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Glücksspiel Glücksspiel: Pyramidenspiel mit hohen Verlusten

Von Katrin Löwe 31.07.2008, 18:43

Halle/Dessau/MZ. - Die Aussicht klingtzunächst durchaus verlockend: einmal 5000Euro einzahlen und bald darauf dafür 40000Euro kassieren. Seit Jahren bauen auf diesertrügerischen Geldvermehrung die so genanntenSchenkkreise auf, die sich lawinenartig inDeutschland verbreiten. Bislang laut Landeskriminalamtvor allem in Bayern, Nordrhein-Westfalen undRheinland-Pfalz auffällig, hat die MZ jetztHinweise darauf, dass es die Schenkkreiseoffenbar auch in Dessau-Roßlau und in derRegion um Zeitz gibt.

Der Ablauf des Spiels, das nach dem Schneeballsystemläuft, ist schnell erklärt: Auf der erstenStufe einer Pyramide steht ein Mitspieler,der sich von acht weiteren Geld schenken lässt- in der Regel je 5000 Euro. Der Beschenkteverlässt das Spiel, die Nachfolgenden steigenin der vierstufigen Hierarchie einen Ranghöher - immer in der Hoffnung, selbst an dieSpitze zu gelangen, um in den Genuss der 40000Euro zu kommen. Um den Kreis am Laufen zuhalten, müssen immer neue Teilnehmer gefundenwerden - praktisch wäre dabei aber schon nachwenigen Runden die Einwohnerzahl Deutschlandsüberschritten. Nach Berechnungen von Mathematikerngehen fast 90 Prozent der Teilnehmer leeraus - den großen Reibach machen nur wenigezu Beginn des Spiels.

Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhaltwarnt vor den Schenkkreisen, für die es auchandere Namen wie Herzkreise oder "ZukunftsprojektDeutschland" gibt. "Hier soll eine ominöseGeldvermehrung in Gang gesetzt werden, dieso nicht funktionieren kann", sagt VerbraucherschützerinGabriele Emmrich. Oft werde dabei sogar diesoziale Not der Opfer bewusst ausgenutzt -nicht wenige Schenkkreisteilnehmer sind Hartz-IV-Empfänger.

Der Bundesgerichtshof hat 2005 und zuletztauch im Frühjahr 2008 den Opfern den Rückengestärkt, indem es die Schenkungen nicht nurfür sittenwidrig erklärt, sondern auch dasRecht auf eine Rückzahlung der Beträge festgeschriebenhat. In Süddeutschland und entlang des Rheinsseien die Kreise daraufhin weitgehend "ausgetrocknet",sagt Christian Käs, Mitbegründer einer Initiativeder Schenkkreisopfer. "Jetzt scheinen siesich in die neuen Bundesländer zu verlagern",erklärt der Rechtsanwalt. Aus Sachsen undThüringen habe er bereits etliche Mandate.Deutschlandweit gebe es zigtausende Opfer.

Da die Kreise strafrechtlich nicht verbotensind, bleibt Opfern nur der Weg des Zivilrechtes.Das Geld tatsächlich zurückzuholen, sei abernicht immer einfach, so Käs. Oft ist es schonweg oder Opfer kennen nicht einmal den vollenNamen und die Anschrift des Beschenkten.