Harz Harz: Glück auf!

Lautenthal/dpa. - Es rattert und rumpelt, man wirdhin und her geschüttelt. Und dann wird es auch noch dunkel. Etwa 250Meter weit steuert der Museumsführer die Grubenbahn in den Berghinein. Die kleinen Wagen ruckeln und rumpeln. Gut dass alleFahrgäste Helme auf dem Kopf haben. Dann stoppt der kleine Zug tiefim Inneren der historischen Silbergrube «Lautenthals Glück».
«Hier ging es mal 600 Meter in die Tiefe», sagt Blut und zeigt aufeinen abgedeckten Schacht. «Knapp 100 Meter weit könnte man nochhinunter. Alles andere ist abgesoffen und steht unter Wasser». DerMuseums-Führer, der bis Mitte der 1980er Jahre im letzten produktivenHarzer Bergwerk in Bad Grund selbst unter Tage geschuftet hat, istimmer wieder begeistert, wenn er den jährlich rund 40 000 Besucherndas ebenfalls längst stillgelegte Bergwerk im Harzer StädtchenLautenthal vorführen kann: Das Schachthaus, die alte Fahrkunstanlage,mit der die Bergleute früher Hunderte von Metern in die Tiefegelangten, die Andachtstätte unter Tage, den Nachbau derunterirdischen Erzschifffahrt und die früheren Arbeitsplätze derKumpel.
Wer mag, kann unter Bluts Anleitung versuchen, sich wie dieBergleute im Mittelalter mit Hammer und Meißel millimeterweise durchdas harte Gestein voran zu hämmern. Der Museumsführer führt unterohrenbetäubendem Lärm gerne auch moderne druckluftbetriebene Gerätevor, mit denen es leichter voran geht. Doch so richtig ins Schwärmengerät Blut erst, als er den Besuchern nach dem Abstieg über etlicheTreppen tief unten im Berg zeigt, woran er selbst arbeitet: An einemganz neuen Stollen.
«Wir wollen versuchen, das seit der Stilllegung im Jahr 1931unzugängliche Stollensystem der Grube «Güte des Herrn» wieder zuerschließen», sagt Museums-Chef Gerhard Menzel. Weil die altenEingänge verschüttet sind, arbeiten an einem neuen Zugang».
Das machen Ernst Blut und einige andere frühere Bergleute nachFeierabend, wenn die letzten Besucher das Bergwerk mit der kleinenBahn verlassen haben. «Erst werden Löcher gebohrt. Dann kommtSprengstoff rein», sagt Blut. Und wenn die Kumpel den Berg dann ausSicherheitsgründen ebenfalls verlassen haben, wird die Ladunggezündet. Anschließend müssen die losgesprengten Gesteinsbrockenbeiseite geschafft und das neue Stück Stollen abgestützt werden.
So geht es Meter für Meter voran, seit einigen Monaten schon.«Irgendwann vermutlich noch in diesem Sommer werden wir durch sein»,sagt Museums-Chef Menzel. «Die Spannung nimmt immer mehr zu». Denndas Stollensystem, das seit knapp 80 Jahren von keinem Menschen mehrbetreten wurde, hält möglicherweise kostbare Schätze bereit.«Vielleicht stoßen wir noch auf alte Wasserräder oder andereGerätschaften aus der Anfangszeit des Lautenthaler Bergbaus».
Wenn Ernst Blut nur daran denkt, was in der «Güte des Herrn» alleszu finden sein könnte, wird er »schon ganz kribbelig». Bis sie diealten Stollen erkunden können, müssen er und seine Kumpel aber nochein paar Extra-Schichten einlegen.