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Hochwasserschutz Hochwasserschutz für Bitterfeld: Bekommt die Goitzsche bald einen neuen Zulauf?

Von Stefan Schröter 08.01.2017, 11:00
Wie viele Jahre fließt der Lober-Leine-Kanal noch zwischen den beiden Seen entlang? Wird er zurückgebaut, könnte an dieser Stelle über einen offenen Graben Wasser aus dem Seelhausener See in die Goitzsche ablaufen.
Wie viele Jahre fließt der Lober-Leine-Kanal noch zwischen den beiden Seen entlang? Wird er zurückgebaut, könnte an dieser Stelle über einen offenen Graben Wasser aus dem Seelhausener See in die Goitzsche ablaufen. André Kehrer

Pouch - Die Gewässer bei Bitterfeld stehen vor einschneidenden Veränderungen. Der Bergbausanierer LMBV will den Lober-Leine-Kanal umverlegen.

Wird das Vorhaben bewilligt, fließt dessen Wasser künftig über einen Altlauf durch Sausedlitz (Landkreis Nordsachsen), danach in den Seelhausener See, danach über einen neuen offenen Graben in die tiefer liegende Goitzsche. „Das ist derzeit unsere Vorzugsvariante“, erklärt Elke Kreische-König, LMBV-Abteilungsleiterin für Planung in Sachsen-Anhalt. Diese Variante befürwortet auch das Land Sachsen-Anhalt, wie die MZ von dort erfuhr.

Die Verlegung des Lober-Leine-Kanal würde den Hochwasserschutz erleichtern

Bisher schlängelt sich der Lober-Leine-Kanal zwischen Goitzsche und Seelhausener See in Richtung Mulde. Bei der Flut 2013 wurde dieser Kanal aber nach einem Dammbruch an der Mulde und dem dadurch anschwellenden Seelhausener See einfach überspült. Das Hochwasser gefährdete zudem die Goitzsche und Bitterfeld.

Ohne den Lober-Leine-Kanal zwischen den gefluteten Tagebauen könnten dort Deichanlagen unkomplizierter ertüchtigt werden. Darauf setzt vor allem der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW). „Wir erwarten positive Effekte baulicher Art“, erklärt LHW-Mitarbeiter Frank Beisitzer.

Bei einem erneuten Dammbruch könnte der Seelhausener See dann mehr Wasser aufnehmen, bevor er ein Risiko für Bitterfeld wird – beispielsweise durch drohende Hangabrutsche wie 2013.

Pläne für eine Verlegung des Lober-Leine-Kanals gab es bereits vor 15 Jahren

Die LMBV wollte den Lober-Leine-Kanal bereits vor rund 15 Jahren so umverlegen wie jetzt geplant. Doch damals scheiterte das Vorhaben. Denn der Kanal führte zu verschmutztes Wasser. Heute sieht die Situation besser aus. Deshalb auch der neue Anlauf. Doch der Planungshorizont ist lang. Bis zur Genehmigung könnten mindestens fünf Jahre vergehen.

Gelingt das Projekt, kann der Bergbausanierer den künstlichen Flusslauf zwischen den Seen zurückbauen, wie Kreische-König berichtet: „Bei dem Kanal handelt es sich um ein technisches Bauwerk. Es bestehen auch Bedenken, Wasser könnte in den Seelhausener See hineinsickern. Deshalb muss die LMBV ein neues Konzept entwickeln.“

Das betrifft auch die Verbindung zwischen Seelhausener See und Goitzsche. Geplant ist laut LMBV ein offener Graben samt Bauwerk zur Wasserregulierung. Genaueres ließe sich noch nicht sagen. Damit bekäme die Goitzsche einen offenen Zulauf. Die provisorischen unterirdischen Rohrleitungen bei „Dreihausen“, zwischen Pouch und Löbnitz, könnten danach zurückgebaut werden.

Die LMBV steht bergrechtlich unter Handliugsdruck

Dass für den Bergbausanierer auch ein gewisser Handlungsdruck besteht, wird auf Nachfrage im Umweltministerium deutlich: „Die LMBV ist bergrechtlich verpflichtet, die Interimslösung Lober-Leine-Kanal einer endgültigen Lösung zuzuführen“, schildert eine Sprecherin. Ziel sei es, den Gebietswasserhaushalt wieder stärker auf „quasinatürliche Bedingungen“ zurückzuführen.

Für Boots-Besitzer auf der Goitzsche gibt es aber auch schlechte Nachrichten: „Die LMBV baut keine Schleuse zum Seelhausener See. Dafür sind wir nicht zuständig“, schildert Kreische-König. Stattdessen müssten sich die Länder entsprechend positionieren.

Doch die Kosten würden weiter steigen und eine Schleuse müsste dauerhaft betrieben werden – was wieder Geld kostet. Insgesamt rechnet die LMBV derzeit damit, dass sie an dem Seenverbund noch rund 30 Millionen Euro investieren wird – für die Kanalumverlegung, den Rückbau des jetzigen Kanallaufs und für das Ablaufbauwerk in die Goitzsche.

Wohin mit dem zusätzlichen Wasser aus der Goitzsche?

Wie soll aber das zusätzliche Wasser wieder aus der Goitzsche fließen? Die LMBV nennt dafür das Auslaufbauwerk zur Leine unweit des Bitterfelder Stadthafens. „Dieses Bauwerk wurde bereits für diese Gesamtmengen konzipiert“, erklärt die Abteilungsleiterin des Bergbausanierers. An diesem Auslauf könnten pro Sekunde bis zu fünf Kubikmeter Wasser fließen.

Derweil sickert von unterschiedlichen Stellen immer wieder durch, dass die Goitzsche als Flutungspolder noch nicht aus dem Schneider ist. Kommt es soweit, wird laut Kreische-König auch das einstige Einlaufbauwerk an der Mulde, die ehemalige Flutungsanlage, als Auslaufbauwerk umso bedeutender.

Schon jetzt kann es bei bestimmten Wasserständen als Ablauf genutzt werden. „Sollte der Große Goitzschesee eine Hochwasserfunktion erhalten, um Wasser zwischenspeichern zu können, muss die ehemalige Flutungsanlage diesen Ansprüchen entsprechend ertüchtigt werden. Auch der neue Ablauf des Seelhausener Sees zur Goitzsche müsste dann mit einem Hochwasserschutztor angepasst werden“, sagt Kreische-König. (mz)