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Feuerwehren Feuerwehren: Einsatz mit Rentenvertrag

Von JULIA KLABUHN 16.02.2009, 19:52

BURG/MZ. - Die Fotos zeigen schwere Verkehrsunfälle auf der A 2 und Großbrände - Bilder von den gefährlichsten und bedrückendsten Einsätzen der 166 freiwilligen Feuerwehrleute aus Burg in den vergangenen Jahren.

Zu bis zu 150 Einsätzen rücken sie jährlich aus. Zum Glück geht es dabei nicht immer hochdramatisch zu. Denn das Einsatzgebiet der Feuerwehrmehrmitglieder ist breit gefächert. Auch überschwemmte Keller, absturzgefährdete Storchennester und auf Bäumen verirrte Katzen fallen in den Aufgabenbereich. "Immer, wenn jemand nicht weiter weiß, wird nach uns gerufen. Aber was wird für die freiwilligen Feuerwehren getan?", fragt Wehrleiter Joachim Ferchland.

Die Stadt Burg hat sich diese Frage stellen lassen und mit einer ganzen Reihe von Aktivitäten geantwortet. Sie hat 1995 monatliche Aufwandsentschädigungen für leitende Funktionen bei der freiwilligen Feuerwehr eingeführt und eine Einsatzentschädigung von zehn Euro pro geleisteten Einsatz für alle Mitglieder. Seit vorigem Jahr gibt es Prämien bei Jubiläen. Nach Angaben des Vorsitzenden des Landesfeuerwehrverbandes, Ingolf Hirsch, sind solche Zahlungen an ehrenamtliche Feuerwehrleute eher die Ausnahme im Land.

Da aber seit rund acht Jahren die Einsatzstärke, also die Zahl der verfügbaren Feuerwehrleute bei Alarm, immer weiter gesunken ist, hat Burg im vorigen Jahr seine Maßnahmen aufgestockt und als erste Gemeinde Sachsen-Anhalts eine Zusatzrente für freiwillige Feuerwehrleute eingeführt. Ähnliche Initiativen gab es zum Beispiel in Niedersachsen und Hessen.

In Burg können die Feuerwehrmitglieder seit Januar 2008 eine Versicherung abschließen, die nach dem Riestermodell funktioniert. Die Stadt zahlt dabei acht Euro pro Monat zu. Mindestens fünf Euro - je nach Einkommenshöhe auch mehr - müssen die Wehrmitglieder selbst zahlen, um die staatliche Riester-Zulage zu erhalten. "Rund 16 000 Euro sind dafür im Haushalt jährlich vorgesehen", sagt der Oberbürgermeister der Stadt, Bernhard Sterz (SPD).

Das würde für Zuzahlungen zu Rentenverträgen für alle 166 Brandschützer reichen. Bisher haben 43 Feuerwehrleute einen von der Stadt geförderten Versicherungsvertrag mit den Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt ÖSA abgeschlossen. "Wir würden uns freuen, wenn alle Mitglieder mitmachen", sagt Ferchland. Weil es in Burg keine hauptamtliche Feuerwehr gibt, müsse die Stadt etwas dafür tun, dass genügend Freiwillige in den Wehren mitmachen, so Sterz.

Die Initiative in Burg hat bei anderen Kommunen Interesse geweckt. Auch das Innenministerium beschäftigt sich intensiv mit dem Thema. "Das Engagement der Stadt Burg zeigt, dass Kommunen in diesem Bereich etwas für ihre Ehrenamtlichen leisten können", so der Pressesprecher des Ministeriums, Martin Krems. Dazu passt auch die Feuerwehrrente, die das Ministerium gemeinsam mit der ÖSA entwickelt hat und die Ende Februar endgültig unter Dach und Fach gebracht wird. Damit soll der Einsatz freiwilliger Feuerwehrleute materiell besser abgesichert und das ehrenamtliche Engagement attraktiver gemacht werden. Von der Konstruktion her wird diese Feuerwehrrente der Lösung in Burg ähnlich sein, sagt der Abteilungsleiter Lebensversicherungen der ÖSA, David Bartusch.

Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Hirsch glaubt, dass Zusatzrenten den Feuerwehren mehr Zulauf bringen werden. "Das wird nicht die Masse sein, aber es wird für einige ein Anreiz sein," so Hirsch. "Das ist ein Dankeschön an die Feuerwehrleute und soll gleichzeitig motivieren", sagt Wehrleiter Ferchland in Burg. Manchmal jedoch reicht Motivation nicht aus. Fast alle freiwilligen Feuerwehren im Land sind von sinkenden Mitgliederzahlen betroffen, bestätigt der Landesverband. Schuld sind Abwanderung und sinkende Geburtenzahlen.

In Burg fehlt es vor allem tagsüber an Personal, wenn die Feuerwehrmitglieder arbeiten, so Ferchland. "Nicht alle haben eine Stelle in Burg, Pendler sind tagsüber natürlich nicht einsatzbereit bei Alarm", beschreibt Oberbürgermeister Sterz das Problem.

Deshalb soll den Feuerwehrleuten geholfen werden, zumindest in Burg Arbeit zu finden. Am besten in der Stadtverwaltung, denn so wären sie praktisch immer auch während der Arbeitszeit einsatzbereit. "Wir wollen das Engagement bei der freiwilligen Feuerwehr zu einem Einstellungskriterium neben den fachlichen Eignungen machen", sagt Sterz. Erkläre sich ein guter Bewerber bereit, in die Feuerwehr einzutreten, erhöhe das seine Chancen auf Einstellung.

Rückendeckung sieht Sterz dabei in einem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes, das einer Kommune erlaubte, ein Mitglied der freiwilligen Feuerwehr von betriebsbedingten Kündigungen auszunehmen.