Parteitag in Magdeburg Sachsen-Anhalts Linke kämpft gegen Bedeutungsverlust - Doppelspitze wiedergewählt
Abgehängt von AfD und BSW: Nach schwachen Wahlergebnissen versucht Sachsen-Anhalts Linke den Neustart. Die Partei sucht einen neuen Kurs - in Magdeburg wählt sie am Wochenende einen neuen Vorstand.
Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalts Linkspartei versucht nach schwachen Wahlergebnissen in den vergangenen Monaten einen Neustart. „Es gilt, klarer Position zu beziehen und Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit anzubieten, um verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen“, sagte die Co-Landesvorsitzende Janina Böttger auf einem Parteitag in Magdeburg.
„Die Frage, wie wir auf die wirtschaftlichen Ängste der Menschen eingehen und gleichzeitig bei sicherheitspolitischen Themen überzeugend auftreten können, wird für unsere zukünftige politische Arbeit entscheidend sein.“
Der Linken-Bundesparteitag im Oktober in Halle müsse in der Migrations-, Außen-, Sicherheits- und Ostpolitik „neue Antworten geben oder bisherige Antworten ausbauen“, forderte Böttger.
Parteichefin will mit Linken eine „Robin-Hood-Mentalität“ leben
Die Wahlergebnisse der Linkspartei waren zuletzt eingebrochen. Bei der Europawahl im Juni hatte sie in Sachsen-Anhalt nur noch 4,8 Prozent geholt, mit diesem Ergebnis würde sie bei der Landtagswahl 2026 nicht ins Parlament einziehen.
Auch in Sachsen und Thüringen holte die Linke zuletzt schwache Resultate – die Linken-Abspaltung BSW um Sahra Wagenknecht könnte stattdessen eine entscheidende Rolle bei kommenden Koalitionsgesprächen spielen.
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Böttger sagte, um politisch relevant zu bleiben, müsse die Linkspartei einen „Spagat“ schaffen: Zum Einen müsse die Partei eine gewisse „Robin-Hood-Mentalität leben“, zum Anderen müsse sie „gleichzeitig sich auch selbst hinterfragen“. Die Linke müsse zeigen, wie sie auf eine veränderte Gesellschaft und eine veränderte Parteienlandschaft reagieren wolle, so Böttger.
Linke will innere Kommunikation verbessern
In den vergangenen Jahren hatten auch interne Krisen den Linken-Landesverband aufgewühlt. Böttger sagte auf dem Parteitag in Magdeburg, sie habe zusammen mit ihrem Co-Vorsitzenden Hendrik Lange versucht, die interne Kommunikation in der Partei zu verbessern: „Einiges haben wir erreicht, aber wir wissen natürlich auch, da ist noch viel Luft nach oben“, so Böttger.
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Bundesweit diskutiert die Linke aktuell über einen neuen Kurs. Lange stemmte sich am Samstag gegen Forderungen aus Westverbänden, die Partei solle sich künftig auf Wahlkämpfe in den Großstädten verlegen. Er halte „nichts davon, dass wir uns künftig nur auf Metropolen konzentrieren“, sagte Lange am Samstag.
Schwerdtner kandidiert für Bundesvorsitz
Die Linke müsse sich stattdessen flächendeckend der AfD entgegenstellen, die in zahlreichen Kommunen Macht gewonnen habe. „In vielen Gemeinden schafft die AfD mit anderen Parteien, vor allem der CDU, längst Fakten“, warnte Lange.
Auf dem Bundesparteitag in Halle im Oktober will Ines Schwerdtner für den Vorsitz kandidieren: Die 35-Jährige ist im Kreisverband Anhalt-Bitterfeld organisiert. Sie schwor die Partei in Magdeburg darauf ein, dass die Rückkehr zu alter Stärke Jahre dauern werde. "Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon", so Schwerdtner. Die Linke habe sich in den vergangenen Jahren zu viel mit sich selbst beschäftigt. "Das Haus brennt“, so Schwerdtner. „Wir sind jetzt gerade dabei, diesen Brand zu löschen."
Landesverband wählt neuen Parteivorstand
Sie sagte: "Wir brauchen eine andere Kultur in dieser Partei." Schwerdtner wolle eine "revolutionäre Freundlichkeit", so die gebürtige Sächsin. „Ich würde mir wünschen, dass der Bundesparteitag in Halle in die Geschichte eingeht als der Parteitag, an dem wir es geschafft haben, das Ruder rumzureißen.“
Der Parteitag in Magdeburg wählt am Wochenende einen neuen Landesvorstand. Am Samstagabend wurde das amtierende Vorsitzenden-Duo Böttger-Lange im Amt bestätigt: Böttger erhielt ohne Gegenkandidatin 69,8 Prozent von 116 Delegiertenstimmen. Lange setzte sich knapp gegen seinen Gegenkandidaten Alexander Sorge durch. Der wiedergewählte Co-Chef erhielt 53 Prozent der Stimmen, Sorge 37 Prozent.