Neue Ausstellung auf Schloss Neuenburg Neue Ausstellung auf Schloss Neuenburg : Warm und glänzend

Freyburg - „Interieur mit Bettpfanne“ heißt ein Gemälde des niederländischen Barockmalers Pieter de Hooch (1629-1684). Das Original ist im Rijksmuseum in Amsterdam zu sehen. Ein Abdruck des Werkes ziert derzeit eine Informationstafel im Bergfried „Dicker Wilhelm“. Wie das Gemälde gibt auch die neue Sonderausstellung „Es wärmt. Die Form, der Stoff, das Licht.“ auf Schloss Neuenburg in Freyburg einen Einblick, wie die Menschen einst die kalte Zeit ohne moderne Heizung überstanden haben. Originale Bettpfannen dürfen dabei nicht fehlen.
Objekte von Sammlern
Die Exposition im Bergfried versammelt 130 Objekte aus Messing aus der Zeit vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Leihgeber ist das künftige Deutsche Messing Museum. Die Stücke stammen vom Brass Collectors Club Germany, einer Vereinigung von Messing-Sammlern aus ganz Deutschland mit Sitz im niederrheinischen Viersen. „Wir gestalten ja jedes Jahr eine kulturhistorische Ausstellung. Lange haben wir überlegt, was wir diesmal für ein Thema präsentieren. Dann bekamen wir den Hinweis auf jene Wanderausstellung rund um das Messing“, erklärt Museumsmitarbeiter Philipp Jahn. Es passe auch deshalb so gut in den historischen Raum der Neuenburg, weil viele Besucher fragen, wie die Menschen damals die kalten Zeiten ausgehalten haben, so Jahn weiter. Im „Dicken Wilhelm“ liegt die Temperatur in diesen ersten Frühlingstagen bei kühlen sieben Grad Celsius. Auf den drei Etagen des Bergfrieds versammeln sich Messing-Stücke aus den verschiedensten Bereichen des Alltags.
Doofpötte aus Holland
Zu sehen sind eine Auswahl an Tee- und Kaffeekannen sowie eine Runde an besonderen Stücken. So einen Eierkocher oder einen Kutschbockwärmer, mit dem sich der Kutscher Beine wie Hände warmhalten konnte. Im oberen Bereich können die Besucher Kohleeimer, Blasebalg, Kastanienröster sowie Doofpötte betrachten. Letztere, aus den Niederlanden stammend, haben nichts mit dem allseits bekannten Schimpfwort zu tun. „Das sind Kohledämpfer, die zur Herstellung von Holzkohle im Haushalt genutzt wurden“, erklärt Museumsmitarbeiterin Ellen Keindorff.
Die Legierung Messing entsteht bei der Mischung von Kupfer und Zink und war bereits in der Antike, damals allerdings aus Kupfer und dem zinkhaltigen Galmei geschmolzen, bekannt. Zu den Besonderheiten des Materials zählen seine Hitzebeständigkeit und Wärmeleitfähigkeit. Zentren der Herstellung waren unter anderem Aachen, Braunschweig und Nürnberg sowie der norddeutsche Raum.
Praktisch und hübsch
Dabei beweist diese Ausstellung, dass die Dinge nicht nur praktisch, sondern auch schön sind. Nicht nur wegen des goldähnlichen Glanzes, sondern auch durch ihre Dekorationen und Schmuckelemente. Einen besonderen Blickfang bildet die filigran gearbeitete Handwärmkugel, getrieben, gepunzt und ziseliert. Ihr Bild schmückt das Plakat zur Ausstellung. Genutzt wurden die Kugeln, in denen ein Stück glühende Holzkohle für Wärme gesorgt hat, unter anderem von Geistlichen während der Messe, erzählt Ellen Keindorff. Wer sich die Objekte sehr genau anschaut, wird bei einer ebenfalls sehr schmuckvollen und dekorativen Bettpfanne im dritten Geschoss auf eine Inschrift stoßen, die mit den leicht klagenden Worten „Wenn der Winter nicht wär...“ beginnt. Und wer kennt diese Wendung nicht heute noch.
