Handball Handball: Ein erster Fingerzeig
Köthen/MZ. - Nils Hübscher hält einen Wurf aus der Nahdistanz, Martin Lux springt in den Kreis und tippt den Ball zu Svajunas Kairis. Der leitet den Ball sofort weiter auf den zum Konter gestarteten Patrick Heddrich. Es folgt das Tor zum 4:1. Fünf Sekunden hat es von der Parade Hübschers bis zum erfolgreichen Abschluss Heddrichs gedauert. Diese Szene in der Anfangsphase der Partie der HG 85 Köthen gegen den HSV Apolda machte deutlich, wie der neue Köthener Handball aussehen soll.
Es war phasenweise schon beeindruckend, wie die HG den Gegner dominierte. 36:17 - das war das mit Abstand deutlichste Ergebnis des ersten Spieltages in der Mitteldeutschen Oberliga. Damit steht die Mannschaft um Spielertrainer Ralf Stojan schon da, wo sie nach 26 Spieltagen stehen will - auf dem Aufstiegsplatz.
Stojan hatte die schwierige Aufgabe, die gezeigte Leistung zu loben, gleichzeitig aber nicht überzubewerten. Das klang dann so: "Der hohe Sieg ist gut, dass wir unter 20 Gegentore kassiert haben, ist auch gut. Aber wir haben auch einige freie Würfe weggelassen." Und, ohne dem Gegner zu nahe treten zu wollen, fügte er an: "Für den Aufsteiger Apolda war das sicherlich schwierig heute." Das kann man wohl sagen. Es gab nur eine kurze Phase von der 15. bis 21. Minute, da wirkte Apolda wie eine Mannschaft, die in der Mitteldeutschen Oberliga wird mithalten können. In dieser Phase verkürzte der HSV von 3:10 auf 7:11. Das lag aber auch mit darin begründet, dass Köthens neuer Spielmacher Svajunas Kairis das Feld verletzt verlassen hatte. Köthen fing sich schnell wieder, ging mit einem 17:8 in die Halbzeitpause und dominierte den zweiten Durchgang - ohne Kairis.
Florian Dejmek suchte dann auch keine Entschuldigungen. Der Apoldaer Rückraumspieler lobte den Gegner: "Die haben schon eine ganz andere Klasse." Und bemängelte im Spiel seiner eigenen Mannschaft Abstimmungsprobleme, fehlende Cleverness und zu viel Respekt. Vor allem vor HG-Neuling Nils Hübscher im Tor. Der war bekanntlich vor der Saison von Apolda nach Köthen gewechselt. "Da waren einige Spieler unsicher, wie sie gegen ihn werfen sollen. Nils kennt fast alle", sagte Dejmek, Und Hübscher stimmte auf Nachfrage zu: "Zu 80 Prozent lag ich mit meinen Entscheidungen richtig." So hielt er auch. Es war ein guter Einstand für Hübscher, der die komplette Partie im Tor stand.
Stojan konnte es sich eine Viertelstunde vor Spielende erlauben, die jüngste Sieben aufs Feld zu stellen. Denny Friedl, Nauris Auzins, Robin John, Christoph Daffend, Steven Just und der wiedergewählte Kapitän René Uelsmann schraubten das Ergebnis Tor um Tor hoch.
Vor allem der 20-jährige Just zeigte Effizienz beim Torabschluss. Zehn Treffer bescherten ihm den "Kampfhund des Tages", eine mannschaftsinterne Auszeichnung, die er bei der Pressekonferenz unter dem Grölen der Mitspieler überreicht bekam.
Doch es wäre falsch, Spieler herauszustellen. Bis auf Torwart Sebastian Loske standen alle Spieler auf dem Feld. Bis auf Martin Lux und Hübscher trafen alle eingesetzten Köthener Spieler. Und auch wenn die Partie gegen einen Außenseiter der Liga bestritten wurde, bleibt festzuhalten, dass man auch gegen so ein Team erst einmal in dieser Höhe gewinnen muss. "Wir wollten gerade gegen diesen Gegner Vollgas geben, weil das erste Heimspiel nie einfach ist", sagte Neuzugang Christian Lingk.
Einzig Svajunas Kairis konnte einem Leid tun. Selbst nach dem Spiel griff er sich immer wieder an seinen lädierten Oberschenkel und hörte in sich hinein. "Ich hoffe, es ist nicht so schlimm", sagte er. Man wird ihn in Watte packen.