Tag des offenen Denkmals in Naumburg Tag des offenen Denkmals in Naumburg: Einblick in einstigen Glanz der Reichskrone

Naumburg - Der Ansturm wird groß sein: Am Sonntag, 8. September, haben Besucher die seltene Möglichkeit, die Naumburger „Reichskrone“ zu besichtigen. Aus Anlass des Tages des offenen Denkmals, der in diesem Jahr dem Thema „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ gewidmet ist, werden ab 10 Uhr sowie ab 14 Uhr zwei kostenlose Führungen stattfinden.
Rundgänge mit Ulrich Böduel
Im Auftrag der unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Naumburg wird der Naumburger Denkmalpfleger und Restaurator Ulrich Böduel durch das am Curt-Becker-Platz stehende ehemalige Theater und Hotel führen. Voranmeldungen sind nicht möglich, Geduld ist also gefragt.
Begleitend zu den Führungen, an denen aus Sicherheitsgründen maximal 40 Personen teilnehmen können, wird es jedoch ein kleines Rahmenprogramm geben. Darüber informierten in einem Pressegespräch neben Ulrich Böduel die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Bau, Ute Freund, in deren Verantwortungsbereich sich die untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Naumburg befindet.
So können die Besucher im Eingangsbereich der „Reichskrone“ eine Ausstellung mit historischen Darstellungen und Bauzeichnungen betrachten. „Im Stadtarchiv sind über 300 Dokumente erhalten, die sowohl aus der Bauzeit des 1882 eröffneten Hotels und des 1883 eingeweihten Theaters stammen als auch aus der Umbauphase durch Friedrich Hoßfeld in den Jahren 1923 und 1924“, so Böduel, der sich intensiv mit der Baugeschichte der „Reichskrone“ beschäftigt hat.
Musik, Lesung und Imbiss
Schauspieler Markus Sulzbacher, ehemaliges Mitglied des Ensembles des Naumburger Theaters, wird dazu passend aus der 1900 veröffentlichten Novelle „Leutnant Gustl“ von Arthur Schnitzler (1862-1931) lesen, außerdem gibt es Musik. Mit einem kleinen Imbiss sowie Getränken wird für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt sein.
Claus-Peter Neumann von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK), die im Auftrag des Eigentümers, der Stadt Naumburg, die Sicherung des seit über 20 Jahren leer stehenden imposanten Gebäudes übernommen hat, geht ebenfalls davon aus, dass das Besucherinteresse am 8. September groß sein wird. „Sollten wir nicht allen Interessenten gerecht werden können, planen wir für den Tag der Städtbauförderung im nächsten Jahr eine Nachauflage“, so der Bauexperte. Zugleich bat er um Verständnis, dass die Gruppen nicht größer sein können: „Es handelt sich um eine laufende Baustelle, die besucht wird.“
Das bestätigt auch Oliver Kaptain vom Zeitzer Büro Senger und Kaptain, das die vor einigen Wochen begonnene Sicherung und Abdichtung des Daches (Tageblatt/MZ berichtete) planerisch betreut. „Die bisherige Abdeckung war porös, das hat zu Wasserschäden geführt. Außerdem haben wir unter dem Dach bislang unzugängliche Bereiche gefunden, in die teils ebenfalls Wasser eingedrungen ist“, berichtet der freischaffende Architekt. Nach seiner Aussage sind die Arbeiten dennoch gut fortgeschritten. „Wir liegen im Zeitplan, vor dem Winter ist das Dach - versehen mit einer bituminösen Schicht - dann wieder dicht.“
Dach als dauerhafte Lösung
Wie Neumann hervorhebt, ist die Abdeckung, die samt Gerüst 450000 Euro kostet - zwei Drittel sind gefördert, 150000 Euro muss die Stadt selbst tragen -, jedoch keine Notlösung. „Sie kann später dauerhaft genutzt werden, es wird hier also auch kein Geld verschleudert.“
Mit dieser Sicherung allerdings würden sich aus Sicht von Böduel auch neue Möglichkeiten der späteren kulturellen Nutzung des Gebäudes ergeben. „Es ist somit keine Eile geboten, das Haus zu verkaufen“, argumentiert er. Vielmehr solle sich die Stadt zwar private Partner ins Boot holen, den Gebäudekomplex jedoch nicht aus der Hand geben, da er sowohl geschichtlich gesehen als auch als Endpunkt einer am Dom beginnenden Achse stadtgestalterisch äußerst wertvoll sei. Als Beispiel für das von ihm favorisierte Vorgehen nennt Ulrich Böduel den einst von ihm betreuten Saalbau in Berlin-Neukölln. Für die Stadtverwaltung ist das jedoch kein Thema.
„Klarer Auftrag vom Rat“
„Wir haben vom Gemeinderat den klaren Auftrag erhalten, das Gebäude zu veräußern“, begründet Ute Freund. Außerdem sei eine Stadt von der Größe Naumburgs mit einem solchen Vorhaben finanziell überfordert, stünden ihr doch jährlich lediglich 1,1Millionen Euro für die Instandhaltung aller Gebäude und Liegenschaften zur Verfügung.
So hat nach Aussage von Claus-Peter Neumann bereits das erste Arbeitstreffen zur Vorbereitung eines Verkehsrwertgutachtens stattgefunden. Und Ute Freund ergänzt: „Wir werden ausschreiben, allerdings ist der Zeitpunkt noch unklar.“
