Eiserne Hochzeit Eiserne Hochzeit in Reppichau: Dieses Paar hat sich erst geärgert, dann geliebt

Reppichau - Einen großen Wunsch. Den haben Helga und Helmut Pietsch. Sie wollen mit allen feiern. Mit ihren drei Kindern, ihren acht Enkeln und ihren zehn Urenkeln. Am Donnerstag geht dieser Wunsch in Erfüllung.
Da kommen alle zusammen. Die Reppichauer feiern an diesem Tag ihre Eiserne Hochzeit. 65 gemeinsame Ehejahre also. Eine glückliche Zeit, wie beide sagen. „Wir können zufrieden sein mit unserer Ehe“, meint der 86-Jährige.
Wie Helmut seine Helga in der Schule ärgerte
Helmut Pietsch und Helga Pietsch, damals noch Böhlmann, kennen sich seit ihrer Kindheit. „Mein Mann wohnte fünf Häuser weg von hier“, sagt die Seniorin. Sie seien gemeinsam in den Kindergarten und in die Vorschule gegangen. Dann in die Schule, damals eine zweiklassige Ein-Lehrer-Schule. Eine Schule also, in der ein Lehrer zwei Klassen unterrichtete.
Gekannt? Ja. Gemocht? Nun ja. „Wir haben uns damals nicht angeguckt“, sagt Helga Pietsch und erzählt eine Episode aus ihrer Schulzeit: Die Mädchen hätten in der ersten Reihe gesessen, dahinter die Jungs. „Wir Mädchen gingen alle mit Schürzen.“ Ihre Mütter hätten die Schleifen auf dem Rücken gebunden. Eines Tages habe ihr Mitschüler, heute ihr Ehemann, ihre Schleife geöffnet und am Tisch festgebunden. „Ich wollte aufstehen und konnte nicht“, sagt die Seniorin. Die Strafe für Helmut Pietsch sei prompt gefolgt. Mit dem Rohrstock.
Beide waren nie weit voneinander entfernt
Die Familien von Helga Böhlmann und Helmut Pietsch arbeiteten in der Landwirtschaft. Sie selbst waren „mithelfendes Familienmitglied“ wie es damals hieß. Helmut Pietsch ging nach der Schule zur Berufsschule in Köthen, bildete sich dort in diesem Bereich weiter.
Helga Pietsch besuchte die Berufsschule in Elsnigk, dann in Osternienburg. Sie lernte alles, was eine Frau fürs Leben brauchte. Beide verdienten ihr Geld später ebenfalls in der Landwirtschaft. Sie arbeitete in der Tierproduktion, er in der Pflanzenproduktion.
Gespräche im Gebüsch zwischen Glühwürmchen
Doch nun noch mal ein Stück zurück in der Zeit. Es war im Juli 1951. Da trafen sich Helmut Pietsch und Helga Böhlmann außerhalb von Reppichau. Sie hatte noch eine Freundin dabei. Sie entdeckten ein Gebüsch mit einer Lücke - wie gemacht für drei Personen. Sie setzten sich hinein und erzählten und erzählten. Plötzlich tauchten Glühwürmchen auf, flogen um die drei herum. „Wenn das kein Glück bedeutet“, sagt sich Helga Pietsch heute.
Wie Helga und Helmut Pietsch geheiratet haben.
Am 22. Dezember läuteten die Hochzeitsglocken. Aus Helga Böhlmann wurde Helga Pietsch. Die standesamtliche Trauung war in Mosigkau. Der Standesbeamte war zugleich Gärtner. So hatte es die Braut nicht schwer, an einen schönen Brautstrauß zu kommen. Ihrer bestand aus Chrysanthemen. Die kirchliche Trauung war in Reppichau.
Gefeiert wurde im Elternhaus von Helga Pietsch, wo das Ehepaar noch heute lebt. Rund 40 Gäste waren dabei. Es gab Hochzeitssuppe. Auf einem Teller mit Goldrand. Nachmittags gab’s Kuchen. Abends wurde im Saal getanzt.
Helga und Helmut blicken gern zurück.
1952 kam ihre Tochter Birgit auf die Welt, zwei Jahre später ihr Sohn Helmut. 1955 wurde ihre Tochter Regina geboren. Alle Kinder kamen zu Hause zur Welt.
65 gemeinsame Jahre. Helga und Helmut Pietsch blicken gern zurück. „Wir haben schöne Reisen gemacht“, sagt die 86-Jährige. Nach Bulgarien zum Beispiel. Nach Österreich und Russland. Heute machen die Senioren keine großen Reisen mehr. Da macht die Gesundheit nicht mit. Sie fahren aber mit dem Auto in umliegende Orte. Und lassen auch sonst keine Langeweile aufkommen. Das Ehepaar hat viele Freunde, ist oft bei Feiern eingeladen.
Am Donnerstag haben Helga und Helmut Pietsch selbst was zu feiern: ihre Eiserne Hochzeit. Sie wollen in die Kirche gehen, in der sie sich am 22. Dezember 1951 das Ja-Wort gegeben haben. Und zum Mittag Hochzeitssuppe essen. Wie damals. (mz)
