Halle Halle: Motiv für Bluttat bleibt rätselhaft
HALLE/MZ/SZÖ. - Die Tat hatte im vergangenen Jahr für Entsetzen gesorgt, das Motiv blieb auch nach dem Prozess vor dem Landgericht Halle unklar. Zu einer Jugendstrafe von acht Jahren wegen Totschlags und Körperverletzung verurteilte das Landgericht Halle gestern den 16-jährigen Alexander S. aus Halle. Der Schüler hatte in dem nicht-öffentlichen Prozess gestanden, einen 48-jährigen Mann, der beim Halleschen Fußballclub (HFC) als Hausmeister arbeitete, im September 2008 vor einem Supermarkt im Stadtteil Silberhöhe zu Tode getreten und geprügelt zu haben. Wieso es zu dem Verbrechen kam, bleibt allerdings rätselhaft. "Es gab keine Provokation des Opfers, auch Fußball war nicht der Grund", sagte Landgerichts-Sprecher Wolfgang Ehm. Uwe M. war dem 16-Jährigen nur zufällig über den Weg gelaufen, beide kannten sich nicht.
Alexander S. hatte in der Verhandlung eingeräumt, das Opfer mindestens zweimal mit der Faust ins Gesicht geschlagen zu haben. Als der 48-Jährige auf dem Boden lag, habe er noch mehrmals gezielt gegen den Kopf und den Körper getreten. Weil der Angeklagte vor der Tat Alkohol getrunken hatte, konnten die Richter eine verminderte Schuldfähigkeit nicht ausschließen. Mit schwersten Verletzungen war Uwe M., der auch beim Fanprojekt des Vereins mitgearbeitet hatte, in ein Krankenhaus gebracht worden, wo er drei Tage nach dem Angriff starb.
"Die Anklagevorwürfe haben sich in dem Prozess bestätigt", sagte Staatsanwalt Klaus Wiechmann, der zuvor neun Jahre Haft gefordert hatte. Verteidiger Reinhard Malchert beantragte dagegen in seinem Plädoyer Freispruch vom Vorwurf des Totschlags, weil er keinen Tötungsvorsatz sah.
Mit Entsetzen und Fassungslosigkeit hatten nicht nur HFC-Fans auf den Tod des 48-Jährigen reagiert. Geschockt waren auch Lehrer und Mitschüler der Förderschule Janusz Korczak für Verhaltensauffällige, die Alexander S. besucht hatte. Blumen und Kränze säumten das Stadion nach der Bluttat, zum auf den Tattag folgenden Auswärtsspiel in Hamburg trugen die HFC-Fans komplett schwarz und gedachten dem Getöteten mit einem Plakat.
Die Eltern von Uwe M. hatten den Prozess als Nebenkläger verfolgt und hoffen nach dem Urteil, den Tod ihres Sohnes verarbeiten zu können. "Die Eltern sind froh, dass es zu einer eindeutigen Verurteilung gekommen ist", so ihre Anwältin Babett Hünert.