unserer kleinen Schule einfach nicht leisten“, betont Schneider.

Länger im Klassenverbund lernen

Abitur und Studium nach solider Grundausbildung an der Sekundarschule: „Das ist kein Angriff auf das Gymnasium“, stellt Torsten Klieme, Direktor des Landesschulamtes, klar.

„Das ist ein anderes Angebot. Wir können es uns nicht leisten, auch nur einen Schüler zu verlieren.“ Auf Muldenstein übersetzt heißt es, dass Mädchen und Jungen ab Klasse fünf nach den Prinzipien der Gemeinschaftsschule unterrichtet werden.

Sie lernen länger im Klassenverbund. Eine frühzeitige Festlegung auf einen Abschluss entfällt. Bildungswege bleiben allen offen. Eine vertiefte und erweiterte Allgemeinbildung entsprechend individueller Möglichkeiten prägt den Unterricht.

Ab den Klassen 7/8 rücken zusätzliche Lernangebote wie Selbststudium oder Kursunterricht in den Mittelpunkt. Gleichzeitig wird die Berufs- und Studienorientierung fester Bestandteil aller Klassenstufen. Eine endgültige Festlegung auf den angestrebten Schulabschluss und die Einordnung in den abschlussbezogenen Unterricht erfolgt frühestens ab Klasse 9.

Das Modell „Gemeinschaftsschule“ wird auf Amtsdeutsch „aufwachsen“. Die beiden neuen fünften Klassen sind die ersten, die nach den Normen des Schulmodells unterrichtet werden. (mz)

Das Logo weist auf die Gemeinschaftsschule hin.
Das Logo weist auf die Gemeinschaftsschule hin.
André Kehrer