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Ende für rechtes Schulungszentrum Ende für rechtes Schulungszentrum: Schlossherr wartet auf E-Mails von Kaufinteressenten

Von Jan Wätzold 10.01.2005, 19:27

Trebnitz/MZ. - Bislang hat "wortundwerk" seinem Alias alle Ehre gemacht. Für die acht Geschäfte, die das seit 4. Februar 2004 angemeldete Mitglied beim Internet-Auktionshaus Ebay über die Bühne gebracht hat, gab es nur Lob. Zuletzt bedankte sich im Dezember der Käufer eines Spielzeug-Lkw aus Blech - "leider fehlt der Kran, 24 cm lang, sonst guter Zustand" - im Bewertungsforum für das reibungslose Geschäft: "Alles bestens gelaufen, danke." Der Auktionspreis für die Schrottkarre hatte bei einem Euro gelegen.

Beim jüngsten Angebot von "wortundwerk" geht es freilich um ganz andere Beträge. Seit 6. Januar wird unter der Ebay-Artikelnummer 4348733042 ein Käufer für Schloss Trebnitz (Landkreis Bernburg) gesucht. Mindestgebot: 235 000 Euro. Wer sich hinter "wortundwerk" verbirgt, ist somit klar. Antiamerikaner Steffen Hupka, ehemals NPD-Chef von Sachsen-Anhalt und seit einem Jahr Schlossherr von Trebnitz, will sich mit Hilfe des amerikanischen Erfolgsunternehmens Ebay der ungeliebten Immobilie entledigen. Dabei kämpft der 41-Jährige gleich an mehreren Fronten. Auch unter www.immobilienscout24.de
sucht Hupka nach Kaufinteressenten. Hier wird der ehemalige Junkersitz, in dem noch bis 1998 ein Altenheim untergebracht war, sogar unter eigenem Namen und voller Anschrift des Verkäufers angeboten.

Noch im Herbst hatte Hupka im Kameradenkreis erklärt, er wolle an den Plänen festhalten, Trebnitz zum "Nationalen Schulungszentrum mit Bierwirtschaft" auszubauen. Ein großes Treffen vor Ort, das die Entschlossenheit des strammen Rechtsextremisten unterstreichen sollte, war dann aber nach Angaben von Nachbarn nur "zu einer bescheidenen Stammtischrunde" geraten.

Hupka wollte am Montag gegenüber der MZ weder die Verkaufsabsichten bestätigen noch die Hintergründe kommentieren. Doch selbst ehemalige Mitstreiter des von Sachsen-Anhalts NPD bereits im Januar 2001 "wegen parteischädigenden Verhaltens" ausgeschlossenen Hannoveraners sehen in Hupkas Internet-Offerten ein Eingeständnis des Scheiterns.

Dabei hatte das "Unternehmen Trebnitz" für den nach der Wende in den Osten gekommenen Radikalen zunächst ganz hoffnungsvoll begonnen. Mit finanzieller Unterstützung des im spanischen Marbella lebenden Altnazis Rolf Hanno hatte der damalige Hupka-Spezi und Würzburger NPD-Funktionär Uwe Meenen im März 2001 das Schloss vom Landkreis ersteigert. Die Bernburger Behörden bekamen erst Wind von der Sache, als es bereits zu spät war.

Interne Querelen und ein bis heute ungeklärter Brand in dem Gebäude verhinderten aber die von Hupka angestrebte braune Blüte am Saalestrand. Bis auf ein paar bescheidene Zusammenkünfte blieb der Bau ein Geisterschloss. Daran änderte sich auch nichts, als Meenen das Schloss schließlich an Hupka überschrieb. Selbst Finanzier Hanno, der lange Zeit zu Hupka gestanden hatte, soll sich zuletzt lieber einer Zusammenarbeit mit dem NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt zugewandt haben.

Und so wartet "wortundwerk" nun geduldig auf E-Mails von potentiellen Kaufinteressenten. Eigentlich bevorzugt das nationalistische Lager ja die Bezeichnung "E-Post". Aber auf solche Spitzfindigkeiten kann Steffen Hupka in seiner Lage keine Rücksicht mehr nehmen.