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Neun Naumburger Nächte  Neun Naumburger Nächte : Die Regenmacher im Marientor

Von Constanze Matthes 31.07.2018, 10:29
Ungewöhnliches Duo: Pianist Walter Lang und der Trommler Takuya Taniguchi aus Japan auf der Bühne.
Ungewöhnliches Duo: Pianist Walter Lang und der Trommler Takuya Taniguchi aus Japan auf der Bühne. Biel

Naumburg - Sie hatten den Regen nach Naumburg gebracht. Es gibt keine andere Erklärung. Kurz vor Beginn des Konzerts im Marientor fielen nach einem ersten Guss am frühen Abend die nächsten dicken Tropfen, rückten die rund 150 Zuschauer auf den Bänken unter dem Sonnensegel, das nunmehr als riesiger Regenschirm diente, zusammen. Auch die Bühne ist glücklicherweise überdacht, die von einem schwarzen Flügel und Trommeln gefüllt wurde. „Der Flügel wurde zwei Stunden gestimmt. Es gab auch schon eine Probe vorab“, berichtete Kulturmanagerin Heike Mattausch von den Vorbereitungen.

Ungewöhnliche Kombination

Gemeinsam geprobt hatten der Jazz-Pianist Walter Lang und der japanische Trommler Takuya Taniguchi, die dieses nunmehr sechste Konzert im Rahmen der „Neun Naumburger Nächte“ gemeinsam gestalteten. Auf eine Art und Weise, die wohl vielen Besuchern im Gedächtnis bleiben wird. Innerhalb des Jazz ist die Kombination aus Klavier und Schlagzeug zwar besonders, aber nicht unbekannt. Doch der Auftritt des Musikers aus dem fernöstlichen Land beeindruckte, stellte der Trommler doch sowohl Kraft als auch Eleganz unter Beweis, bestach sein auch ungemein athletischer Auftritt durch eine faszinierende Choreografie im Einklang mit seinem Körper und den Instrumenten.

Geschenk der Eltern

Lang und Taniguchi haben sich vor zehn Jahren im Heimatland des Trommlers kennengelernt. „Er sprach nur Japanisch, ich konnte kein Japanisch. Doch mit der Musik lief alles ganz easy“, erzählte Lang, der 1961 in Schwäbisch-Gmünd geboren wurde und Klavier und Komposition in Boston sowie Amsterdam studiert hat. Mittlerweile beherrscht Taniguchi die deutsche Sprache. Er erzählte, wie er der wurde, der er heute ist: „Als ich ein Kind war, schenkten mir meine Eltern eine Trommel. Für sie war es eine Katastrophe, für mich der Beginn meiner Laufbahn.“

Das ungewöhnliche Duo präsentierte eigene Kompositionen, in der das archaische Wesen der japanischen Trommelkunst „Taiko“ mit der Virtuosität des Jazz verschmolz, der Klang des Schlagwerks, zudem auch Becken und Gongs zählten, die Rhythmik der Titel unterstrich. Zu einigen Liedern, die sowohl japanische als auch englische Titel tragen, brachte der Japaner zudem seine kraftvolle Stimme ein.

Das Plätschern des Regens, die Blitze, die das Firmament erleuchteten, schufen eine eigene Atmosphäre. Immer wieder erhielten beide Musiker Zwischenapplaus und Jubelrufe, am Ende von einigen Zuschauern stehende Ovationen. Die Zugabe war Pflicht und zugleich eine Freude für das unvergleichliche Duo.

Zusammenrücken unter dem großen Schirm war die Devise zum Konzert. Denn ein Gewitter zog über die Stadt.
Zusammenrücken unter dem großen Schirm war die Devise zum Konzert. Denn ein Gewitter zog über die Stadt.
Biel