1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Theater Naumburg: Theater Naumburg: Schlachthof wird zur Bühne

Theater Naumburg Theater Naumburg: Schlachthof wird zur Bühne

Von Albrecht Günther 20.09.2019, 11:18
Alter Schlachthof als Theater: Nach Entfernung der Trennwand kann der künftige Theatersaal - hier gesehen von der Bühnenseite - 110 Besuchern Platz bieten.
Alter Schlachthof als Theater: Nach Entfernung der Trennwand kann der künftige Theatersaal - hier gesehen von der Bühnenseite - 110 Besuchern Platz bieten. Torsten Biel

Naumburg - Ein einsamer Stuhl inmitten eines großen, leeren Saals: Thomas Neugebauer setzt sich und versprüht Optimismus. Denn zum Start der Spielzeit 2023/24 werden 110 Zuschauer Platz im neuen Domizil des Naumburger Theaters finden, ist sich der Intendant sicher. Doch zunächst haben die Naumburger am Sonnabend, 28. September, während eines Tages der offenen Tür Gelegenheit, sich das Gebäude-Ensemble des ehemaligen Schlachthofes an der Talstraße und damit den Ort künftiger Theateraufführungen anzusehen.

Zumal es eine neue Planung für das Quartier gibt, wie Andrea Seidel bei einem Vor-Ort-Termin informiert. Die wurde notwendig, weil die Stadt Naumburg als Träger des Theaters ihr Vorgehen ändern musste. „Zur Variante mit einem Investitionsbedarf von rund 7,6 Millionen Euro hatten wir Fördermittel beantragt. Inzwischen jedoch haben sich die Bedingungen verändert, so dass wir einen EU-weiten Architektenwettbewerb hätten ausschreiben müssen“, so die Leiterin des Sachgebiets Stadtplanung weiter. Damit wäre die neue Spielstätte frühestens in sechs bis acht Jahren nutzbar gewesen. „So lange können und wollen wir nicht warten“, hebt Andrea Seidel hervor.

Die Verwaltung entschloss sich deshalb zu einer finanziell abgespeckten Variante, die rund 3,5 Millionen Euro kostet. Ob sie verwirklicht wird, hängt noch von einem Beschluss des Gemeinderates Anfang 2020 ab.

Gleich zwei Gewinner

Dabei würde es gleich zwei Gewinner geben: Die Stadt, weil sie nur einen geringen Betrag aufwenden muss; das Theater, weil es in absehbarer Zeit eine fast optimale Spielstätte erhält, ist die derzeitige im „Goldenen Hahn“ doch marode und zu klein.

Finanziert werden soll der Schlachthof-Umbau unter anderem aus einem 500 000-Euro-Zuschuss des Kreises, einer Million Euro, die der Stadt zum Denkmalschutz vererbt worden sind, sowie einer 1,5-Millionen-Euro-Förderung. Mit letzterer kann im Hauptgebäude, in das der Theatersaal kommt, eine Stahlkonstruktion eingebaut werden. „Sie ist notwendig, um Beleuchtung, weitere Technik und die Bühnenkonstruktion zu tragen“, erläutert David Groß. „Es geht also nicht um die Statik des Gebäudes“, so der Technische Leiter des Theaters weiter. Allerdings muss in dem Gebäude eine Trennwand beseitigt werden. „Damit entsteht ein für unsere Größe entsprechender Theatersaal, der auch die notwendige Breite aufweist und für Inszenierungen deutlich bessere Möglichkeiten bietet“, schätzt Neugebauer ein.

Für diese Lösung spreche außerdem, dass im angrenzenden hinteren Gebäude die Technik und Bühnenbilder untergebracht werden könnten, es also nur eines kurzen Weges bis zur Bühne bedürfe. Das Seitengebäude dagegen solle als Probebühne genutzt werden. In der früheren „Freibank“ an der Talstraße hätten Kostümschneiderei und Fundus, Disposition, Dramaturgie und Verwaltung Platz.

Manko: Es fehlt das Foyer

Einziges Manko: Es fehlt das Foyer. Im jetzigen Zustand würden die Zuschauer zwar vom Markgrafenweg aus - also gegenüber der Bühnenseite - das Haus betreten, allerdings stünden sie dann gleich im Saal. „Hier muss noch eine Lösung gefunden werden“, weiß auch Stadtplanerin Andrea Seidel. Stefan Neugebauer schlägt einen Anbau an die frühere „Freibank“ zum Markgrafenweg hin vor, der mit dem Saaleingang durch einen Gang verbunden wird.

Für die Umbauten kann die Stadt vom relativ guten Zustand der Gebäude profitieren, die nach der Wende vom Verein Arbeit und Leben zum großen Teil nach und nach saniert worden sind. Außerdem werden in der „Freibank“ im Auftrag der Stadt derzeit mehrere Räume hergerichtet, in welche die Rettungswache der Johanniter einziehen soll.

Sie ist derzeit in Containern auf einem Gelände an der Halleschen Straße untergebracht. „Wir werden sie als Stadt bis Januar 2023 an die Johanniter vermieten und damit eine Teilamortisation der Kosten erreichen“, kündigt Andrea Seidel an. Danach stünden die Räume in gutem Zustand dem Theater zur Verfügung. Auch das spare Kosten.

Nicht einbezogen in die Planungen ist die Villa des einstigen Schlachthofes, die sich am Eingang des Areals an der Seite zur Roßbacher Straße befindet. Dort soll für das kommende Schuljahr die Kleinjenaer Klinger-Schule untergebracht werden. Ihr Gebäude muss saniert werden.

Vor-Ort-Termin im alten Schlachthof zur Vorbereitung des Tages der offenen Tür: Theater-Intendant Stefan Neugebauer (r.), Stadtplanerin Andrea Seidel und David Groß, Technischer Leiter des Theaters Naumburg.
Vor-Ort-Termin im alten Schlachthof zur Vorbereitung des Tages der offenen Tür: Theater-Intendant Stefan Neugebauer (r.), Stadtplanerin Andrea Seidel und David Groß, Technischer Leiter des Theaters Naumburg.
Torsten Biel
In das Hauptgebäude (l.) kommt der Theatersaal, in die „Freibank“ (r.) unter anderem Verwaltung und Fundus. An das Gebäude könnte zum Markgrafenweg hin ein Foyer angefügt werden, das mit einem Gang zum Hauptgebäude führt.
In das Hauptgebäude (l.) kommt der Theatersaal, in die „Freibank“ (r.) unter anderem Verwaltung und Fundus. An das Gebäude könnte zum Markgrafenweg hin ein Foyer angefügt werden, das mit einem Gang zum Hauptgebäude führt.
Torsten Biel