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"Diese Äußerungen sind pures Gift" "Diese Äußerungen sind pures Gift": Landesnetzwerk fordert Rücktritt von Verbandschef Mannke

Von Markus Decker und Walter Zöller 08.11.2015, 12:35
Der Chef des Philologenverbandes Sachsen-Anhalts, Jürgen Mannke.
Der Chef des Philologenverbandes Sachsen-Anhalts, Jürgen Mannke. Peter Lisker/Archiv Lizenz

Magdeburg - Die Spitze des Philologenverbands in Sachsen-Anhalt ist für einen Text zu Flüchtlingen am Wochenende scharf kritisiert worden. Es gab unter anderem Rücktrittsforderungen an die Adresse des Landesvorsitzenden Jürgen Mannke. Auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ging auf Distanz. In dem von Mannke und seiner Stellvertreterin Iris Seltmann-Kuke verfassten Text, der am Freitag bekannt wurde, heißt es unter anderem: „Eine Immigranteninvasion überschwappt Deutschland.“

Nicht akzeptabel

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hat sich teilweise distanziert. „Für nicht berechtigt und auch nicht akzeptabel halte ich alle jene Passagen in dem Editorial, in denen mit Hinweis auf ,Gespräche mit Bekannten’ unbestimmte Ängste vor sexuellen Belästigungen junger deutscher Mädchen durch muslimische Einwanderergruppen thematisiert werden“, sagte er der MZ. „Das Aufgreifen von unbestätigten Gerüchten in der schon jetzt aufgeheizten Situation ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg, die vor unserer Gesellschaft und vor unserem Schulwesen in Zusammenhang mit dem Zustrom von Flüchtlingen stehenden Herausforderungen zu meistern.“ Zugleich nahm Meidinger die Kollegen in Schutz. „Bei aller berechtigter Kritik an dem Artikel muss festgehalten werden, dass sich beide bekennen ,zur humanen Pflicht, Menschen, die in existenzielle Not durch Krieg und politische Verfolgung geraten sind, zu helfen’". Deutlich schärfer ist die Reaktion des nordrhein-westfälischen Philologen-Verbandes. „Wir sind entsetzt“, heißt es. Man lehne „jegliche pauschalierende und diskriminierende Äußerung“ ab.

Der Philologenverband Sachsen-Anhalt - in dem hauptsächlich Lehrer an Gymnasien organisiert sind - hatte mit einem Artikel in seiner Mitgliederzeitung Empörung ausgelöst. Der Verband fordert darin Aufklärung, damit sich Mädchen nicht „auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einlassen“. Dabei stellt er muslimische Männer grundsätzlich als Risiko dar, weshalb sich die „verantwortungsvollen Pädagogen“ des Verbandes nun fragen müssten, wie man Mädchen ab zwölf Jahren vor Sex mit ihnen warnen könne.

Formulierungen zu scharf?

Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen forderte Mannke und Seltmann-Kuke zum Rücktritt auf. Ihr Text sei nicht nur skandalös, sondern auch gefährlich. „Gerade in Zeiten, in denen die Zuwanderungsthematik die Gesellschaft zu spalten droht, sind diese Äußerungen pures Gift.“ Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte dem MDR: „Wir sind gut beraten, dass wir alles dafür tun, dass keine Klischees und Vorurteile bedient werden, sondern dass wir sachlich unsere Aufgaben erfüllen und alles dafür tun, dass Integration in unserem Land gelingt.“

Auf MZ-Nachfrage äußerte sich Mannke gestern nicht. Gegenüber dem MDR hatte er gesagt, es sei auf keinen Fall seine Absicht gewesen, „ein rechtes Spektrum zu bedienen.“ Er räumte ein, dass der Artikel in „manchen Formulierungen möglicherweise zu scharf“ sei. Am Freitag hatte er gegenüber der MZ die Kritik zurückgewiesen. (mz)